Der angeklagte Arzt betritt in Fußfesseln das Gericht
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Der 40-Jährige sitzt seit März in Untersuchungshaft.
Bildrechte: BR / Isabel Pogner
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Arzt wegen Millionenbetrug und sexuellem Missbrauch vor Gericht

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Ein Arzt aus Niederbayern soll in tausenden Fällen Leistungen abgerechnet haben, die so nicht erbracht wurden, darunter 6.300 Hausbesuche. Der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern sei dadurch ein Millionenschaden entstanden. Heute beginnt der Prozess.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth hat heute der Prozess gegen einen 40 Jahre alten Arzt aus Niederbayern begonnen. Der Mann muss sich wegen gewerbsmäßigen Betrugs in Millionenhöhe und sexuellen Missbrauchs verantworten. Er sitzt bereits seit März in Untersuchungshaft, am ersten Verhandlungstag wurde er in Fußfesseln ins Gericht geführt.

1,6 Millionen Euro Schaden

Anklage hat die Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg erhoben, die für die Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen zuständig ist. Sie wirft dem 40-jährigen Mediziner vor, die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) um mehr als 1,6 Millionen Euro betrogen zu haben.

Der Mann, der zuletzt in Waldkirchen wohnte, soll zwischen dem dritten Quartal 2021 und dem dritten Quartal 2024 in 13 Abrechnungszeiträumen systematisch Leistungen abgerechnet haben, die er gar nicht oder nicht wie vorgeschrieben erbracht hat. Konkret legt ihm die Staatsanwaltschaft zur Last, in mehr als 6.300 Fällen Hausbesuche abgerechnet zu haben, die nie stattgefunden haben. In weiteren 622 Fällen soll er telefonische Beratungen als teurere persönliche Behandlungen deklariert haben, die eine Anwesenheit beim Patienten voraussetzen. Die Ermittler gehen davon aus, dass er sich mit den Falschabrechnungen eine dauerhafte Einnahmequelle verschaffen wollte.

Arzt war als Springer eingesetzt

Der Angeschuldigte war seit 2017 als sogenannter Poolarzt für die KVB im ärztlichen Bereitschaftsdienst tätig. Das sind Ärzte, die keine regulären Bereitschaftsdienste übernehmen, sondern einspringen, um den laufenden Dienst zu entlasten. Poolärzte arbeiten laut KVB entweder in Praxen oder im Fahrdienst, um Patientinnen und Patienten daheim zu besuchen.

Frau bei Behandlung begrabscht

Neben dem Betrugsvorwurf wird dem Arzt auch ein sexueller Übergriff zur Last gelegt. Er soll im Februar 2021 während eines Hausbesuchs in Passau eine Patientin sexuell missbraucht haben. Laut Anklageschrift nutzte er die Behandlungssituation und das Vertrauensverhältnis aus, um die Frau an der Brust zu berühren. Der Verteidiger des Arztes streitet das am ersten Verhandlungstag vehement ab und erklärt: "Das ist nie passiert."

Die Staatsanwaltschaft beantragt die Einziehung des mutmaßlichen Schadens von rund 1,62 Millionen Euro. Für den Prozess sind 21 Verhandlungstermine anberaumt. Vorab hatte die Verteidigung erfragt, ob der Mann mit einer Bewährungsstrafe rechnen könne, falls er für den mutmaßlich entstandenen Schaden aufkomme und ein Geständnis ablege, die Staatsanwaltschaft lehnte das jedoch ab. Der Prozess wird am 18. Dezember fortgesetzt, das Urteil wird am 31. März 2026 erwartet.

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