Wenn aus einem kleinen gallischen Dorf plötzlich Würzburg wird und der Druide Miraculix als Meisterwinzer seinen "Mädschig Schobbe" ausschenkt, dann bleibt kein Zweifel: Asterix und Obelix sind tatsächlich in Unterfranken unterwegs. Genau 50 Jahre nach dem Originalband "Der Seher" von René Goscinny und Albert Uderzo erschien nun der bereits achte Band der mainfränkischen Asterix-Reihe: "Der Lüücheböüdel".
"Der Lüücheböüdel": Wenn ein Seher Fake News verbreitet
Eigentlich wollte das Übersetzer-Team aus Sprachwissenschaftler Gunther Schunk und Comicfan Kai Fraass gar keinen Asterix mehr auflegen – aber zurzeit habe man so viel mit Fake News zu tun, dass sie die Geschichte einfach machen mussten, so Schunk: "Dass sich ein Lügenbeutel an der Gutgläubigkeit der Menschen bereichert, das gibt's leider überall auf der Welt."
In der unterfränkischen Version stelle ein windiger Zukunftsglodser namens Feek-Njuus die Mainfranken ganz schön auf die Probe und sogar der "Bürchermäster" muss schließlich fragen: "Fälld uns glei der Himml uff'n Ölmes?"
Die spinnen, die Römer ...
Schunk und Fraass sehen sich dabei nicht nur als bloße Übersetzer der bekannten Vorlage, sondern auch als Neuinterpreten. Es wimmelt nur so vor unterfränkischen Marotten und auch politische Spitzen bleiben nicht aus. Die Besatzer sind in der unterfränkischen Version die (nicht-fränkischen) Bayern, wobei Magnus Södrus Maximus im Südn das Sagen hat. Gegen Asterix, Obelix und "Hündle" Idefix ziehen die Römer aber zum Schluss wie gewohnt den Kürzeren.
"Wir wollten unseren eigenen Band haben"
Eine Schwierigkeit beim Übersetzen: Das eine "Mainfränkisch" gibt es nicht, sondern viele Variationen auch innerhalb Unterfrankens. Schunk und Fraass haben sich deshalb einfach die schönsten Wendungen und Begrifflichkeiten aus verschiedenen Ecken Mainfrankens herausgesucht. "So haben wir eigentlich eine Art künstlichen Regiolekt erzeugt", erklärt Sprachwissenschaftler Gunther Schunk.
Es gehe darum, den Dialekt am Leben zu erhalten, sagt Fraass. Die Sprüche, die man abends in der Kneipe hört, irgendwo festzuhalten. Auch Identität spiele hier eine Rolle. Die oberfränkischen Asterix-Bände, die es bereits gibt, seien eben kein Unterfränkisch. Für Fraass ist klar: "Wir wollten unseren eigenen Band haben."
Aus Schnapsidee wird Erfolgsgeschichte
Dass daraus mittlerweile acht Comics geworden sind, hätten sich die beiden nie erträumt, als sie 2003 den ersten Band übersetzt haben. "Das war eine klassische studentische Schnapsidee", erzählt Schunk. Doch die scheint bei den Fans anzukommen, denn trotz des vergleichsweise kleinen Dialektgebiets ist der "meefränggische" Asterix ein echter Verkaufsschlager. Von den ersten sieben Bänden wurden rund 150.000 Exemplare verkauft.
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