An einem Abend im März veränderte sich Danijels Leben. Ein Leben, das zuvor so aussah: Danijel war schon früh drogenabhängig, schaffte trotzdem einen Ausbildungsabschluss in der Gastronomie. Dann aber: Jobverlust, Schulden, Wohnungslosigkeit.
Wohnungsloser Danijel: "Wenn Martina nicht gewesen wäre, …"
An dem Märzabend, an dem Danijels Leben eine Wendung nimmt, kommt Martina Mengele aus dem Urlaub nach München zurück. Als sie aus dem Haus zum Auto geht, um die restlichen Sachen hereinzutragen, sieht sie einen Mann, der sich über ihre Sachen beugt. "Sorry, nicht zu verschenken", sagt sie zu Danijel.
"Und dann hast du gefragt, ob ich Hunger habe", erinnert sich Danijel heute, ein halbes Jahr später, an ihre erste Begegnung. "Ich habe gesehen, dass sie ein herzlicher Mensch ist. Wenn Martina nicht gewesen wäre, keine Ahnung, was dann weiter passiert wäre."
Wie weit geht Freundschaft?
Seitdem versuchen die beiden gemeinsam, Danijels Leben positiv zu verändern. Sie kaufen günstige Kleidung ein, organisieren eine Krankenkassenkarte und richten ein geschenktes Fahrrad her. "Es ist immer ein Geben und Nehmen", sagt die Musikwissenschaftlerin. "Ich habe total viel von Danijel gelernt. Wie er aufgeblüht ist, war mit das Erstaunlichste. Wenn man einfach durchs Raster fällt, am Boden ist und es dann trotzdem schafft, sich aufzuraffen."
Danijel schläft aktuell in einer Notschlafstelle. Für drei Monate ist er dort untergekommen. Martina hilft mit bei der Suche nach einer Dauerlösung – und nach einem Job. Und weil bei potenziellen Arbeitgebern der erste Eindruck zählt, gehen die beiden erstmal zum Friseur. Den bezahlt Martina. Auch die Kosten für ein neues Hemd oder Danijels Methadon-Therapie gehen manchmal auf ihr Konto. Die Therapie lindert die Entzugserscheinungen und dämpft das Verlangen nach Heroin, ohne den schnellen Rausch auszulösen. "Ich habe eine Bankkarte, die kann ich da durchziehen und dann ist ihm geholfen. Und für ihn ist das eine Riesenhürde", sagt Martina.
Hilfe ist mehr als Geld
Auf einer Onlineplattform hat Martina ein Spendenprojekt für Danijel ins Leben gerufen. 4.500 Euro konnte sie so schon sammeln. Damit versuchen die beiden, laufende Kosten zu decken und Danijels Schulden abzubezahlen.
Doch Martina findet, dass Geld nicht das Wichtigste sei, wenn es um Solidarität gehe. "Es ist auch einfach ein Lächeln. Oder zuzuhören", sagt sie. "Das ist oft mit das Wichtigste, den anderen Menschen wirklich wahrzunehmen und ihn zu sehen."
Job, drogenfrei und dann?
Immer wieder treffen sich die beiden auf den Stufen des Theaters am Gärtnerplatz in München. Am aufgeklappten Laptop versuchen sie den Überblick über Bürokratie und Anträge zu bewältigen – die heute aus einem glücklichen Anlass auf sie zukommen: Seit einigen Tagen hat Danijel einen Job als Servicekraft. Ein Meilenstein.
Aber da gibt es noch diesen einen großen Traum. Für den will Danijel endgültig von den Drogen runterkommen. "Ich habe noch zwei Kinder, die ich wieder sehen will", sagt er und weint leise. Martina legt den Arm um ihn.
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