Generell sind Wölfe im bayerischen Alpenraum nach wie vor eher selten. Laut Landesamt für Umwelt gab es weder 2024 noch 2025 bisher Risse im bayerischen Alpenraum. Allerdings fühlen sich die Almbauern besonders bedroht. Denn ihre Herden mit Zäunen zu schützen ist bei dem unwegsamen Gelände besonders schwierig, Hütehunde seien außerdem in frequentierten Wandergebieten schwierig.
Deswegen fordert Regionalalmbauer Ludwig Böddecker von der Politik, "dass wir schnellstmöglich bei Problemwölfen eine Entnahme kriegen. Nicht erst vier Wochen später und dann geht es vor Gericht und dann wieder verworfen. Schnellstmöglich, wenn was passiert."
Böddecker hat selbst Tiere auf Almen in der Gegend. Aktuell merken er und seine Kollegen, dass die Tiere stark beunruhigt sind. Die Almbauern vermuten einen Wolf. "Das geht so weit, dass die Tiere zu anderen Almen kommen, weil sie so versprengt sind." Manchmal würden Kühe durch die Zäune brechen, die sie eigentlich schützen sollen – sie dann wiederzufinden, sei nicht immer einfach.
Was Bundeslandwirtschaftsminister Rainer angekündigt hat
Der neue CSU-Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer hatte in diese Richtung tatsächlich eine Ankündigung bei der Hauptalmbegehung gemacht, die heuer in Ruhpolding stattfand: Seiner Aussage nach wolle die Bundesregierung den Wolf in das Bundesjagdgesetz aufnehmen und den Erhaltungszustand "günstig" für ganz Deutschland an die EU melden.
Bisher war das nur für einige Teile im Norden geschehen – nicht für Bayern. Die Ministerien arbeiteten Rainers Aussage nach gerade an einer rechtssicheren Grundlage für diese Änderungen. Im Bundesumweltministerium dagegen heißt es auf BR24-Anfrage: Man wisse nichts von einer solchen Zusage.
Rainer machte im Interview mit dem BR auch klar: Es geht um ein Nebeneinander zwischen Wolf und Landwirtschaft, es werde keine Ausrottung geben.
Erhaltungszustand - national, aber nicht isoliert
Im Juni 2025 stellte der EuGH klar (C‑629/23): Der "günstige Erhaltungszustand" einer Art muss in erster Linie national festgestellt werden. Erstreckt sich ihr Verbreitungsgebiet über Staatsgrenzen, dürfen aber auch benachbarte Populationen berücksichtigt werden – sofern es zwischen ihnen relevanten Austausch gibt.
Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Aspekte dürfen in die Bewertung einfließen, allerdings nur, wenn die drei Kernkriterien der EU-Habitatrichtlinie erfüllt sind: stabile Populationsdynamik, kein Rückgang des Verbreitungsgebiets und ausreichend Lebensraum. Der Fall ging auf eine Klage gegen die estnische Wolfsjagdquote von 140 Tieren zurück.
Was Naturschützer dazu sagen
Naturschützer wie Norbert Schäffer vom Landesbund für Vogelschutz sprechen sich dafür aus, auffällige Wölfe zu entnehmen. Aber insgesamt macht er sich Sorgen um die Situation des Wolfes – denn die ohnehin niedrigen Zahlen in Bayern sind zuletzt gesunken. "Der Wolf ist selten und er nimmt ab – von daher die Einstufung zu fordern, das ist absurd."
Dass die Zahl der Rudel wieder gesunken ist, kann sich Schäffer nicht erklären. Er befürchtet, dass Wölfe illegal erschossen worden sind – das nachzuweisen, sei aber schwierig. Laut der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf gab es in Bayern 2023 sieben Rudel. 2024 waren es fünf. Keines davon aber in den bayerischen Alpen, hier sind es immer wieder Einzeltiere, die durchziehen.
Im Video: Der Bundeslandwirtschaftminister im Interview:
Im Video: Der Bundeslandwirtschaftminister im Interview
Audio: Hauptalmbegehung in Ruhpolding mit dem Landwirtschaftsminister:
CSU-Bundeslandwirtschaftsminister bei seiner ersten traditionellen Almbegehung – heuer in Ruhpolding.
Im Video: Schutz oder Abschuss - Was macht Bayern mit dem Wolf?
(Symbolbild) Wie geht Bayern weiter mit dem Wolf um? Das wird wohl eines der Hauptthemen bei der 78. Hauptalmbegehung sein.
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