Die Menschen in Bayern sollen sich ein Jahr lang freiwillig engagieren. "Bayernjahr" nennt die CSU-Landtagsfraktion das, was sie als Idee bei ihrer Herbstklausur im Kloster Banz präsentiert hat. Das Angebot soll sich an junge Menschen richten, aber generell altersunabhängig sein. Und es wäre ein erster Schritt hin zu einem Gesellschaftsjahr, das nach den Vorstellungen der CSU verpflichtend aus dem Wehrdienst oder einem anderen Dienst bestehen soll - nach einer Grundgesetzänderung. Als Anreiz könnten für junge Menschen Bonuspunkte bei der Studienplatzvergabe oder sogar ein kostenloser Führerschein locken.
Planungen noch wenig konkret
Wie das "Bayernjahr" jedoch genau ablaufen soll, ist noch unklar. Daran müsse man jetzt arbeiten, sagt CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek: "Da wollen wir möglichst flexibel bleiben. Die Idee ist, dass man verschiedene Module wahrnehmen kann, zum Beispiel in der Wirtschaft, im Umweltbereich, im Sportbereich. Die kann man möglicherweise auch kombinieren."
Von den Organisationen und sozialen Trägern, die die Freiwilligen aufnehmen könnten, gibt es bisher kaum Reaktionen. Zu viele Fragen sind noch offen: Wie ließe sich bei bundesweiten Verbänden ein bayerischer Alleingang organisieren? Lassen sich Freiwillige in nur wenigen Monaten integrieren, bevor sie zur nächsten Station, zum nächsten Modul weiterziehen? Reicht die Zeit, um sie dort jeweils auszubilden?
Jugendarbeits-Verband aufgeschlossen - Jugendliche auch
Philipp Seitz, Präsident des Bayerischen Jugendrings, der auch zur Fraktionsklausur nach Oberfranken eingeladen war, glaubt: Die Motivation durch Anreize wie den kostenlosen Führerschein sei höher, als sie es bei einem verpflichtenden Jahr wäre. Seitz findet, die Übernahme von Führerscheinkosten oder Finanzierungserleichterungen für das Studium griffen konkrete Probleme junger Menschen auf.
Auch eine Umfrage unter Schülern an einem Berufsschulzentrum im niederbayerischen Kelheim zeigt: Die 15- bis 21-Jährigen sind der Idee gegenüber aufgeschlossen. Weil der Führerschein heutzutage so viel kostet, wäre eine finanzielle Unterstützung eine Erleichterung, erklärt eine Schülerin, die früher schon bei Kinderfreizeiten mitgeholfen hat. Gesellschaftliches Engagement bringt jungen Menschen mehr Perspektiven, mehr Orientierung für später, bejahen zwei andere Schüler den Vorschlag: "Die, die nicht viel Plan haben, haben dann schon mal einen kleinen Test, was sie machen wollen." - "Und es ist ein guter Ansporn für viele Jugendliche, mehr aus dem Leben zu machen."
Wann knallen für das "Bayernjahr" die Sektkorken?
Ob und wann das "Bayernjahr" im Freistaat eingeführt wird, steht noch nicht fest. Zunächst muss der Koalitionspartner, die Freien Wähler, überzeugt werden. Und dann müssen viele organisatorische und finanzielle Fragen geklärt werden. Auf die Frage von BR24, wer denn den Führerschein für die engagierten Jugendlichen bezahlt, antwortete der CSU-Fraktionsvorsitzende Klaus Holetschek: "Da brauchen wir dann gemeinsam ein System. Das kann eine Mischfinanzierung sein. Da muss man verschiedene Möglichkeiten vorschlagen."
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