Olympische Ringe am Eiffelturm
Olympische Ringe am Eiffelturm
Bild
Vor dem Olympia-Bürgerentscheid: Wie nachhaltig waren die Spiele für Barcelona und Paris?
Bildrechte: picture alliance / Marco Wolf | Marco Wolf
Schlagwörter
Bildrechte: picture alliance / Marco Wolf | Marco Wolf
Videobeitrag

Vor dem Olympia-Bürgerentscheid: Wie nachhaltig waren die Spiele für Barcelona und Paris?

Videobeitrag
>

München und Olympia: Wie war es für Barcelona und Paris?

München und Olympia: Wie war es für Barcelona und Paris?

In knapp zwei Wochen entscheiden die Münchner über die Olympiabewerbung ihrer Stadt. Was haben die Spiele in Barcelona und Paris langfristig gebracht? Wie sehen die Bürger dort die Olympischen Spiele in der Rückschau?

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

In knapp zwei Wochen entscheiden die Münchner über eine mögliche Bewerbung für olympische Spiele. Während Befürworter großes Potenzial sehen, befürchten Gegner erhebliche finanzielle Risiken und langfristig steigende Preise in ihrer Stadt. Das BR-Politikmagazin Kontrovers hat Impressionen aus Barcelona und Paris gesammelt: Welche Erfahrungen haben sie mit Olympia gemacht?

Barcelona 1992: Olympia als Chance zum Aufschwung

Kaum etwas hat das Stadtbild Barcelonas nachhaltiger verändert als die Olympischen Spiele von 1992, sagt Emilio Fernández von der Autonomen Universität Barcelona. Wer die Stadt erst seit den Neunzigern kennt, erlebt sie als zum Meer geöffnet, mit Strandpromenade. Doch das war nicht immer so: Jahrhundertelang kehrte Barcelona dem Meer den Rücken. Entlang des Ufers standen Industrieanlagen, bis in die Sechziger Jahre lebten tausende Menschen in teils elendigen Verhältnissen in Baracken auf einem schmalen Streifen Strand.

Heute befindet sich dort das olympische Dorf mit tausenden Wohnungen in Meeresnähe. Der Sand wurde eigens für Olympia aufgeschüttet und erfreut heute noch Touristen wie Anwohner beim Sonnen, Schwimmen oder Beachvolleyball spielen. Eine Bewohnerin des Olympischen Dorfes schwärmt: "Dort gibt es einen Innenhof, das ist alles sehr durchdacht angelegt. Und dann der Zugang zum Meer. Wir kommen jede Woche hierher. Und das hätte es ohne Olympia nicht gegeben." Barcelona ist – auch durch Olympia – zu der hippen, touristischen, aber auch teuren und gentrifizierten Stadt geworden, die sie heute ist.

Aufbruchstimmung durch Olympia

"Der Zuschlag für Olympia wurde genutzt, um ein sehr heruntergekommenes Gebiet umzukrempeln, neue Strände anzulegen", erklärt Fernández. Heute ist er Direktor am Zentrum für olympische Studien – damals jedoch war er einer von 100.000 Freiwilligen, die im Einsatz waren, um die Spiele ausrichten zu können. Bis heute erinnert er sich an die Aufbruchsstimmung: "Es herrschte Einvernehmen darüber, dass die Gelegenheit, Olympische Spiele auszurichten, für die Stadt und für Spanien positiv sein würde."

Auch Francesc Terrón i Cusí, Leiter der Stiftung Olympia Barcelona, betont im Kontrovers-Interview: Im Gegensatz zu anderen Austragungsorten sei Barcelona einen anderen Weg gegangen. Die Spiele seien in den Dienst der Stadt gestellt worden – nicht umgekehrt. Die olympischen Sportstätten wurden bereits von vornherein mit dem Ziel konzipiert, nach Olympia von den Bürgern weitergenutzt zu werden.

Paris 2024: Stadtentwicklungsprojekte beschleunigt

Unter anderen Voraussetzungen hat Paris im vergangenen Jahr die Sommerspiele ausgerichtet. Das architektonische Stadtbild veränderte sich auf den ersten Blick nicht. Und doch ist vieles anders: Dort, wo früher Autos in etlichen Spuren um den Place de la Concorde kreisten, sind heute vor allem Radfahrer und Fußgänger zu sehen. Ein ähnliches Bild zeigt sich rund um den Haupteingang des Louvre.

Denn Paris hat im Rahmen von Olympia einen großen Teil des Autoverkehrs aus dem Zentrum verbannt. Konzepte dazu waren längst in Planung – doch Olympia wurde genutzt, um die Entwicklungen zu beschleunigen. Viele Pariser sind begeistert: "Es gibt viel weniger Autos. Statt mehreren Autospuren gibt es jetzt drei Fahrradwege", erzählt ein Rikscha-Fahrer. Ein Kurier freut sich über "weniger Lärm und Umweltverschmutzung und weniger Unfallgefahren."

Außerdem investierte Paris 1,4 Milliarden Euro in die Säuberung der Seine und konnte in den Sommermonaten provisorische Badestellen einrichten, die gut angenommen wurden. 100 Jahre lang war das Schwimmen in dem Fluss, der mitten durch die Stadt fließt, strikt verboten gewesen.

Olympia strategisch für Infrastrukturprojekte genutzt

Ein Blick nach Saint-Denis, einem sogenannten Brennpunkt-Viertel im Norden von Paris. Dort wurde gezielt das Olympische Dorf gebaut und im Zuge dessen auch die öffentlichen Verkehrsmittel ausgebaut. Bürgermeister Mathieu Hanotin war einer der Olympia-Hauptorganisatoren: "Wir wollten beweisen, dass wir durch die richtigen Investitionen aus den Spielen Kapital schlagen können." So wurde etwa im Rahmen der Olympischen Spiele ein neuer Bahnhof in Saint-Denis gebaut.

Doch trotz ausgebauter Infrastruktur ist das Echo hier verhalten. Eine Passantin vergleicht im Kontrovers-Gespräch: "Damals waren die Straßen sauber. Zu der Zeit. Aber jetzt ist wieder alles wie zuvor. Es ist nicht mehr viel zu merken von Olympia."

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!