Die Betreiberin der Seniorenwohnanlage "Parkwohnstift" in Bad Kissingen, die Ambiente Care Süd GmbH, teilt mit, dass sie ihren gesamten Pflegebereich mit im Augenblick 29 pflegebedürftigen Bewohnerinnen und Bewohnern schließen will. Diese Entscheidung sei in enger Abstimmung mit der Heimaufsicht im Landratsamt Bad Kissingen und mit dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen getroffen worden. Ambiente Care schreibt, dass das Unternehmen die betroffenen Senioren "mit größter Sorgfalt und Aufmerksamkeit" bei dem Übergang begleiten werde.
Landratsamt: Keine Schließungspläne bekannt
Das Landratsamt Bad Kissingen teilt dagegen mit, dass Ambiente Care der Heimaufsicht bislang keine konkreten Planungen hinsichtlich einer etwaigen Schließung der Pflegestation am Parkwohnstift mitgeteilt habe. Bad Kissingens Landrat Thomas Bold (CSU) zeigt sich tief betroffen von der aktuellen Lage. "Sie ist an sich schon tragisch – und im Hinblick auf die bevorstehende Weihnachtszeit noch schwerer zu ertragen. Unsere Heimaufsicht unterstützt dabei, für alle Betroffenen tragfähige Lösungen zu finden."
Grund für Auflösung des Pflegebereich nicht genannt
Im Parkwohnstift wohnten laut der letzten Information eines Betriebsratsvertreters gegenüber dem BR rund 160 Menschen. Rund 130 davon leben im Bereich "Wohnen mit Service", das heißt u.a. mit externen Pflegediensten oder Essensversorgung. Für diese Senioren würden durch diese Entscheidung "keinerlei Versorgungsengpässe" entstehen. Die ambulante pflegerische Versorgung sei "weiterhin vollständig sichergestellt," schreibt Ambiente Care. Zum eigenen Unternehmen schreibt die Ambiente Care, dass es "ein wachsendes Unternehmen in der Pflege- und Betreuungsbranche" sei. Es betreibe zwölf stationären Einrichtungen und drei ambulanten Pflegedienste in Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen. Warum der Pflegebereicht aufgelöst wird, wird in der Mitteilung nicht begründet. Entsprechende BR-Nachfragen blieben bislang unbeantwortet.
Zunächst sollten nur 13 Senioren verlegt werden
Wie am vergangenen Freitag berichtet, hatte Ambiente Care zunächst mitgeteilt, dass das Unternehmen die "Überleitung" von 13 pflegebedürftigen Bewohnern plane. Grund sei ein "kurzfristig außergewöhnlich hoher Krankenstand unter den Mitarbeitenden". Die Überleitung erfolge "rein vorsorglich, um die Qualität und Sicherheit der Pflege jederzeit gewährleisten zu können und gleichzeitig das Team vor Ort zu entlasten." Das Diakonische Werk Schweinfurt hatte da bereits die Übernahme dieser 13 Senioren angeboten. Bislang sind aber offenbar keine Senioren in andere Einrichtungen gebracht worden.
Betriebsrat: Stimmung in der Belegschaft "schrecklich"
Ein Vertreter des Betriebsrats von Ambiente Care im Parkwohnstift Bad Kissingen sagte zuletzt auf BR-Anfrage, dass die Stimmung in der Belegschaft "schrecklich" sei. Der Betriebsratsvertreter will namentlich nicht genannt werden. Ein Grund für die Unzufriedenheit sei, dass erneut ausstehender Lohn und Weihnachtsgeld nicht gezahlt worden seien. Heuer seien gerade einmal in zwei Monaten die Löhne fristgerecht überwiesen worden. Rechnungen an Lieferanten würden nicht bezahlt. Die Situation sei katastrophal. Der Betriebsratsvertreter berichtet, dass im Parkwohnstift etwa 150 Menschen arbeiten, davon 30 in der Pflege, von denen 17 oder 18 krankgeschrieben sind. Zudem leben dort rund 130 nicht pflegebedürftige Senioren. Ambiente Care hat bisher nicht auf die Vorwürfe reagiert.
Haus wurde vor rund einem Jahr übernommen
Wie berichtet, hatte die Parkwohnstift gGmbH 2024 Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet, woraufhin die Ambiente Care GmbH am 1. Januar 2025 das Haus übernahm. Laut der Internetseite von Ambiente Care gab es auch am Pflegestandort Unna Probleme. Für diese Einrichtung in Nordrhein-Westfalen schrieb Ambiente Care auf ihrer Internetseite: "Entgegen vereinzelten Medienberichten gab es keinen Streik. Ein Großteil der Mitarbeitenden ist regulär zum Dienst erschienen." Der "Hellweger Anzeiger" berichtet jedoch über drohende Streiks aufgrund ausstehender Gehaltszahlungen der Mitarbeiter.
Vor vier Jahren wurde die "Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf" in Unterfranken geräumt, als Pflegekräfte aus Protest gegen die Rückkehr der ehemaligen Geschäftsführerin ihre Arbeit niederlegten. Die Heimaufsicht veranlasste die Verlegung der 52 Bewohner in andere Einrichtungen.
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