Die "gute Nachricht" stellt die bayerische Landtagspräsident Ilse Aigner (CSU) voran: Trotz aller Krisen, trotz Belastungen im Alltag und viel Verunsicherung stellten die Bayern die Demokratie nicht in Frage, "bleiben die Menschen ihrem Wertekompass treu". Denn laut dem zweiten Demokratiereport im Auftrag des Landtags ist die Demokratie für 94 Prozent der Wahlberechtigten im Freistaat allgemein eine gute Regierungsform.
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Neben Licht gibt es Aigner zufolge in der repräsentativen Umfrage aber auch Schatten, wenngleich "keinen Grund schwarzzusehen". Zurückgegangen ist innerhalb eines Jahres der Anteil der Befragten, die alles in allem zufrieden damit sind, wie die Demokratie in Bayern funktioniert: von 76 auf 71 Prozent. Von den Männern werten 76 Prozent die Demokratiepraxis positiv, von den Frauen mit 66 Prozent deutlich weniger. Nach Einschätzung der Landtagspräsidentin sehen Frauen sich in der Politik zu wenig repräsentiert oder wahrgenommen, auch hätten sie wohl eine größere Distanz zum Stil, "wie in der Politik gearbeitet wird".
Viel Vertrauen in die Polizei, am wenigsten in Parteien
Gesunken ist insgesamt auch das Vertrauen in die Institutionen. Die Polizei hält mit 83 Prozent die große Mehrheit der Bayern für vertrauenswürdig, das sind 4 Prozentpunkte weniger als 2024. Die Justiz kommt auf 65 Prozent (minus 4 Punkte).
Das größte Minus ergab die Umfrage beim Vertrauenswert für den bayerischen Landtag: um 8 Punkte auf 52 Prozent. Der Staatsregierung bringen 46 Prozent Vertrauen entgegen (-4 Punkte). Sowohl beim Landtag als auch bei der Staatsregierung liegt der Rückgang vor allem daran, dass weniger Menschen überhaupt eine Meinung haben. In politische Parteien haben 35 Prozent Vertrauen (+1).
Aigner sieht Handlungsauftrag für die Politik
Aigner sieht einen "Handlungsauftrag": Der Landtag müsse noch stärker als Ort der Problemlösung wahrgenommen werden. Auffällig ist für die Landtagspräsidentin, "dass Frauen sich deutlich weniger zufriedengeben mit der Art, wie Demokratie funktioniert".
Sechs von zehn Bayern (62 Prozent) sind der Meinung, dass die politischen Debatten im Freistaat sich mit den Themen beschäftigen, die den Bürgern auch wichtig sind. Über die Bundesebene sagen das mit 49 Prozent deutlich weniger.
Jeder Vierte nennt AfD als größte Bedrohung der Demokratie
Bedroht sehen die Demokratie in Bayern 38 Prozent der Befragten (+4 Punkte). Frauen zeigen sich dabei stärker besorgt (43 Prozent) als Männer (31 Prozent). Als größte Gefahr für die Demokratie im Freistaat nennt unverändert jeder Vierte (24 Prozent) die Positionen der AfD, fast jeder Siebte (15 Prozent) politischen Extremismus von Rechts (+1). In der Migration sieht nur noch jeder Zehnte (10 Prozent) die größte Gefahr für die Demokratie (-6 Punkte).
Als größte Bedrohungen für eine offene und faire Debattenkultur sehen die Bayern Hass und Hetze vor allem im Netz (71 Prozent), die Verbreitung von Falschinformationen (69 Prozent) sowie Beleidigungen und Bedrohungen (55 Prozent). Die Meinungsfreiheit in Deutschland sehen zwei Drittel gewährleistet (67 Prozent), etwas weniger als vor einem Jahr (-2)
"Wie ticken die Bayerinnen und Bayern?"
Der Demokratiereport soll laut Aigner Sorgen der Menschen, die Entwicklung der Demokratie und deren Herausforderungen aufzeigen. Es gehe um Antworten auf die Frage: "Wie ticken die Bayerinnen und Bayern? Was prägt unsre politische Kultur? Und wie ist es um unsere Demokratie und auch um den Zusammenhalt bestellt?"
Dafür befragte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap vom 15. bis 30. September 2025 insgesamt 1011 Wahlberechtigte aller Altersgruppen in Bayern (580 Telefoninterviews und 431 Online-Interviews). Es handelt sich um eine repräsentative Studie unter den Wahlberechtigten im Freistaat.
Im Video: Demokratie-Report Bayern: Vertrauen in Institutionen sinkt
Demokratie-Report Bayern: Vertrauen in Institutionen sinkt
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