Der mutmaßliche Schleuser sitzt zum Prozessauftakt neben seiner Anwältin im Landgericht Landshut.
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Der mutmaßliche Schleuser sitzt zum Prozessauftakt neben seiner Anwältin im Landgericht Landshut.
Bildrechte: BR/Harald Mitterer
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Schleuserprozess in Landshut: Angeklagter lehnt "Deal" ab

Schleuserprozess in Landshut: Angeklagter lehnt "Deal" ab

Unter menschenunwürdigen und lebensgefährlichen Bedingungen soll ein Mann etwa 150 Kinder und Erwachsene nach Deutschland geschleust haben. Ab heute wird dem 36-Jährigen in Landshut der Prozess gemacht. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Vor dem Landgericht Landshut hat heute ein aufsehenerregender Schleuserprozess begonnen. Auf der Anklagebank sitzt ein Mann, der einer der führenden Köpfe einer inzwischen zerschlagenen Schleuserorganisation gewesen sein soll. Die Anklage lautet auf gewerbs- und bandenmäßiges Einschleusen von Ausländern.

150 Kinder und Erwachsene menschenunwürdig eingeschleust

Die Staatsanwältin listete in ihrer Anklage die Namen von rund 150 Kindern und Erwachsenen auf, die 2023 mithilfe des Angeklagten illegal aus Österreich nach Deutschland eingeschleust wurden. Die Menschen sollen vorwiegend über kleinere Grenzübergänge eingeschleust worden sein: wie zum Beispiel über den Grenzübergang im oberbayerischen Laufen oder den im niederbayerischen Simbach am Inn.

Laut Staatsanwaltschaft soll der 36-jährige Angeklagte die Menschen unter unwürdigen und lebensgefährlichen Bedingungen transportiert haben. So sollen die Geschleusten, darunter auch Kleinkinder, hauptsächlich in sogenannten Kastenwägen auf den Ladeflächen zusammengepfercht worden sein. Auf deutscher Seite wurden sie dann in Waldstücken hinter der Grenze ausgesetzt und sich selbst überlassen – immer wieder auch im Raum Eggenfelden im Kreis Rottal-Inn.

Bei Verurteilung: Bis zu zehn Jahre Gefängnis

Angesichts der scheinbar erdrückenden Beweislast und des bevorstehenden Mammutprozesses - er soll bis weit in das kommende Jahr hinein dauern - stellte der Vorsitzende Richter im Falle eines sofortigen Geständnisses eine so wörtlich "erhebliche Strafmilderung" in Aussicht. Doch das lehnte der aus der Ukraine stammende und bis zu seiner Festnahme in Ungarn lebende Angeklagte nach kurzer Prozessunterbrechung ab. Bei einer Verurteilung drohen dem Angeklagten bis zu zehn Jahre Haft.

Mehr Schleuserprozesse in Bayern

Immer wieder werden Schleuser in Bayern gefasst und verurteilt. Das Landgericht Traunstein in Oberbayern verhängte im September dieses Jahres sieben Jahre Haft für einen 38 Jahre alten Schleuser. Ihm konnte nachgewiesen werden, dass er in den Jahren 2020 und 2021 insgesamt 275 Menschen illegal nach Deutschland eingeschleust hatte.

Im aktuellsten Fall verhängte ebenfalls das Landgericht Traunstein hohe Strafen für vier Männer, die zusammen fast 800 Menschen illegal nach Deutschland gebracht haben. Zwölf Jahre Haft gab es für den Hauptangeklagten.

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