Mikroplastik in unserer Umwelt ist ein wachsendes Problem. Die kleinen Partikel setzen sich in den Körpern von Tieren und Menschen ab, werden sogar in Muttermilch nachgewiesen. Kläranlagen sind bisher nicht in der Lage, sie herauszufiltern. Doch das wird sich in einigen Jahren ändern, dann muss nämlich verpflichtend eine weitere Klärstufe eingebaut werden. "Die vierte Reinigungsstufe soll Medikamentenreste und Mikroplastik herausfiltern", erklärt Lothar Ziegler, Betriebsleiter der Kläranlage in Bayreuth. Nun geht es auch darum, mehr Wissen über die Plastikteilchen im Abwasser zu sammeln, um die zusätzliche Stufe optimal planen zu können. Dafür testet die Kläranlage als erste in Deutschland die Neu-Entwicklung des Bayreuther Startups "Zaitrus".
Dem Mikroplastik auf der Spur
Das Deep-Tech-Startup hat sich die Messung von Mikroplastik in Flüssigkeiten zur Aufgabe gemacht: nicht im Labor, sondern vor Ort und in Echtzeit. Das gibt es bisher noch nicht, sagt einer der Zaitrus-Gründer, Jens Pfeifer. "Wir können in Abwasser messen, in Limonade, Milch oder flüssigen Kosmetikprodukten", listet er auf. Die Innovation von Zaitrus ist der "Smart Sensor". "Dafür haben wir ein Verfahren entwickelt, das nennt sich elektrische Impendanzspektroskopie, vereinfacht gesagt, arbeiten wir mit Strom, kombiniert mit künstlicher Intelligenz."
KI erkennt Plastik im Abwasser
Für die Messung in der Bayreuther Kläranlage saugt ein kleiner Schlauch Wasser aus einem der Becken an und leitet es durch den Sensor. Dieser detektiert die Partikel darin. Die Informationen erreichen die Künstliche Intelligenz, welche zuvor auf das Erkennen von Mikroplastikpartikeln trainiert wurde. "Das Ergebnis wird sofort an eine Software geschickt und kann an jedem PC aufgerufen werden", sagt Till Zwede von Zaitrus.
Im Büro der Bayreuther Kläranlage kann sich Lothar Ziegler dann jederzeit einen Überblick über die aktuelle Mikroplastik-Belastung verschaffen. Bisher ist das Prozedere deutlich aufwändiger: Ein Mitarbeiter schöpft Wasser aus einem der Klärbecken, füllt es in eine Flasche und bringt diese ins Labor. "Auf das Ergebnis müssen wir einige Tage warten", meint Lothar Ziegler. "Wir freuen uns deshalb auf den Beginn des Pilotprojekts mit dem Smart Sensor im Oktober."
Reifenteilchen und Synthetikfasern
Zwischen 450 und 1.400 Liter Abwasser landen pro Sekunde im Bayreuther Klärwerk, fast ebenso viel wird gereinigt in den Roten Main entlassen. Inklusive Mikroplastik. Die Partikel kommen von zwei Hauptquellen, so Lothar Ziegler: "Es geht um Reifenabrieb, der mit dem Regenwasser ins Klärwerk gelangt und um synthetische Kleidung wie Sportshirts. Beim Waschen in der Maschine lösen sich Fasern, die auch im Abwasser landen." Wie hoch die Belastung im Laufe von mehreren Monaten und bei Regen, Trockenheit oder anderen Ereignissen tatsächlich ist, wird möglicherweise für wichtige neue Erkenntnisse sorgen.
Bayreuther Startup spürt Mikroplastik auf
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