Beim Treffen des Landeskuratoriums der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern e.V. (LKV) im oberbayerischen Weichering, steht der mögliche Erwerb der Vion-Standorte im Zentrum. Vor einem Fachpublikum aus Milchviehhaltern, Schweinemästern, Schafhaltern und Veterinären präsentiert Clemens Tönnies, dessen Familie die Premium Food Group führt, sein Übernahmekonzept. Das Unternehmen betreibt bereits einen Schlachthof in Kempten.
Tönnies-Chef präsentiert Konzept vor Erzeugern
Tönnies betont die Bedeutung der Standorte. Und er gibt sich kämpferisch – trotz des Verbots der Kartellwächter. Die Kaufverträge für die Schlachthöfe in Bayern seien bereits fertig. Waldkraiburg gilt mit einer Kapazität ca. 5.000 Rindern pro Woche als Europas größter Rinderschlachthof. Der Standort Buchloe ist ebenfalls überregional relevant. Tönnies verspricht, Geld in die Standorte zu investieren, sollte die Übernahme doch noch genehmigt werden.
Veto des Kartellamts und politische Hoffnung
Die Übernahme der Rinderschlachthöfe in Waldkraiburg und Buchloe wurde vom Bundeskartellamt untersagt. Die Behörde begründete die Entscheidung mit der Befürchtung einer zu starken Marktmacht der Premium Food Group der Tönnies-Familie. Die Kartellwächter warnen, dass eine so große Marktmacht es dem Konzern ermöglichen würde, Preise gegenüber den Erzeugern zu diktieren.
Tönnies verfolgt weiterhin eine Genehmigungsoption: Das Verfahren ist vor dem Oberlandesgericht (OLG) anhängig. Parallel kündigte Tönnies an, eine Ministererlaubnis bei der Bundeswirtschaftsministerin zu beantragen.
Sein Konzept sieht vor, die regionale bayerische Qualität breit zu vermarkten, insbesondere das Rindfleisch in ganz Deutschland zu vertreiben. Tönnies beruft sich auf eine Marktforschungsstudie in Hamburg, die gute Absatzmöglichkeiten bestätigt habe. Er betonte, faire Preise an die Landwirte zu zahlen. Das kommt an: Die rund 200 Teilnehmer applaudieren am Ende seiner Präsentation.
Erhalt der Standorte als Priorität der Bauern
Die Forderung der Landwirte: Schlachtkapazitäten vor Ort müssten erhalten bleiben. Sie benötigen die regionalen Standorte als verlässliche Absatzmöglichkeit für ihr Schlachtvieh. Ein bei der Versammlung anwesender Veterinär äußert gegenüber BR24 die Befürchtung, dass ein Investor die Höfe übernehmen und anschließend schließen könnte. Die Bauern halten das im Falle der wirtschaftlich starken Standorte Waldkraiburg und Buchloe jedoch für unwahrscheinlich.
Schweinemäster Thomas Schindlbeck betont die Wichtigkeit regionaler Strukturen. Er verkauft wöchentlich Schweine. Er erklärt: Ein Preis von 1,70 Euro pro Kilo Schlachtgewicht sei "nicht auskömmlich", deshalb sei ein regionaler Schlachthof unverzichtbar. Ist ein Schlachthof weiter weg, steigen eben auch die Transportkosten. Er sei froh, seine Schweine im nahen Landshut schlachten lassen zu können – ein Schlachthof, der ebenfalls zu Teilen Vion gehörte und durch den Einstieg der Südbayerischen Erzeugergemeinschaft gesichert wurde. Schindlbeck zieht die Parallele: Was Landshut für die Schweinemäster sei, sei Waldkraiburg für die Rinderzüchter.
Westfleisch in Wartestellung
Die Frist für eine mögliche Genehmigung für Tönnies läuft bis März des kommenden Jahres. Sollte die Tönnies-Gruppe scheitern, steht der genossenschaftlich organisierte Konkurrent Westfleisch aus Münster bereit, die Standorte Waldkraiburg und Buchloe ebenfalls zu übernehmen. Westfleisch bewertet die Aussichten auf eine Ministererlaubnis für Tönnies als gering. Der Übernahmekampf wird Bayerns Fleischbranche noch ein paar Monate begleiten.
Wer übernimmt Bayerns Schlachthöfe? Die "Premium Food Group", einst Tönnies, hätte Interesse. Doch das Bundeskartellamt untersagt die Übernahme.
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