Der Markt für Drohnen und Drohnen-Abwehr ist in den letzten Monaten und Jahren enorm gewachsen. Die Hintergründe sind tragisch – Kriege in der Ukraine und in Israel, dazu die mutmaßlichen Manipulationsversuche an deutschen Flughäfen. Für den Standort Bayern aber sind Drohnen dadurch ein echter Wirtschaftsfaktor geworden. Dieser Boom könnte mittelfristig sogar der schwächelnden Auto-Industrie zu neuem Leben verhelfen.
- Hier geht es zum Plusminus-Podcast: Überall Drohnen – Gefahr oder Chance für die Wirtschaft?
Viele bayerische Startups im Drohnen-Business
In Deutschland und gerade in Bayern gibt es überdurchschnittlich viele Startups, die Drohnen entwickeln und bauen. Denn Drohnen werden nicht nur zur Verteidigung im Militär eingesetzt, sie können auch Brände löschen, funktionieren als fliegende Krankentransporte, sie überwachen Infrastruktur, Logistik oder große Flächen in der Landwirtschaft und allerlei mehr.
Weil die Anwendungsgebiete für Drohnen so verschieden sind, wächst auch der Absatzmarkt seit Jahren ständig. Laut dem Lobbyverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie BDLI erreichten die deutschen Drohnenbau-Unternehmen im Geschäftsjahr 2024 ein Umsatzplus von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und die Auftragsbücher sind so voll, dass die Zahl der neu eingestellten Mitarbeitenden im Schnitt um 23 Prozent gestiegen ist.
Drohnen: Wichtigster Abnehmer sind die Militärs
Aktuell wird jede fünfte deutsche Drohne ins Ausland exportiert. Die wichtigsten Abnehmer für die in Deutschland produzierten Drohen sind aber immer noch Militärs, insbesondere die Streitkräfte der Ukraine, aber auch die Bundeswehr. Immerhin werden sieben von zehn Drohnen in Deutschland für den militärischen Sektor produziert. Allerdings knirscht es da gelegentlich. Bei der Bundeswehr galt nun für sehr lange Zeit: Wir machen es lieber richtig als schnell. Deshalb dauern die Bestellvorgänge oft viel länger, als man das bei Startups gewohnt ist.
Es kann also durchaus passieren, dass es das Produkt, das die Bundeswehr bestellen wollte, so nicht mehr gibt, wenn die Bestellung fertiggestellt ist. Tatsächlich ist die Software einer handelsüblichen Drohne bei dem aktuellen Entwicklungstempo spätestens nach drei Monaten einmal generalerneuert.
Dennoch sieht es aktuell und in naher Zukunft nicht schlecht aus für die Drohnenhersteller. Denn nicht nur die Bundeswehr ist Kunde, sondern auch viele Länder, die sich verteidigen wollen und müssen. Dazu gehören auch EU-Staaten mit europäischen Außengrenzen gen Osten.
Batterien und autonomes Fahren – wichtig für Drohnen und Autos
Zusätzlich kommt noch aus einer ganz anderen Ecke Rückenwind für die Drohnenbranche. Eine Hoffnung war vor nicht allzu langer Zeit, dass die boomende Rüstungsindustrie der schwächelnden Autoindustrie unter die Arme greifen kann. Von Belegschaften, die umgeschult werden, war da die Rede und von der Wieder-Inbetriebnahme stillstehender Fließbänder. Tatsächlich gibt es aber noch einen anderen Weg, wie insbesondere die technologischen Spezialitäten, die Drohnen mit sich bringen, der Automobilbranche helfen könnten.
Da ist zum einen die Suche nach der perfekten Batterie. Sowohl für Elektroautos als auch für Drohnen forschen Entwicklerinnen und Entwickler an leichten Stromspeichern, die möglichst wenig Platz wegnehmen und trotzdem so lange es geht halten. Hier könnten beide Entwicklungsbereiche einander auf die Sprünge helfen.
Zum anderen wird in der Zukunft beider Produkte das Autonome Fahren eine immense Rolle spielen. Wie kann beispielsweise Künstliche Intelligenz dabei helfen, die Autofahrerin oder den Drohnenlenker zu unterstützen und zu entlasten? Sollte es den Drohnenherstellern gelingen, gemeinsam mit der Automobilindustrie zukunftsweisende Technologien zu entwickeln, dann könnte deren Wachstum auch über das Ende der aktuellen Kriege hinaus anhalten.
Der Podcast "Plusminus. Mehr als nur Wirtschaft" erscheint immer mittwochs in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt. Anna Planken und David Ahlf packen darin Themen an, die wirklich relevant sind. Aufwendige Recherchen aus den ARD-Wirtschaftsredaktionen – und überraschende Perspektiven.
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