Im Februar 2026 läuft der letzte Abrüstungsvertrag zwischen den USA und Russland aus. Dann leben wir zum ersten Mal seit Jahrzehnten in einer Welt, in der die Anzahl von Atomwaffen nicht mehr reguliert ist. Gleichzeitig rüstet China massiv auf, Trump droht mit Atomwaffentests, Putin präsentiert neue Waffensysteme. Ein gefährliches Vakuum entsteht – und Experten schlagen Alarm.
Wettrüsten ohne Regeln
"Wir leben in einer Zeit, seit dem Ukrainekrieg, in dem noch nie so deutlich mit Atomwaffen gedroht wurde", sagt Atomwaffenexperte Karl-Heinz Kamp im BR24-Interview für "Possoch klärt". Der sogenannte New-START-Vertrag zwischen den USA und Russland ist bereits suspendiert und läuft in wenigen Monaten formal aus.
Rüstungskontroll-Experte Malte Göttsche vom Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung warnt: "Wir werden zum ersten Mal seit Jahrzehnten in einer Welt leben, in der die Anzahl von Atomwaffen, die ein Staat besitzt, nicht reguliert ist." Die Folge könnte ein nukleares Wettrüsten sein – "genauso wie wir es jetzt mit einem konventionellen Wettrüsten zu tun haben", erklärt Politikwissenschaftler Gerhard Mangott.
China holt auf – dramatisch schnell
Aktuell liegt Russland mit knapp 6.000 Atomsprengköpfen vorn, gefolgt von den USA. China liegt mit weitem Abstand auf Platz drei. Doch das ändert sich rasant. Bis 2030 will China laut Schätzungen bei rund 1.000 Sprengköpfen sein. Die Bundesregierung zeigt sich besorgt: "Die massive und intransparente Aufrüstung Chinas – im konventionellen wie im nuklearen Bereich – beunruhigt viele seiner Nachbarstaaten." Sagt sie Anfang Oktober auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion [externer Link].
Gleichzeitig hat Peking seine Militärausgaben um gut sieben Prozent auf 231 Milliarden Euro gesteigert. Ziel: Bis 2049 eine Armee auf Weltklasseniveau, bis 2027 die Fähigkeit, in Taiwan einzumarschieren.
Im Video: Trump, Putin, Xi – Aufrüsten in den Atomkrieg? Possoch klärt!
Trilaterales Gleichgewicht als Ausweg?
Mangott sieht in Chinas Aufrüstung auch eine Chance: "Ich glaube, es ist notwendig, dass es dieses trilaterale Gleichgewicht gibt." Erst wenn China auf demselben Niveau wie die USA und Russland sei, könne überhaupt über ein neues Abrüstungsabkommen verhandelt werden. "Besser Unsicherheit mit einem Abkommen als Unsicherheit ohne", so der Politikwissenschaftler.
Doch bis dahin ist es ein weiter Weg – und die Rhetorik verschärft sich. US-Präsident Trump behauptet, Russland und China würden geheime Atomwaffentests durchführen. Laut Mangott ist das ausgeschlossen: "China und Russland könnten keinen Nuklearwaffentest machen, ohne dass das registriert wird." Messsysteme des internationalen Testbann-Vertrags (CTBT) würden das sofort erfassen.
"Gefährlicher als der Kalte Krieg"
Göttsche warnt vor der Eskalationsdynamik: "Diese Rhetorik ist gefährlich, weil sie die Staaten weiter auf Konfrontationskurs setzt." Hinzu kommt: "Selbst in Friedenszeiten kann niemals ausgeschlossen werden, dass es zu einem Atomkrieg 'aus Versehen' kommt."
Mangott sieht die größte Gefahr in der fehlenden Zurückhaltung: "Die Strategie der Zurückhaltung ist wesentlich schwächer als im Kalten Krieg. Auch der Respekt für die Sicherheitsinteressen des jeweils anderen ist geringer geworden." Das Friedensforschungsinstitut SIPRI [externer Link] nennt zudem den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und ein absolutes "Klima der Feindseligkeit und des Misstrauens" als zusätzliche Risikofaktoren.
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