Ein überlebensgrosses Foto von Friedrich Merz hinter einer Glasfassade am Konrad-Adenauer-Haus in Berlin. Davor Plakate von CDU und AfD.
Ein überlebensgrosses Foto von Friedrich Merz hinter einer Glasfassade am Konrad-Adenauer-Haus in Berlin. Davor Plakate von CDU und AfD.
Bild
Ein überlebensgrosses Foto von Friedrich Merz hinter einer Glasfassade am Konrad-Adenauer-Haus in Berlin. Davor Plakate von CDU und AfD.
Bildrechte: picture alliance / epd-bild | Rolf Zoellner (Zöllner)
Schlagwörter
Bildrechte: picture alliance / epd-bild | Rolf Zoellner (Zöllner)
Bildbeitrag

Ein überlebensgrosses Foto von Friedrich Merz hinter einer Glasfassade am Konrad-Adenauer-Haus in Berlin. Davor Plakate von CDU und AfD.

Bildbeitrag
>

Wie die CDU die Brandmauer aufbaute - und wie sie Risse bekam

Wie die CDU die Brandmauer aufbaute - und wie sie Risse bekam

Wie umgehen mit der AfD? Diese Frage stellt sich nicht nur, aber besonders für die CDU. Die AfD erhält in Umfragen hohe Zustimmungswerte. Die Landtagswahlen 2026 könnten zum Stresstest für die Brandmauer zur AfD werden.

Über dieses Thema berichtet: Die Entscheidung. Politik, die uns bis heute prägt am .

Es ist ein kalter Tag Ende 2018, als der CDU-Politiker Marco Wanderwitz aus Chemnitz zum Bundesparteitag seiner Partei nach Hamburg reist. Die Frage, wer beim Parteivorsitz folgen wird, dominiert, aber auch der steigende Zulauf zur AfD ist Thema. Marco Wanderwitz, damals Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, erinnert sich, dass es in bei den Christdemokraten 2018 die Hoffnung gab, dass "wenn wir uns da maximal abgrenzen", die AfD ein Phänomen sei, "das uns nicht weiter beschäftigen wird".

Der Unvereinbarkeitsbeschluss

So wird auf dem CDU-Parteitag 2018 eine Entscheidung, die rückblickend wegweisend ist, nur am Rande getroffen: der "Unvereinbarkeitsbeschluss". Gegenüber den Parteien Die Linke und AfD gilt seitdem: Die CDU lehnt "Koalitionen und ähnliche Formen der Zusammenarbeit" ab. Diesen Beschluss hat die Partei 2019 bekräftigt – nachdem der hessische CDU-Politiker Walter Lübcke von einem Rechtsextremisten, der auch mit der AfD sympathisierte, ermordet wurde.

Die Metapher der Brandmauer

Eine strikte Abgrenzung wird insbesondere im Kontext AfD häufig als "Brandmauer" bezeichnet – ein Begriff aus dem Bauwesen, der eine feuerfeste Wand beschreibt. In der Politik soll die Brandmauer zum Schutz der Demokratie verhindern, dass extremistische Parteien in Verantwortung kommen. Die Metapher sei "nach wie vor passend", findet Marco Wanderwitz im Gespräch mit dem BR24-Podcast "Die Entscheidung". Das sehen aber nicht alle in der Union so.

Ringen um eine Strategie innerhalb der Union

Unionspolitiker haben Mitte Oktober dieses Jahres im Magazin stern einen Kurswechsel im Umgang mit der AfD gefordert - hin zu "einer Politik der roten Linien", die erlaube, "Beschlüsse zu fassen, denen die AfD zustimmt". Kurz darauf formiert sich innerhalb der Union die Gruppe "Compass Mitte" und hält dagegen. Die Gruppe plädiert für "keinerlei politischer Zusammenarbeit der CDU mit der rechtsextremistischen AfD".

Merz zum Unvereinbarkeitsbeschluss: "Wir werden daran nichts ändern"

Wie äußern sich die beiden Parteivorsitzenden von CDU und CSU zur Brandmauer-Debatte? Der Bundeskanzler, Friedrich Merz, verwies nach einer CDU-Klausur im Oktober darauf, dass der Unvereinbarkeitsbeschluss gelte: "Wir werden daran nichts ändern". Merz sagte aber auch zum Wort der Brandmauer: "Das ist nicht unser Sprachgebrauch". Markus Söder fasste die CSU-Linie kürzlich auf seinem Facebook-Kanal so zusammen: "Keine Kooperation mit der AfD, aber auch keine Panik und Hysterie."

AfD umwirbt Union

Der Verfassungsschutz hat die gesamte AfD Anfang Mai 2025 als "gesichert rechtsextremistisch" eingestuft, die Partei klagt dagegen. Bernd Baumann, Parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion, hat im Oktober in einem ARD-Interview Friedrich Merz direkt umworben: Wenn Merz mit der AfD im Bundestag Mehrheiten generieren würde, könne er ein "Abschmelzen der CDU beenden".

Protest: "Wir sind die Brandmauer"

Anfang des Jahres hatte Friedrich Merz, damals Oppositionsführer, für einen Aufruhr gesorgt, als sein Fünf-Punkte-Plan für eine striktere Asyl- und Sicherheitspolitik im Bundestag mit Stimmen der AfD angenommen wurde. Die Abstimmung im Januar führte zu bundesweiten Protesten, auch vor den Parteizentralen von CDU und CSU.

Herausforderungen in der Kommunalpolitik

Auf kommunaler Ebene ist die Frage nach dem Umgang mit der AfD schon seit Jahren drängend. Daniel Szarata ist CDU-Bürgermeister von Halberstadt in Sachsen-Anhalt, eines der Bundesländer, in denen 2026 ein neuer Landtag gewählt wird – und wo die AfD weit vor der CDU liegt. Szarata sagt in "Die Entscheidung": "Ich stehe für Demokratie und in meinen Augen steht die AfD für alles andere, aber nicht für Demokratie." Szarata wirbt trotzdem für mehr persönliches Gespräch: Er wolle davon wegkommen, "dass jeder, der nur einem AfDler zuhört, sofort beschimpft wird".

Wahlen im kommenden Jahr

2026 stehen in mehreren Bundesländern Kommunal- und Landtagswahlen an, die die Brandmauer erneut auf die Probe stellen könnten. Marco Wanderwitz, der sich mittlerweile wegen Angriffen von Rechtsaußen aus der Bundespolitik zurückgezogen hat, bilanziert: "Es ist populistischer und aggressiver geworden." Er appelliert an Demokratinnen und Demokraten, diesen Weg nicht mitzugehen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!