Hurrikan "Melissa" hat in der Karibik verheerende Schäden angerichtet. Besonders heftig hat es Jamaika getroffen, wo der Hurrikan der höchsten Kategorie 5 am Dienstag auf die Insel traf. Es gab Sturmfluten, zerstörerische Winde und heftige Regenfälle. Die Regierung erklärte die Insel zum Katastrophengebiet. Seit Sonntag sind die Flughäfen auf Jamaika vorübergehend geschlossen. Wie das Auswärtige Amt auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks mitteilte, befinden sich in Jamaika sowie Kuba momentan jeweils noch eine niedrige dreistellige Zahl von deutschen Staatsangehörigen.
Forscherin lobt Widerstandskraft der Menschen auf Jamaika
BR24 sprach mit der Forscherin Barbara Gföllner von der Universität Wien. Die 31-Jährige war kurz vor Hurrikan "Melissa" noch auf Jamaika für einen Kongress. Zwei Tage, bevor der Wirbelsturm die Karibikinsel erreichte, konnte sie zurück nach Hause fliegen. Auf Jamaika hat die österreichische Doktorandin erlebt, wie stark die Menschen dort zusammenhalten und warum der Klimawandel Stürme in der Karibik immer heftiger werden lässt. Die Stimmung auf der Insel hat sie hautnah miterlebt.
Gföllner untersucht in ihrem Forschungsprojekt, wie Mobilität, Gerechtigkeit und Umweltfragen in der Region verhandelt werden. Stürme dieser Stärke seien selten, werden durch den hohen CO₂-Ausstoß westlicher Länder aber zunehmend heftiger, sagt Gföllner. Während ihres Aufenthalts in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston erlebte sie, wie die Menschen dort mit Humor und einer bemerkenswerten Widerstandskraft auf die drohende Gefahr reagierten.
Mut der Bevölkerung: "We got this"
Gföllner beeindruckt die Haltung der Bevölkerung, die Naturkatastrophen wie zuletzt 1988 bei Hurrikan Gilbert überstanden hat. "Die Stimmung auf Jamaika war: 'We got this'" (Wir schaffen das). Die Leute hätten so viel überstanden, da sei ganz viel Widerstandskraft, sagt Gföllner im Interview mit BR24. "Aber das Bewusstsein ist da, wie viel zerstört wurde."
Für viele Touristen, die Jamaika lieben, sei das jetzt ein Anreiz, das Land besonders zu unterstützen und Solidarität zu zeigen. Für Barbara Gföllner war die Situation besonders intensiv. Sie verfolgte die Entwicklungen aus der Ferne und hielt Kontakt zu den Menschen, bei denen sie während ihres Aufenthalts gewohnt hatte.
Rechte von Reisenden
Im Moment sind viele Inselregionen verwüstet, Unterkünfte beschädigt, Teile der Insel sind ohne Strom. Für Urlauber gilt: Wer eine Pauschalreise gebucht hat, kann bei einer Hurrikan-Bedrohung kostenfrei zurücktreten und bekommt sein Geld zurück, selbst wenn die Reise noch nicht abgesagt wurde, heißt es von Seiten der Verbraucherzentrale Bayern. Wer bereits vor Ort ist und den Urlaub abbrechen muss, wird vom Veranstalter zurückgebracht, zusätzliche Kosten dürfen nicht entstehen.
Bei Individualreisen gilt: Flüge oder Unterkünfte müssen einzeln geklärt werden. Erstattungen hängen von den Beförderungsbedingungen oder der Kulanz der Anbieter ab. Generell sollten Reisende die Situation genau beobachten (externer Link) und frühzeitig Kontakt zum Veranstalter aufnehmen. Reisewarnungen des Auswärtigen Amts geben Pauschalreisenden zudem Orientierung: Liegt ein "unvermeidbarer außergewöhnlicher Umstand" vor, muss die Rückzahlung innerhalb von 14 Tagen erfolgen.
Nach Auskunft des Auswärtigen Amtes besteht zum aktuellen Zeitpunkt keine mit dem Hurrikan "Melissa" zusammenhängende Reisewarnung. Eine Anpassung der Reise- und Sicherheitshinweise werde lageabhängig vorgenommen. Das Auswärtige Amt steht in Kontakt mit in der Region tätigen deutschen Reiseveranstaltern. Betroffene Deutsche können sich zwecks konsularischer Hilfeleistung an die zuständigen Auslandsvertretungen und das Auswärtige Amt wenden.
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