Die Einigung zwischen Israel und der islamistischen Hamas über wichtige Punkte eines Plans zur Beendigung des Gaza-Kriegs ist israelischen Angaben zufolge bereits unterzeichnet worden. "Der endgültige Entwurf der ersten Phase wurde heute Morgen in Ägypten von allen Parteien unterschrieben", sagte eine israelische Regierungssprecherin zu Reportern.
Waffenruhe im Gaza-Krieg geplant
Für den Abend ist eine israelische Regierungssitzung zur Billigung des Abkommens geplant. Danach soll innerhalb von 24 Stunden eine Waffenruhe eintreten. Israels Soldaten sollen sich dann auf eine vereinbarte Linie zurückziehen. 24 Stunden nach der Regierungssitzung beginne zudem die 72-stündige Frist, innerhalb der die lebenden und toten Geiseln freikommen sollen, hieß es weiter. US-Präsident Donald Trump sagte, dass er am Montag oder Dienstag mit einer Freilassung rechne.
Zudem telefonierte der US-Präsident mit Angehörigen israelischer Geiseln. Sein Handelsminister Howard Lutnick postete auf der Plattform X ein Video von einem Treffen mit Angehörigen, bei dem er Trump am Telefon hatte und der Präsident von den Anwesenden bejubelt wurde. "Die Geiseln werden nach Hause kommen. Sie kommen alle am Montag zurück", sagte Trump.
Auf X: Trump telefoniert mit Angehörigen von Geiseln
Das verspricht Israel – und das die Hamas
Israels Militär wird den Angaben zufolge nach dem Rückzug hinter die Linie weiterhin 53 Prozent des Gazastreifens kontrollieren. Auch die Hamas hat offenbar einen Vorschlag gemacht. Sie will demnach ihre Waffen für fünf bis zehn Jahre nicht mehr einsetzen. Das sagte der Vorsitzende des ägyptischen Staatsinformationsdiensts SIS, Diaa Raschwan, dem Nachrichtenkanal Al-Arabija. Raschwan sagte, dem Vorschlag nach würde die Hamas die Waffen für den Zeitraum des "Einfrierens" zwar abgeben, jedoch nicht an eine israelische oder nicht-arabische Partei. Denkbar wäre dagegen ein Komitee aus Ägyptern, weiteren arabischen Vertretern oder auch Palästinensern.
Rolle der Autonomiebehörde unklar
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas empfing am Donnerstag dutzende Vertreter israelischer Friedensorganisationen zu Gesprächen über einen nachhaltigen Frieden. Ohnehin beansprucht die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) ungeachtet anderslautender Pläne von US-Präsident Trump eine führende Rolle im Gazastreifen nach dem Krieg. Sie setzt dabei auf die Unterstützung arabischer Staaten, um sich gegen den Widerstand Israels durchzusetzen, sagten palästinensische Vertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Trumps Vorschlag sieht vor, dass nach dem Krieg zunächst eine Gruppe von Technokraten unter internationaler Kontrolle die Regierungsgeschäfte im Gazastreifen übernimmt. Die im israelisch besetzten Westjordanland ansässige PA müsste demnach erst Reformen umsetzen, bevor sie die Macht in dem Küstenstreifen übernehmen kann.
Trump am Sonntag in Israel erwartet
Trump wird zu einem Besuch in Israel erwartet. Das Büro des israelischen Präsidenten Isaac Herzog teilte am Donnerstag mit, eine für Sonntag geplante Veranstaltung im Präsidialamt sei "angesichts der erwarteten Freilassung der Geiseln und des bevorstehenden Besuchs von US-Präsident Donald J. Trump in Israel" abgesagt worden.
Donald Trump plant nach eigenen Angaben, am Sonntag in Richtung Nahost aufzubrechen - wann genau er an welchem Ort sein will, ist aber noch unklar. Er machte deutlich, dass er bei der Freilassung der Geiseln vor Ort sein wolle.
Indes waren der US-Gesandte Steve Witkoff und Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner nach Kairo gereist, um dort mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel-Fattah al-Sisi die Umsetzung der Einigung zu besprechen. Ägypten werde dabei mit den USA zusammenarbeiten, hieß es in einer Mitteilung von Al-Sisis Büro nach dem Treffen. Ein Ende des Krieges sei im Sinne aller Länder.
UN fordern Aufarbeitung von Gaza-Menschenrechtsverstößen
Das UN-Menschenrechtsbüro in Genf begrüßt die erzielte Vereinbarung zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen. "Diese Dynamik kann und sollte zu einer dauerhaften Einstellung der Feindseligkeiten führen", sagte Sprecherin Ravina Shamdasani in Genf. Das Büro dringt auf eine juristische Aufarbeitung der vergangenen zwei Jahre.
Außenminister Johann Wadephul forderte nach dem Durchbruch eine rasche humanitäre Versorgung der notleidenden Menschen in dem Gebiet. Deutschland sei sofort bereit, humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu bringen, sagte Wadephul.
Mit Informationen von dpa, Reuters und AFP
Im Video: Hoffnung auf Ende des Gaza-Kriegs
Nahostkonflikt - Tel Aviv
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