Im Kampf gegen den Klimawandel fehle es nicht an konkreten Ideen, aber am politischen Willen sie umzusetzen. Das kritisiert der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen, der ehemalige bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, am Rande der laufenden Weltklimakonferenz COP30 im brasilianischen Belém.
Bedford-Strohm: "Heizungsgesetz zum Unwort geworden"
"Der entscheidende Punkt ist, dass die Politik im Moment so organisiert ist, dass wir alle vier Jahre Wahlen haben und die Konsequenzen des Nichthandels eben viel später erst sichtbar werden", so der Vorsitzende des Ökumenischen Rats der Kirchen, in dem 356 Kirchen mit 600 Millionen Mitgliedern in 120 Ländern vertreten sind. Aufgrund der vergleichsweise kurzen Legislaturperioden gebe es wenig Anreize für die Politik, den Menschen Veränderungen zu erklären, die notwendig sind, um den Klimawandel zu stoppen, sagte Bedford-Strohm im Bayern 2-Interview für die Sendung "Glauben. Zweifeln. Leben".
Gefragt sei nun ein "beherztes Zugehen auf die Dinge, damit wir weniger CO₂ in die Luft blasen". Dazu gehöre zum einen das Thema Heizung: "Wir haben in Deutschland eine Situation erlebt, wo einen Vorstoß in diese Richtung gemacht worden ist. Aber das Wort Heizungsgesetz ist zu einem Unwort in Deutschland geworden." Dabei sei klar, dass es im Hinblick auf den CO₂-Ausstoß entscheidend sei, hier "in einer einigermaßen machbaren Zeit" umzusteuern.
CO₂-Steuer soll verhindern, dass finanzschwache Staaten noch schwächer werden
Zum anderen gebe es im Bereich Verkehr beim CO₂-Einsparen noch viel Luft nach oben. Außerdem wies der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen darauf hin, dass vom Klimawandel schon jetzt diejenigen am schlimmsten betroffen sind, die am wenigsten CO₂ ausstoßen. "Wir werden große Fluchtbewegungen haben, viel größer, als wir das bisher kennengelernt haben, wenn wir an dieser Stelle nicht umsteuern." Und da sei vor allem der Staat gefragt: "Es ist doch ganz klar, dass man nicht darauf bauen kann, dass jeder Mensch jetzt der moralische Held wird und auf alles verzichtet, was CO₂ ausstößt. Nein, es müssen die politischen Strukturen verändert werden."
Konkret sprach sich Bedford-Strohm für eine CO₂-Steuer aus, die man so regeln könne, dass sie nicht auf Kosten der Schwächsten gehe. Es gelte jetzt dafür zu sorgen, dass auch künftige Generationen noch gut auf der Erde leben können. Sein jüngster Enkel beispielsweise werde im Jahr 2090 so alt sein wie er heute. "Und die Vorhersagen fürs Jahr 2090, wenn sich nichts Grundlegendes tut, sind ganz düster, das will ich nicht, also engagiere ich mich."
Im Video: Vor der Weltklimakonferenz in Belem (6.11.)
In der brasilianischen Küstenstadt Belem beginnt am Montag die Weltklimakonferenz.
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