René Benko kommt vorerst nicht auf freien Fuß. Der österreichische Immobilien-Mogul sitzt seit Januar in Untersuchungshaft und wird dort vorerst bleiben, wie das Landesgericht für Strafsachen in Wien entschieden hat. Begründet wurde dies mit dem dringenden Tatverdacht aus und der Gefahr, dass Benko erneut straffällig wird. Die Haft sei deswegen verhältnismäßig.
Benko-Anwalt: Haft "nicht mehr verhältnismäßig"
Anders sah das Benkos Anwalt Norbert Wess. Der "Standard" (externer Link) hatte aus seinem Antrag zur Haftentlassung zitiert. Demnach wurde mit der "nunmehr schon sehr lange" dauernden Haft argumentiert. Benko verhalte sich "vorbildhaft", es sei "schlicht und einfach nicht mehr verhältnismäßig", sollte die Untersuchungshaft fortgesetzt werden. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hatte sich vorab gegen eine Haftentlassung ausgesprochen und begründete diese unter anderem mit Flucht- und Verdunkelungsgefahr.
Mitte Juli wurde eine erste Anklage vorgelegt. Darin werden Benko Konkursvergehen vorgeworfen: Er soll Vermögenswerte verschleiert haben. Eine zweite Anklage könnte schon bald folgen - die WKStA hat dafür heute einen sogenannten Vorhabensbericht an die Oberbehörden übermittelt. Entscheiden muss nun das Justizministerium.
Prozess gegen Benko soll im Herbst starten
Auch diese könnte nicht die letzte Anklage sein. Benko wird unter anderem Betrug, Untreue, Korruption, Geldwäsche und Bilanzfälschung vorgeworfen. Neben Österreich wird auch in Deutschland, Italien und Liechtenstein gegen ihn ermittelt. Benko bestreitet die Anschuldigungen, es gilt die Unschuldsvermutung.
Ein weiterer Antrag Benkos wurde heute ebenfalls abgelehnt: Er hatte beantragt, dass das Verfahren in Wien stattfinden soll. Der Oberste Gerichtshof wies das jedoch ab, der Prozess wird wie geplant am Landesgericht Innsbruck verhandelt und soll offenbar im Herbst starten.
Aufstieg und Fall des René Benko
Benko galt einst als Wunderkind der Immobilienbranche. Das Konzept seiner Signa-Holding war es, Immobilien, die entweder heruntergekommen oder unterbewertet waren, zu kaufen. Diese wurden dann im Wert gesteigert – entweder durch Renovierungen, Neubau oder mutmaßlich teilweise auch künstlich – und anschließend vermietet oder wieder verkauft. Die Signa plante aber auch immer wieder prestigeträchtige Projekte in bester Innenstadtlage, wie den Elbtower in Hamburg und das Kaufhaus Lamarr in Wien.
Lange galt das Geschäft als renditeträchtig. Bekannte Investoren wie der Unternehmer Klaus-Michael Kühne oder Torsten Toeller (Fressnapf) steckten Millionen in Benkos Imperium, der Immobilien-Mogul nahm wohl auch hohe Summen von in Geldwäsche verwickelte Banken an. Dabei entstand ein Geflecht von mehr als 1.000 Unterfirmen.
Das Handelsblatt kürte ihn zum "Strategen des Jahres 2018", das US-Magazin Forbes schätzte 2022 sein Vermögen auf mehr als fünf Milliarden US-Dollar. Benko blieb zwar medienscheu, hatte aber beste Kontakte in Politik und Wirtschaft.
Hunderte Millionen Euro vom deutschen Staat
In Deutschland wurde Benko einem breiten Publikum bekannt, als er die Karstadt-Kette 2014 übernahm. 2018 übernahm er auch die Mehrheit bei Galeria Kaufhof und fusionierte beide Unternehmen. Doch wirtschaftlich ging und geht es Galeria Karstadt Kaufhof, einer der größten Warenhausketten Europas, schlecht, es gab drei Insolvenzen. Mitarbeiter verzichteten mehrfach auf Gehalt, um Schließungen und Personalabbau zu vermeiden; auch Gläubiger verzichteten auf Forderungen. Trotzdem wurden Filialen dichtgemacht.
Zudem bekam der Konzern vom deutschen Staat insgesamt 680 Millionen Euro Corona-Hilfen, von denen ein großer Teil in Form von Mieten direkt an Signa weitergeleitet wurde.
Signa seit Ende 2023 pleite
Doch nicht nur die Kaufhauskette stand finanziell auf wackeligen Beinen, sondern Benkos gesamtes Signa-Konglomerat. Laut Experten hat das Konstrukt so lange gut funktioniert, wie es niedrige Zinsen gab. Als sich das änderte, die Immobilienkrise begann und Investoren immer skeptischer wurden, bröckelte das ganze Konstrukt. Es folgten Baustopps, das Mega-Projekt Elbtower ist Stand heute eine Ruine. Im November 2023 meldete Signa Insolvenz an - es ist die größte Pleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Mehr als 270 Gläubiger fordern insgesamt mehr als fünf Milliarden Euro – dazu gehört auch der deutsche Staat.
Im Fokus stehen seitdem vor allem die Familienstiftungen, in die Benko Millionen umgeleitet haben soll. Dort hat nicht er, sondern seine Verwandtschaft Weisungsbefugnis. Staatsanwaltschaften versuchen zu beweisen, dass doch Benko persönlich das Sagen hatte.
Bayern von Geisterbaustellen betroffen
In Bayern gibt es neben den noch offenen Kaufhaus-Filialen (unter anderem in München, Nürnberg und Würzburg) inzwischen mehrere Geisterhäuser, teils in katastrophalem Zustand: darunter die ehemalige Karstadt-Filiale am Münchner Hauptbahnhof, nicht weit davon entfernt die Alte Akademie oder das Galeria-Kaufhof-Gebäude in der Regensburger Altstadt.
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