In dem wieder entfachten Streit um Grönland hat US-Präsident Donald Trump betont, wie wichtig die zu Dänemark gehörende Insel für die USA sei. "Wir brauchen Grönland für die nationale Sicherheit, nicht für Mineralien", sagte Trump bei einer Pressekonferenz in Palm Beach, bei der er auch neue Kriegsschiff-Typen vorstellte. Zuvor hatte Trump mit der Ernennung eines Sondergesandten für Grönland auf der Insel selbst, in Kopenhagen und in der EU für Empörung gesorgt.
Trump: "Wir müssen es haben"
Der US-Präsident verwies in diesem Zusammenhang auf eine Präsenz Moskaus und Pekings rund um die geostrategisch günstig gelegene Insel (Link zum Podcast). "Wenn man sich Grönland ansieht, die Küste rauf und runter blickt, gibt es russische und chinesische Schiffe überall", sagte Trump und wiederholte: "Wir brauchen es für die nationale Sicherheit. Wir müssen es haben." Um Mineralien oder Öl gehe es bezüglich Grönland nicht, betonte Trump, davon hätten die USA schon genug.
Zugleich setzte die US-Regierung die Pachtverträge für fünf große Offshore-Windprojekte vor der US-Ostküste aus, von denen zwei maßgeblich durch den dänischen Staatskonzern Orsted entwickelt werden.
US-Beauftragter will Grönland "zu einem Teil der USA machen"
Trump hatte in den vergangenen Monaten wiederholt mit der Übernahme Grönlands durch die USA gedroht. Trumps Stellvertreter JD Vance besuchte Ende März den US-Militärstützpunkt Pituffik in Grönland, was weiter als gezielte Provokation gewertet wird. Im August berichtete der dänische Fernsehsender DR, dass mindestens drei Trump nahestehende Mitarbeiter der US-Regierung versucht hätten, in Grönland Einfluss zu nehmen.
Am vergangenen Sonntag ernannte Trump dann den republikanischen Gouverneur des US-Bundesstaats Louisiana, Jeff Landry, zum Beauftragten für die rohstoffreiche Insel – ein Vorgang, um den es inzwischen eine gewisse Verwirrung gibt, weil Trump erklärte, er habe Landry nicht angerufen, vielmehr habe dieser sich bei ihm gemeldet.
Landry behauptet diesbezüglich das Gegenteil. Trump habe ihn beauftragt, mit den Grönländern über die Möglichkeit zu sprechen, Teil der USA zu werden. Landry hatte sich auf X beim Präsidenten bedankt und erklärte: "Es ist mir eine Ehre, Ihnen ehrenamtlich dabei zu dienen, Grönland zu einem Teil der Vereinigten Staaten zu machen."
Dänemark sieht sich in einer "schwierigen Situation"
Der dänische Außenminister Lars Løkke Rasmussen hatte daraufhin angekündigt, den US-Botschafter Kenneth Howery für die nächsten Tage einzubestellen. "Das ist natürlich völlig inakzeptabel", sagte Rasmussen dem Sender TV2. Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen schrieb auf Instagram: "Es ist eine schwierige Situation, in die uns unsere lebenslangen Verbündeten bringen." Der grönländische Ministerpräsident Jens-Frederik Nielsen kommentierte auf Facebook: "Die Ankündigung ändert nichts. Wir entscheiden über unsere eigene Zukunft."
Ob diese Proteste die US-Regierung beeindrucken werden, scheint fraglich. Dänemark hatte bereits nach drastischen Aussagen Trumps zum Thema Grönland seine Marine-Präsenz vor der Insel verstärkt der Politikwissenschaftler Mikkel Vedby Rasmussen von der Universität Kopenhagen sagte dazu jetzt, die Ernennung des Gesandten zeige, dass Dänemarks Investitionen in die Arktis-Verteidigung ebenso wenig Wirkung zeigten wie alle freundlichen Gesten gegenüber den USA.
Strategie und Bodenschätze wecken US-Interesse
Grönland ist ein autonomes Gebiet des Königreichs Dänemark mit etwa 57.000 Einwohnern, seit 1979 ist die arktische Insel in vielen Bereichen autonom, doch entscheidet etwa über die Außen- und Verteidigungspolitik weiterhin Dänemark. Laut einer Umfrage aus dem Januar wünscht sich eine deutliche Mehrheit der Grönländerinnen und Grönländer die vollständige Unabhängigkeit von Dänemark.
Seine strategische Lage vor der Ostküste Nordamerikas macht Grönland zu einem wichtigen Standort für das US-Raketenabwehrsystem. Zudem dürfte trotz der Äußerungen Trumps der Reichtum an Bodenschätzen wie Gold, Kupfer, Platin, Zink und Diamanten das Interesse der USA wecken, die ihre Abhängigkeit von chinesischen Exporten verringern wollen.
Mit Informationen von AFP, dpa und Reuters
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