Eingangsbereich des Internationalen Keramikmuseums im Waldsassener Kasten in Weiden
Bildrechte: Rainer Messberger / Die Neue Sammlung - The Design Museum
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IKM - Internationales Keramikmuseum Weiden

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Wieder geöffnet: Das Internationale Keramikmuseum in Weiden

Wieder geöffnet: Das Internationale Keramikmuseum in Weiden

Von der Kloschüssel bis zur Kaffeetasse: Keramik begegnet uns überall, und das nicht erst seit gestern. Nach einem "Refreshment" zeigt das Internationale Keramikmuseum in Weiden nun wieder künstlerische Keramik aus allen Zeiten und aller Welt.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Objekte aus sechs Bayerischen Staatsmuseen unter einem Dach, und zwar einem Dach der Stadt Weiden: Im sogenannten Waldsassener Kasten aus dem 18. Jh. hat das Internationale Keramikmuseum (externer Link) seine Türen wieder geöffnet. Die Politik freut sich über die vorbildliche Zusammenarbeit zwischen Freistaat und Kommune. Und die Besucher haben auch etwas davon, denn so können sie nun Kunstwerke von Weltrang in der Region sehen: silbrig glänzendes Jugendstilgeschirr aus Paris, griechische Vasenmalerei in Rot und Schwarz, fein bemaltes chinesisches Porzellan oder moderne Skulpturen von heute. Landtagsabgeordneter Stephan Oetzinger ist begeistert: "Das Spannende an dem Museum ist, dass Sie hier eine Zeitreise machen können, von der vorchristlichen Zeit bis in die Gegenwart, die neuesten Exponate sind von 2025, die kommen quasi gerade abgekühlt aus dem Brennofen."

Von der Steinzeit bis heute

Klar, dass jede Stadt solch ein Museum haben will, oder? Nicht ganz: Die Stadt Weiden war zwischenzeitlich eher zurückhaltend: zu teuer der Betrieb, zu gering die Besucherzahlen. Dabei gilt Weiden als Porzellan-Stadt, denn mit Bauscher und Seltmann gibt es hier gleich zwei Porzellanfabriken. Trotzdem: Jahrelang kamen einfach zu wenig Besucher ins Museum, sagt Stadträtin Dagmar Nachtigall: "Das, was man vor der Tür hat, das sieht man manchmal nicht. Aber als Weidener ist man schon stolz, weil der Weidener geht immer erst mal her und dreht die Untertassen um und schaut, ob es von Bauscher oder Seltmann ist. Also ich glaube schon, dass das Herz eine Weideners keramisch schlägt und jetzt mit dem Refreshment wird der eine oder andere sicher auf den Weg gebracht, dass er mal wieder vorbeischaut."

Das Haus stand auf der Kippe

Unter der Federführung der Neuen Sammlung, dem Design-Museum in der Pinakothek der Moderne in München, wurde die Ausstellung nun neu eingerichtet. Aus dem Ägyptischen Museum (externer Link) kommt ein strahlend türkisfarbener Skarabäus, der Mistkäfer stand im Alten Ägypten für die Wiedergeburt. Griechische Vasen aus den Staatlichen Antikensammlungen (externer Link) zeigen Tierkämpfe, Amazonen und die Heldentaten des Herakles. Das Museum Fünf Kontinente (externer Link) steuert Keramik Thailand, Peru und Pakistan bei, darunter einige mit tausenden Blumen verzierte Teller in Türkis und Dunkelblau. Die Archäologische Staatssammlung (externer Link) zeigt anhand von Lehmziegeln und Tontafeln mit eingeritzten Schriftzeichen, dass Ton auch zum Bauen und Schreiben benutzt wurde. Und aus dem Bayerischen Nationalmuseum (externer Link) kommen barocke Bierkrüge aus Amberg, aber auch eine verspielte Suppenterrine mit Deckel in Form eines Kohlkopfes.

Bildrechte: Leon Greiner / Die Neue Sammlung – The Design Museum
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Gerippte Kanne, Kangxi-Ära (1662-1722), China, Hartporzellan, Aufglasurmalerei

Konstantin Thomas, Vorsitzender des Fördervereins "Die Keramischen", hat mit seinem Team viel für das Museum getan, sie kümmern sich v.a. um Sonder-Veranstaltungen und das Kinder- und Jugendprogramm. "Dieses Ausdrucksbedürfnis der Menschen und das über so viele Kontinente und Jahrtausend hinweg nachzuvollziehen und zu sehen, dass eine Schale, die vor 7.000 Jahren entstanden ist, uns immer noch berührt und das eigentlich das gleiche ist, wie wenn man sich eine Künstlerkeramik von 2025 anschaut: Das ist ein unglaublich intensives Erlebnis, das man in keinem anderen Museum haben kann. Weil wenn man die Glyptothek in München anschaut, das sind 300 Jahre, die man da sieht, aber keine 7.000!"

7.000 Jahre – und kein Ende

Ganz besondere Hingucker finden sich auch in der Modernen Keramik. Ein Objekt des Japaners Masamichi Yoshikawa sieht aus wie ein aus einem Eisblock geschnittenes Modell eines Swimming-Pools. Die Italienerin Sara Dario bedruckt ihre Porzellanmasse mit Fotos. Und Johannes Nagel schneidet die Gussformen für seine expressiven Vasenobjekte mit einer Klaviersaite aus dem Tonblock. Josef Straßer von der Neuen Sammlung in München hat die Objekte für die neue Präsentation ausgesucht: "Johannes Nagel gehört zu den wichtigsten deutschen Keramikern der Gegenwart, er hat eine ganz eigene Technik entwickelt und er zeigt auch, dass es immer wieder weiter geht, dass es neue Entwicklungen gibt, neue Ansätze, dass die Keramik – auch wenn sie schon so alt ist – das Potential hat, was Neues zu entwickeln."

So vielfältig die Stile und Techniken in 7.000 Jahren weltweiter Keramikgeschichte auch sind: Nach dem Rundgang durch das Museum hat man das Gefühl, dass die Menschen dieser Erde mehr verbindet als trennt, denn Keramik gab es überall und immer.

IKM – Internationales Keramikmuseum Weiden: Geöffnet von Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 11 – 17 Uhr, montags geschlossen.

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