Autor Florian Illies bei der Vorstellung seines neuen Buches "Wenn die Sonne untergeht - Familie Mann in Sanary"
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"Wenn die Sonne untergeht" von Florian Illies: Die Manns am Meer

"Wenn die Sonne untergeht" von Florian Illies: Die Manns am Meer

In einem französischen Mittelmeer-Dorf trafen in den Dreißigerjahren zahlreiche deutsche Schriftsteller aufeinander – darunter auch die Familie Mann. Der Bestseller-Autor Florian Illies hat den Exilanten am Meer ein Buch gewidmet.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Es ist nur ein kurzer Moment in der Geschichte des 20. Jahrhunderts, aber in diesem einen Moment 1933 sind sie alle dort im kleinen Fischerdorf Sanary-sur-mer an der französischen Mittelmeerküste versammelt, von den Nazis vertrieben ins Paradies: Thomas Mann mit seiner Frau Katia und ihren sechs Kindern, Heinrich Mann und seine Geliebte, Aldous Huxley, Lion Feuchtwanger... und und und.

Ludwig Marcuse, der Philosoph, erinnert sich später, "ein guter Teil der besten deutschen Literatur" habe sich dort in Sanary aufgehalten, es sei "ein sehr umfangreiches 'Romanisches Café', mit Marmor-Tischen und Badehosen" gewesen, "die Luft geschwängert mit originellen Aperçus, Indiskretionen und Krächen". Florian Illies schreibt von den "Sommerfestspielen" auf der "Freilichtbühne" von Sanary.

Bayerische Küche am Mittelmeer

Bei der Deutschland-Premiere seines Buches im Frankfurter Schauspielhaus sprach der 54-jährige über jenes Drama, das die Exilanten damals an der Riviera gegeben hätten: "Man weiß am Anfang erst mal gar nicht, wie bei jedem guten Theaterstück, was hier aufgeführt wird. Ich habe erst die Besetzungsliste gesehen, immer wieder mit großen Augen, als ich sah, wer da alles in diesem winzigen Ort in der südfranzösischen Mittelmeerküste im Sommer '33 gewesen ist." Die Familie Mann habe dabei im oberen Teil des Ortes gewohnt, im schönsten Haus, von dem sie herabblicken auf das Meer. "Es gibt dort die Hausangestellte aus München, die auch hier wieder bayerische Küche auf den Tisch bringt", sagt Illies, "es gibt aber auch die Armen in den Pensionen, die Exilanten, die kein Geld haben, die irgendwie sich mit Obst und Fischen vom Markt ernähren müssen."

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"Wenn die Sonne untergeht" von Florian Illies

Familienroman der anderen Art

Florian Illies erzählt in bewährter Manier kaleidoskopartig. Die FAZ hat das erst kürzlich als "Netflix fürs Bildungsbürgertum“ bespöttelt, musste aber dabei konzedieren, dass Illiesʼ Bücher zum "Binge-Reading" verführen. So auch hier: Man liest "Wenn die Sonne untergeht – Familie Mann in Sanary", für das Illies unter anderem die bisher unveröffentlichten Tagebücher Golo Manns ausgewertet hat, in einem durch.

Auch, weil es sich bei diesem sehr szenisch erzählten Sachbuch um einen spannungsreichen Familienroman der anderen Art handelt, wie Florian Illies am Rande der Deutschland-Premiere seines heute erscheinenden Buches sagte: "Ich glaube, dass dieser Sommer '33 perfekt dafür ist, weil alle aus ihrer Ordnung sind. Am stärksten der Vater, Thomas Mann, der sonst alle klein hält und bestimmt, der sucht nach Boden unter den Füßen. Und das hilft all den Kindern von ihm, endlich auf eigenen Füßen zu stehen."

Diese Familie sei eine "Kältekammer", schreibt Illies. "Es ist doch eine wirklich erlauchte Versammlung, aber einen Knacks hat jeder", so hat Thomas Mann seine Familie in einem Brief an seinen Sohn Klaus beschrieben. Florian Illies‘ famoses Buch lässt uns an ihrem Innenleben teilhaben – auf unvergessliche Weise.

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