Eine Frau sitzt afu einem Stuhl vor einem Comuputer. Sie befindet sich dabei in einer Bibliothek.
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Hausarbeiten mit ChatGPT: Was bayerische Unis jetzt erlauben

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Hausarbeiten mit ChatGPT: Was bayerische Unis jetzt erlauben

Hausarbeiten mit ChatGPT: Was bayerische Unis jetzt erlauben

Die Erkennung von KI-Texten ist laut Uni Bamberg "ein Wettlauf, den Lehrende kaum gewinnen können". Stattdessen setzen bayerische Hochschulen nun vermehrt auf mündliche Ergänzungsprüfungen und Transparenz. Ist das die Zukunft des Studiums?

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Im Dezember 2024 berichtete BR24 über eine Studie in einem Psychologie-Studiengang. 94 Prozent der mit KI geschriebenen Prüfungsantworten blieben laut dieser Studie unentdeckt – und erzielen sogar bessere Noten als die echter Studenten. Dieser Bericht wurde nicht nur in den Kommentarspalten von BR24 heiß diskutiert, sondern auch auf der Online-Plattform Reddit.

Einer der Nutzer äußert sich dort so: "Aus Assistentensicht ist ein großes Problem zudem, dass es von den Unis keinerlei Leitfäden gibt, wie man mit Täuschungsversuchen umzugehen hat." Ein anderer User hält fest: "Da werde ich nicht ohne Rückendeckung der Uni mir den Aufwand riskieren, dagegen ohne Beweise vorzugehen."

Rund vier Monate später ist die Nutzung von KI noch mehr Alltag geworden und es wurden leistungsstärkere Modelle veröffentlicht. Wie sind die Universitäten mittlerweile vorbereitet?

🎧 Wie verändert KI unser Leben? Und welche KI-Programme sind in meinem Alltag wirklich wichtig? Antworten auf diese und weitere Fragen diskutieren Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub jede Woche in "Der KI-Podcast"– dem Podcast von BR24 und SWR.

Bamberg setzt auf Kompetenzorientierung statt Detektivarbeit

Der Universität Bamberg meldet sich auf Anfrage von BR24: Man sei sich bewusst, dass zahlreiche Unsicherheiten rund um den Einsatz von KI in Lehre und Studium bestehen. Sie reagiert darauf mit konkreten Unterstützungsangeboten für Lehrende und Studierende.

Die Entscheidung, ob KI-Nutzung in Hausarbeiten erlaubt ist, überlässt die Universität Bamberg den einzelnen Lehrenden – verweist dabei allerdings auf die praktischen Schwierigkeiten, ein Verbot durchzusetzen: "Bei unbeaufsichtigten Prüfungsleistungen bleibt die Erkennung von KI-Nutzung letztlich ein Wettlauf, den Lehrende kaum gewinnen können."

Statt auf das oft fruchtlose Aufspüren von KI-Nutzung zu setzen, empfiehlt die Universität einen kompetenzorientierten Ansatz: Fachliche Gespräche über die Arbeit oder die Kombination von schriftlichen mit mündlichen Prüfungsleistungen könnten besser sicherstellen, dass Studierende die Inhalte tatsächlich durchdrungen haben – unabhängig davon, welche Werkzeuge sie genutzt haben.

LMU München: Fachspezifische Ansätze und Transparenzpflicht

Die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) verfolgt einen ähnlichen Ansatz wie Bamberg: Aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen in den einzelnen Studiengängen können sinnvolle Regelungen zum KI-Einsatz nur durch die Fakultäten und Fächer selbst aufgestellt werden. "In manchen Lehrveranstaltungen ist die Nutzung von KI-Tools sogar fester Bestandteil des Lehrprogramms, damit unsere Studierenden einen verantwortungsvollen Umgang mit der Künstlichen Intelligenz lernen", meint Oliver Jahraus, Vize-Präsident der LMU für den Bereich Studium.

Ein zentrales Element der LMU-Richtlinien ist die Kennzeichnungspflicht: Studierende, die KI-gestützte Hilfsmittel in ihren Hausarbeiten verwenden, müssen dies transparent machen. Andernfalls wird die Nutzung als Täuschungsversuch gewertet – vergleichbar mit nicht gekennzeichneten Zitaten. Bei der Abgabe von Hausarbeiten müssen die Studierenden versichern, dass sie die Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt haben.

Minister Blume: Das "Verbot verbieten"

Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) hat bereits im Januar angekündigt, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei Universitätsprüfungen grundsätzlich erlauben zu wollen. Im Rahmen einer Änderung des Hochschulinnovationsgesetzes will er ein generelles KI-Verbot untersagen. „Ein generelles Verbot von Künstlicher Intelligenz in Prüfungsordnungen macht keinen Sinn. Wir wollen quasi das Verbot verbieten", erklärt Blume in einem Statement für BR24.

Das Ende der Abschlussarbeit?

Auch im Rest von Europa spielt KI eine Rolle: An der FH Wien der WKW hat im Studiengang Management und Entrepreneurship ab Herbst 2024 die klassische Bachelorarbeit faktisch ausgedient. Statt der üblichen 60-seitigen Thesis steht ein dreisemestriger Prozess im Fokus, bei dem Studierende ihre Forschungsfragen in Peer-Gruppen präsentieren und verteidigen müssen. Indem man den Fokus auf mündliche Verteidigung, Argumentation und kritische Auseinandersetzung lege, minimiere man den Spielraum für KI-Betrug, erklärt die Hochschule.

Noch konsequenter geht die Wirtschaftsuniversität Prag (VŠE) vor, die zum Semester 2024/2025 für Erstsemester die Bachelorarbeit komplett abgeschafft hat. Stattdessen wurde ein praktisches Abschlusskonzept eingeführt, das laut Dekan Jiří Hnilica wesentlich weniger Raum für Plagiate lässt.

User: "Auch KI ist ein Profiwerkzeug"

BR24-User "Codedoc" meint: Die Jagd nach der KI-Nutzung sei letztlich unnötig. Denn auch die gelungene Arbeit mit einer KI sei schließlich eine Leistung. "Man müsste halt einfach nur die Anforderungen so hochschrauben, dass man diese Mühe auch bewertet. Ansonsten ist das genau die Art, wie man KI verwenden sollte: Viel Kreativität in die Anfrage packen, dann das Ergebnis nachbearbeiten an die eigenen Wünsche. Man muss also schon wissen, was man tut, auch KI ist ein Profiwerkzeug."

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