Uli Hoeneß, Ehrenpräsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München, äußerte sich im Rahmen des Münchener Marketing Kongresses offen zu der Frage, wann er sich aus dem operativen Geschäft des Vereins komplett zurückziehen will.
"In dem Moment, wo wir das Gefühl haben, der FC Bayern läuft so, wie wir uns das vorstellen …", erklärte Hoeneß, räumte aber auch ein: "Vielleicht ist das auch falsch, keine Ahnung. Aber ich kann nicht aus meiner Haut."
Will heißen: Hoeneß sieht derzeit unverändert keinen Grund, sich vom Tagesbetrieb zurückzuziehen. Allerdings deutete er erneut - wie schon einige Male in den vergangenen Monaten - an, dass er sich unter bestimmten Vorzeichen ausklinken könnte.
Rückblick: Hoeneß, Eberl und Empfindlichkeiten
Der Hintergrund: In den vergangenen Wochen hatte sich Hoeneß in der Öffentlichkeit mehrmals kritisch zur sportlichen und Transfersituation beim FC Bayern geäußert, für beides sind eigentlich Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund zuständig.
Bei einem TV-Auftritt im September hatte Hoeneß unter anderem gesagt: "Wir suchen ein Team, das sehr gut zusammenarbeitet. Das haben wir seit dem Rücktritt von Karl-Heinz (Rummenigge, Anm. d. Red.) und mir noch nicht gefunden." Hoeneß sagte auch, dass Max Eberl bei manchen Dingen "ziemlich empfindlich" sei, was auf gelegentliche Meinungsverschiedenheiten hindeutet.
In der Folge wurde in der Öffentlichkeit viel über das Binnenverhältnis beim FC Bayern München diskutiert. Oft plauderte Hoeneß in den zurückliegenden Monaten über Transferdetails, griff ehemalige Spieler wie Lothar Matthäus oder Markus Babbel an, gab öffentliche Ratschläge, die bei so manchem FC-Bayern-Verantwortlichen gar nicht gut angekommen sein dürften.
Heute-im-Stadion-Hörer sind gespaltener Meinung
Auch bei den Fans sorgten Hoeneß' Aussagen mitunter für Verwunderung. Bei der "Frage der Woche" von "Heute im Stadion" auf Bayern 1 gab es zwar viel Lob wie "Hoeneß‘ Beitrag zum Erfolg des FCB ist unbestritten und muss auch gewürdigt werden" oder "Ohne den Manager Hoeneß würde es den FCB wahrscheinlich nicht mehr geben".
Doch Hoeneß, bei den FC-Bayern-Anhängern eigentlich unantastbar, schlug auch Kritik entgegen. "Es ist wie in jeder Unternehmensübergabe, die früheren Besitzer müssen den Mut aufbringen, den Jüngeren ihren Weg gehen zu lassen", hieß es in einem Kommentar. "Die Verantwortlichen sollten jetzt wirklich aufpassen, dass er jetzt nicht dauernd so ungebremst sein eigenes Denkmal abreißt", in einem anderen.
Erst in dieser Woche hatte Hoeneß-Freund Sepp Maier in einem Interview mit der Allgäuer Zeitung empfohlen, dass der FC-Bayern-Ehrenpräsident über einen Rückzug nachdenken sollte. "Uli, wenn ich dir einen Rat geben darf, hör auf", wurde Maier zitiert. "Ich weiß nicht, ob er sich damit einen Gefallen tut", so Maiers Einschätzung zu den regelmäßigen Einmischungen von Hoeneß.
Hoeneß und sein "Berg am Tegernsee"
Beim Münchener Marketing Kongress wurde Hoeneß nicht auf die Maier-Aussagen angesprochen. Hoeneß unterstrich dennoch, dass ein Rückzug unter gewissen Vorzeichen möglich wäre: "Ich habe kürzlich mal gesagt: Wenn euch das, was ich mache, nicht mehr passt, dann müsst ihr mir das sagen. Dann gehe ich - und zwar ganz ruhig - auf meinen Berg am Tegernsee."