Sandro Wagner ist ein Mann der klaren Worte. Seine Sätze sind scharf, eingängig und für Schlagzeilen prädestiniert. Als neuer Trainer des FC Augsburg - zweifellos der spektakulärste Neuzugang bei den bayerischen Schwaben - steht der 37-Jährige seit seiner Ankunft Ende Juni permanent im Mittelpunkt. Doch auch abseits der Mikrofone, in seinem Kerngeschäft auf dem Trainingsplatz, hat Wagner einen klaren Plan.
"Überladung im mentalen und körperlichen Bereich"
Im zurückliegenden siebentägigen Trainingslager im oberösterreichischen Kollerschlag setzte der ehemalige Nationalspieler dabei bewusst auf eine "Überladung im mentalen Bereich, aber auch im körperlichen Bereich". Wagner und sein Trainerteam brachten ihre Schützlinge mit zwei harten Einheiten pro Tag und den abschließenden 2x90 Minuten gegen den Europa-League-Teilnehmer von Crystal Palace am Samstag an ihre Grenzen und eventuell sogar darüber hinaus.
Die Spieler hätten die Überforderung in den Augen von Wagner "sehr, sehr gut angenommen. (...) Sie haben nie gemeckert. Das ist wirklich top." So zufrieden Wagner mit der Trainingsleistung war, so hin- und hergerissen war er nach den 180 Minuten gegen Palace.
Wagner "nicht zufrieden" nach 180 Minuten gegen Palace
"Ich bin nicht zufrieden, leider", sagte Wagner gewohnt direkt nach dem Abpfiff der zweiten Partie, die der FCA dank des Treffers von Eigengewächs Aiman Dardari mit 1:0 gewann. Im ersten Duell, in dem beide Seiten ihre vermeintliche A-Mannschaft aufboten, setzte es eine verdiente 1:3-Niederlage gegen den FA-Cup-Gewinner.
Wagner selbst wollte nicht von A- und B-Elf sprechen. Im ersten Spiel gefiel ihm zunächst einmal das hohe Pressing, welches zur neuen Augsburger DNA gehören soll. Gleichzeitig wurde deutlich, dass sich durch das hohe Aufrücken größere Räume hinter der Abwehrkette bildeten, die Palace mehrmals gefährlich bespielte.
"Was mich natürlich ärgert", waren die zwei Standard-Gegentore, die zum 0:2 führten. Gleichzeitig versprach Wagner seinem Team, dass es das letzte Spiel war, "in dem wir nicht mit einer Frische reingehen. Die Jungs lechzen nach Frische im Spiel."
Pressing und Umschalten als neue FCA-DNA
Insgesamt befinden sich die Augsburger unter ihrem neuen Trainer noch in der Findungsphase. Wagners oberstes Credo sind derzeit "klare Strukturen" und die Entwicklung seiner Spielidee. Etwas verklausuliert beschreibt er es so: "Jetzt mussten wir in die Strukturen kommen, vor allem ins Selbstbewusstsein kommen, dass Abläufe passen. (...) Wir wollen natürlich eine gewisse Komplexität an den Tag legen, dabei aber die Einfachheit nicht vergessen."
Anschauungsunterricht gab es gegen Crystal Palace, trainiert von Oliver Glasner, dessen "RB-Schule" laut Wagner deutlich erkennbar war. "Da gibt es nicht viel Zocken hinten, sondern da geht es schnell in die gegnerische Hälfte. Und das sind schon Themen, die wir auch im Repertoire haben. Wir müssen jetzt noch wissen, wann wir sie einsetzen."
Kader steht - Weber sondiert den Markt
Der aggressive Pressing-Ansatz und das schnelle Überbrücken des Mittelfelds geschieht nach den Testspiel-Eindrücken künftig in einem 3-4-2-1-System. Die vier Neuen, namentlich Han-Noah Massengo (24), Elias Saad (25), Robin Fellhauer (27) und Kyliane Dong (20), hätten sich laut Wagner "grundsätzlich erstmal als Menschen sehr gut in diese Gruppe eingeführt." Weitere Transfers sind erst einmal nicht in Sicht, wenngleich der ebenfalls neue Sportdirektor Benni Weber noch auf Bewegung auf dem Markt spekuliert und den einen oder anderen Spieler auf dem Zettel hat.
Der Kader ist mit 29 Profis sowie den Talenten Dardari und Oliver Sorg ohnehin prall gefüllt und soll deshalb eher verkleinert werden. Weber, früher als Videoanalyst für Jürgen Klopp und Thomas Tuchel tätig (u.a. Mainz, Dortmund und Chelsea), will ab Montag mit individuellen Gesprächen beginnen. Unter anderem ist die Zukunft von Maximilian Bauer, Arne Maier und Elvis Rexhbecaj offen, auch eine erneute Leihe von Tim Breithaupt steht laut dem "kicker" im Raum.
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