Die Entscheidung kam überraschend: Triathletin Anne Haug beendet ihre Karriere. Noch Anfang Juli sprach sie beim Challenge Roth, den sie 2021, 2022, 2024 gewonnen hatte, noch über ihre nächsten Ziele. Beim Heimrennen im fränkischen Triathlon-Mekka wollte sie 2026 wieder am Start sein. "Das ist wie eine Weltmeisterschaft für uns." In diesem Jahr sollte der Saisonhöhepunkt der Ironman in Hawaii werden. Nun beendet mit Haug eine der erfolgreichsten deutschen Triathletinnen ihre beeindruckende Karriere.
"Klar ist man auch ein bisschen wehmütig"
Haug kann nicht mehr
Mit 42 Jahren kann sie jetzt nicht mehr - anderthalb Jahrzehnte als Profi sind genug für die Bayreutherin. "Ich habe immer für meinen Sport gelebt, aber durch das Rennen in Spanien weiß ich: Der Punkt ist jetzt erreicht, ich beende meine Karriere", sagte sie der "Welt".
Nach zwei schweren Jahren mit vielen Rückschlägen hatte sie beim Ironman Vitora-Gasteiz am 13. Juli nach nicht einmal zehn Kilometern auf der Laufstrecke aufgegeben müssen. "Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, den Marathon zu laufen", sagte Haug der dpa.
Es gibt "kein zurück mehr"
"Das hatte ich noch nie in meinem Leben, und da war mir eigentlich klar, da ist jetzt etwas im Kopf irgendwie kaputtgegangen, das nicht mehr zu reparieren ist." Sie habe für sich immer die Regel gehabt, aufzuhören, wenn ihre Willenskraft nicht mehr stark genug sei, sich über den Körper hinwegzusetzen, betonte die Fränkin.
Der Körper hat der Ausdauerathletin eindeutige Zeichen gegeben. "Die Entscheidung war ziemlich klar", so Haug im BR-Interview. Sie hatte sich jedoch noch ein paar Tage Zeit gegeben, schließlich hat der Triathlon "20 Jahre meines Lebens bestimmt und jetzt ist damit Schluss". Es sei ein einschneidendes Erlebnis von dem es "kein zurück mehr" gibt.
Seltsame Krankheiten prägten die letzten zwei Jahre
Noch vor einem Jahr hatte Haug beim deutschen Triathlon-Klassiker Challenge Roth die Weltbestzeit über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen in 8:02:38 Stunden aufgestellt. Ihr größter Erfolg war jedoch der Sieg bei der Ironman-WM 2019 auf Hawaii.
Die vergangenen beiden Jahre seien aber von "ganz seltsamen Krankheiten" geprägt gewesen. Nach einer Corona-Infektion hatte sie ein Diabetes entwickelt, Anfang dieses Jahr erlitt sie eine Thrombose im Auge. Die mangelnde Konstanz im Training habe sie schon zweifeln lassen. "Ich hatte auch einfach Angst um meinen Körper", so Haug.
Bis Kopf und Körper nicht mehr wollten
Haug war nach der Enttäuschung bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio mit Platz 36 auf die längeren Distanzen gewechselt. Bei den Spielen 2012 in London hatte sie den elften Rang belegt. Aufgrund ihrer Größe von 1,64 Metern und einem Gewicht von rund 50 Kilogramm musste sie auf den längeren Distanzen vor allem ihre herausragenden Laufqualitäten immer ausspielen - und das machte Haug oft in beeindruckender Manier, bis Kopf und Körper einfach nicht mehr wollten.
Anne Haug beim Challenge Roth 2024
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