Und dann ging es für den Tour-Debütanten Florian Lipowitz vom oberbayerischen Team Red Bull-Bora-hansgrohe ganz schnell: Weil die letzten 50 Kilometer der Schluss-Etappe der Tour de France wegen Regens neutralisiert wurden und die Zeit für die Gesamtwertung schon früher genommen wurde, hatte Lipowitz schon weit vor der Ankunft auf dem Kopsteinpflaster der Champs-Élysées seinen dritten Platz in der Gesamtwertung sicher. Besser waren bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt nur der Dominator Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard.
Ausschlafen, Croissant und Kaffee zur Feier
Lipowitz sagte nach der Zieleinfahrt am Sonntag: "Die letzte Etappe war ziemlich hektisch in dem Regen, auf dem Kopfsteinpflaster - ich wollte einfach nur noch sicher ins Ziel kommen. Natürlich bin ich jetzt einfach super happy." Auf was sich Lipowitz nach der anstrengenden Tour am meisten freut? "Darauf, morgen auszuschlafen", antwortete er. "Ich bleibe mit meiner Freundin den Tag in Paris. Morgen gibt es ein schönes Croissant und einen Kaffee, darauf habe ich mich die letzten Tage schon gefreut."
Verdient hat er sich das französische Frühstück allemal: Der 24-jährige schaffte es als erster Deutscher seit 19 Jahren auf das Tour-de-France-Podium - und als vierter Deutscher allgemein. Vor ihm gelang das nur Kurt Stöpel, Jan Ullrich und Andreas Klöden. Auch das Weiße Trikot für den besten Nachwuchsfahrer darf der Schwabe anbehalten. "Ich hätte niemals damit gerechnet, überhaupt um das Podium mitfahren zu können", hatte Lipowitz schon nach der vorletzten Etappe gesagt. Es gehe ein Traum in Erfüllung.
Vom Biathlet zum Radrennfahrer
Dabei ist Lipowitz Radrennfahrer auf dem zweiten Bildungsweg: Seine sportliche Laufbahn startete der Ulmer als Biathlet. Weil er als Ausdauersportler auch viel Zeit auf dem Rad verbrachte, war der Weg von den Langlauf-Skiern und vom Schießgewehr zum Rennrad aber nicht weit.
Wenige Jahre später sollte sich der Wechsel auszahlen: Schon vor der Tour 2025 konnte Lipowitz mit dem dritten Platz bei der Dauphiné-Rundfahrt aufzeigen. Mit seinen Leistungen kamen aber auch der Druck und die Erwartungen von außen. Lipowitz sagte dazu am Anfang der Tour gelassen: "Ich versuche, das so gut wie möglich auszublenden. Am Ende kann man eh nicht mehr geben als sein Bestes." Sein Bestes gelang ihm dann auch. Von Beginn an lief es für Lipowitz. Auf der 14. Etappe übernahm er dann den dritten Gesamtrang und schlüpfte in das Outit für den besten Nachwuchsfahrer - "Frankreich ist ein gutes Pflaster für mich", sagte er später im französischen Fernsehen.
Pogacar erwartet Großes von Lipowitz
Seiner Performance zollten auch die Besten der Besten Respekt. Das größte Kompliment erhielt der Schwabe vom Tour-Dominator Pogacar höchstpersönlich: "Ich denke, wir werden noch viel von ihm in den nächsten Tagen und Jahren sehen", prophezeite dieser.
Mit Lipowitz hat Deutschland jedenfalls wieder einen Radrennfahrer an der Weltspitze. Schon zu Beginn der Tour sagte Lipowitz, es freue ihn, "dass man ein bisschen was für den deutschen Radsport machen kann und man den ein oder anderen begeistern kann, aufs Rad zu steigen. Das ist auch irgendwo die Aufgabe von uns Profis."