Mann mit Schild "Kaufe Tickets"
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Ticketschwarzmarkt im Fußball - FAQ und Hintergründe

Ticketschwarzmarkt im Fußball - FAQ und Hintergründe

Die BR24Sport-Reportage "Abgezockt - Der Ticketschwarzmarkt im Fußball" befasst sich mit den dubiosen Machenschaften der Händler. Ein FAQ mit Hintergründen zur Reportage.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Die Reportage "Abgezockt - Der Ticketschwarzmarkt im Fußball" gibt es auf folgenden Plattformen:

Warum gibt es überhaupt einen Schwarzmarkt für Fußballtickets?

Der Schwarzmarkt entsteht durch die hohe Nachfrage nach Tickets, die das Angebot übersteigt. Viele Fans sind bereit, hohe Preise zu zahlen, um ihre Mannschaft im Stadion zu sehen, was Schwarzhändler ausnutzen. Allein beim DFB-Pokalfinale 2025 gab es für 74.000 Plätze eine hohe Nachfrage. Der DFB hatte am Verkaufstag über 1,66 Millionen Ticketanfragen. So viele wie noch nie.

Warum können nicht mehr Tickets verkauft werden, um den Schwarzmarkt zu verhindern?

Die Anzahl der Tickets ist durch die Kapazität des Stadions begrenzt. Eine höhere Anzahl von Tickets ist nicht möglich, da das Stadion nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen hat.

Warum sind die Ticketpreise auf dem Schwarzmarkt so hoch?

Die Preise sind hoch, weil die Nachfrage das Angebot bei weitem übersteigt. Schwarzhändler nutzen die Situation aus und setzen überhöhte Preise, um hohe Gewinne zu erzielen.

Was sind die Risiken beim Kauf von Tickets auf dem Schwarzmarkt oder Zweitmarkt?

Erstmal ist es nicht verboten, sich über den Zweitmarkt ein Ticket zu kaufen. Aber: Tickets, die auf dem Zweitmarkt gekauft werden, können gefälscht sein oder vom Veranstalter gesperrt sein. Der Kauf solcher Tickets kann dazu führen, dass man nicht ins Stadion kommt.

Fans, die noch auf Zweitmarkt nach Tickets suchen, gehen Risiken ein:

  • Sie müssen oft sehr viel mehr als den Originalpreis zahlen.
  • Sie wissen nicht, ob Ticket echt ist (Betrüger).
  • Sie wissen deshalb nicht, ob sie mit Ticket reinkommen.
  • Auch wenn Ticket echt ist: Es kann sein, dass Fans nicht reinkommen, da der DFB, VfB und Bielefeld im Vorfeld viele Tickets schon gesperrt haben, die online angeboten wurden.

Außerdem unterstützen Fans ungewollt den Schwarzmarkt und die damit verbundenen Aktivitäten.

Warum unterstützt man den Schwarzmarkt, wenn man sein Ticket zum Originalpreis verkauft?

Jedes Ticket, das man auf Online-Plattformen weiterverkauft, kann potentiell von Händlern aufgekauft werden. Denn wenn man das Ticket nicht privat weitergibt, weiß man ja nicht, ob die kaufende Person wirklich zum Spiel geht oder das Ticket weiterverkauft.

Händler wiederum verkaufen Tickets laut der Kanzlei Lentze Stopper dann zu überhöhten Preisen weiter. Laut Schätzungen der Kanzlei landen bei Highlight-Spielen wie dem DFB-Pokalfinale oder dem Champions League-Finale 30 bis 50 Prozent der Tickets auf dem Zweitmarkt.

Wie soll ich sonst mein Ticket loswerden, wenn ich nicht ins Stadion gehen kann und privat niemanden kenne, dem ich es geben kann?

Bei manchen Veranstaltern oder Spielen gibt es offizielle Zweitmärkte. Der FC Bayern zum Beispiel hat für seine Bundesligaspiele so einen Zweitmarkt (externer Link).

Beim Champions-League-Finale 2025 und beim DFB-Pokalfinale gab es so einen offiziellen Zweitmarkt allerdings nicht, auf dem man die Tickets zurückgeben bzw. weiterverkaufen konnte.

In einem Artikel der Stuttgarter Nachrichten wird der DFB so zitiert: "Diese [Tickets] müssten im Resale storniert und über einen Dienstleister neu produziert und versendet werden. Das ist zeitlich nicht umsetzbar."

Auch wir hatten im Zuge unserer Recherche beim DFB nachgefragt, warum es beim DFB Pokalfinale 2025 keinen offiziellen Zweitmarkt vom DFB gab, haben darauf aber keine Antwort erhalten.

Wie geht der DFB gegen den Schwarzmarkt vor?

Der DFB sperrt als Veranstalter alle Tickets, die er auf Plattformen wie Ebay, Kleinanzeigen oder Viagogo findet und klar einem Sitzplatz zuordnen kann. Außerdem verweigert er den Zutritt zum Stadion.

Darauf hat der DFB auch zum Verkaufsstart für das Pokalfinale 2025 hingewiesen (externer Link).

Um zu verhindern, dass Leute Tickets auf dem Zweitmarkt weiterverkaufen, beauftragt der DFB Anwaltskanzleien, um Weiterverkäufer abzumahnen und rechtlich zu verfolgen. Es kann sogar passieren, dass der DFB jemanden von weiteren Ticketverkäufen des DFB ausschließt, um zu verhindern, dass diese Person erneut ein Ticket erwirbt und dann auf dem Zweitmarkt wieder weiterverkauft.

Wie viele Tickets hat der DFB denn jetzt beim Pokalfinale in Berlin gesperrt?

Wie viele Tickets der DFB mithilfe der Kanzlei schlussendlich gesperrt hat, darüber macht der Verbamd keine Angabe. Der VfB Stuttgart hat auf BR-Anfrage mitgeteilt, dass von ihrem Kontingent eine niedrige dreistellige Zahl gesperrt wurde. Arminia Bielefeld hat sich dazu bis zur Fertigstellung der Reportage gegenüber dem BR nicht geäußert.

Wie viele der gesperrten Tickets stammen nachweislich von gewerblichen Händlern - und wie viele von normalen Fans?

Das ist leider nicht bekannt. Generell gibt es zum Thema Ticket-Schwarzmarkt im Fußball kaum Zahlen.

Warum sperren Veranstalter wie der DFB Tickets, die auf dem Zweitmarkt verkauft werden?

Der DFB begründet das in einer Mitteilung so (externer Link): "Leider werden Fußballverbänden sowie -klubs, Event- und Konzertveranstaltern und damit auch der Polizei vermehrt Betrugssachverhalte zur Kenntnis gebracht. Oftmals werden Tickets angeboten, die zu einem Vielfachen des Originalpreises gehandelt werden, ungültig sind oder nicht einmal existieren.

Auch die Sicherheit in den Stadien kann nur gewährleistet werden, wenn bestmöglich nachvollzogen werden kann, wer die Tickets für Veranstaltungen am Ende tatsächlich nutzt. Im Fall von anonymisierten Verkäufen, etwa über nicht autorisierte Onlineplattformen, besteht die Gefahr, dass auf diesem Wege zum Beispiel geltende Stadionverbote für gewaltaffine Personen umgangen werden.

Selbst wenn Einzelne ihre Tickets zum Originalpreis online weitergeben wollen, also "keine böse Absicht" haben, besteht das Risiko, dass nicht autorisierte Großhändler diese aufkaufen, sich enorme Ticketkontingente verschaffen und mit hohen Aufschlägen weitergeben."

Gibt es keine gesetzliche Regelung des Ticketweiterverkaufs?

Nein, der Ticketweiterverkauf bei Sport- oder Kulturveranstaltungen ist nicht klar geregelt. Aber die Politik hat das Problem auf dem Schirm.

Die Bundesregierung prüft derzeit Maßnahmen zur stärkeren Regulierung des Ticketzweitmarkts.

  • Preisobergrenzen ermöglichen
  • Originalpreis und Verkäufer transparent machen
  • Plattformen verpflichten, Falschangaben zu löschen

Das Bundesjustizministerium prüft laut BR-Anfrage aktuell die Umsetzung. Nachlesen kann man das im Koalitionsvertrag (externer Link) auf Seite 63.

Was sind die Allgemeinen Ticketgeschäftsbedingungen (ATGB)?

In den ATGB regeln Veranstalter den Weiterverkauf von Tickets. Der DFB zum Beispiel erlaubt für seine Spiele nur eine private Weitergabe mit maximal 10 Prozent Aufschlag auf den Originalpreis. Ein kommerzieller Weiterverkauf für mehr Geld oder über Plattformen wie Ebay, Viagogo oder Kleinanzeigen, ist verboten. Hier kann man die ATGB des DFB nachlesen (externer Link).

Auch andere Veranstalter regeln den Ticketweiterverkauf in ihren ATGB, zum Beispiel die UEFA (externer Link).

Aber auch die Vereine regeln in ATGB den Weiterverkauf von Tickets, zum Beispiel der VfB Stuttgart (externer Link).

Auch bei Bundesligaspielen wird der Weiterverkauf hier geregelt, zum Beispiel beim FC Bayern (externer Link).

Wie kann man sicherstellen, dass ein Ticket echt ist?

Sicher sein kann man sich eigentlich nur, wenn man die Tickets beim offiziellen Veranstalter kauft oder über das Kontingent, das Vereine bekommen, zum Beispiel die Finalteilnehmer beim DFB-Pokalfinale.

Was tut die UEFA zur Verhinderung des Schwarzmarkts?

Die UEFA arbeitet mit digitalen Tickets. In einer eigenen App bekommen Fans ihr Ticket als QR-Code. Man muss sich in der App anmelden. Eine private Weitergabe in der App ist möglich.

Man kann das Ticket als Erstkäufer einmal an eine andere Person übertragen. Die kann es aber nicht noch einmal weitergeben. So soll verhindert werden, dass Tickets mehrfach übertragen werden.

Die App erschwert den Weiterverkauf von Tickets, indem sie die Übertragung von QR-Codes einschränkt. Dennoch kann sie den Schwarzmarkt nicht vollständig verhindern, wie die Erfahrungen beim Champions-League-Finale zeigen.

Sperrt die UEFA auch Tickets?

Ja. Die UEFA hat vor dem Spiel vor den Ticketverkäufen gewarnt. Karten, die "auf dem Sekundärmarkt, von nicht autorisierten Dritten, Websites, Agenturen oder von Schwarzhändlern" gekauft würden, "können jederzeit von der UEFA storniert werden".

Zudem würde Fans mit ungültigen Tickets der Zutritt verweigert oder sie würden aus dem Stadion verwiesen werden. Die eigenen Ticketbedingungen würden aktiv durchgesetzt, etwa durch eine Überwachung des Internet. Es sei in diesem Zusammenhang bereits zu Stornierungen gekommen.

Was ist die Kritik an Viagogo?

Viagogo ist eine Zweitmarkt-Ticketbörse. Jeder kann über die Plattform Tickets verkaufen - genauso wie auf anderen Verkaufsplattformen.

Viagogo schaue aber wie eine offizielle Verkaufsplattform aus, kritisieren Verbraucherzentralen. Zum Beispiel weil man seinen Sitzplatz wie auf einer offiziellen Verkaufsplattform auswählen kann.

Viagogo sagt auf BR-Anfrage: Es werde im gesamten Bestellprozess transparent gemacht, dass es sich um ein Angebot auf dem Zweitmarkt handele.

Die Stadionpläne dienten ausschließlich der Orientierung. Hier findet man die Kritik der Verbraucherzentralen (externer Link).

Was kann man tun, wenn man ein Ticket über Viagogo gekauft hat und nicht ins Stadion kommt?

Viagogo verspricht eine vollständige Rückerstattung, wenn Fans mit ihren Tickets nicht ins Stadion kommen. Kommt man nicht ins Stadion sollte man Viagogo direkt kontaktieren, um eine Rückerstattung zu erhalten.

Laut Angaben von Viagogo erhalten Menschen, die ihr Ticket auf Viagogo verkaufen, auch erst acht Tage nach der Veranstaltung ihr Geld und nur, wenn der Fan, der das Ticket abgekauft hat, damit reinkam bzw. sich nicht anderweitig bei Viagogo gemeldet hat. Viagogo gibt an, so keinen Anreiz zu Ticketbetrug zu geben.

Gibt es legale Möglichkeiten, Tickets weiterzuverkaufen?

Ja, eine private Weitergabe ist in den ATGB der Veranstalter in der Regel erlaubt. Beim DFB, solange der Verkaufspreis nicht mehr als zehn Prozent über dem Originalpreis liegt.

An Freunde oder Bekannte darf man sein Ticket weitergeben, wenn man selbst verhindert ist. Ein kommerzieller Weiterverkauf oder für mehr Geld als plus zehn Prozent des Originalpreises verbietet der DFB jedoch in seinen ATGB.

Wie kann man den Schwarzmarkt eindämmen?

Derzeit fehlen laut der Kanzlei Lentze Stopper klare gesetzliche Regeln, weshalb die Veranstalter sich mit ATGB zu helfen versuchen. Die Kanzlei fordert deshalb klare gesetzliche Regeln.

Warum werden nicht alle Tickets direkt an Fans verkauft?

Ein Teil der Tickets geht an Sponsoren, Partner der Veranstalter und der Vereine. Diese Verteilung ist üblich bei großen Veranstaltungen, um verschiedene Interessen zu berücksichtigen.

Was sind die Folgen für Schwarzhändler?

Erstmal ist der Weiterverkauf von Tickets eben nicht klar geregelt und keine Straftat oder verboten. Es gibt aber Aspekte, wo es rechtlich relevant werden kann:

  • Betrug: Wenn man Fake-Tickets verkauft, dann fällt das unter Straftat.
  • Steuerhinterziehung: Wenn man so viel Gewinn mit dem Weiterverkauf macht, dass man die Grenze überschreitet, ab der man die Gewinne versteuern muss (über 1.000 Euro pro Jahr gesamt), wenn man eben nicht versteuert
  • Unlauterer Wettbewerb/zivilrechtlich relevant: Wenn man den Veranstaltern quasi mit einem professionalisierten Weiterverkauf Konkurrenz macht und Tickets regelmäßig und mit klarer Gewinnerzielung anbietet.

Warum hat die Polizei beim DFB-Pokalfinale und Champions-League-Finale 2025 nichts gemacht, wenn Händler vor dem Stadion doch offensichtlich Tickets verkauft haben?

Die Polizei kann vor Ort nur eingreifen, wenn es sich um gefälschte Tickets handelt oder sie nachweisen kann, dass jemand gewerbsmäßig handelt - also regelmäßig und mit hoher Gewinnerzielung.

Doch den gewerbsmäßigen Handel nachzuweisen ist laut Polizei Berlin schwierig. Ein Verstoß gegen die ATGB des Veranstalters allein ist kein Fall für die Polizei.

Wie war die Ticketberteilung beim Champions League Finale 2025?

Eigentlich hat die Münchner Allianz Arena Platz für 75.024 Fans. Weil in der Champions League keine Stehplätze erlaubt sind, gab es für das Finale nur 64.500 Tickets

Davon sind insgesamt 38.700 "direkt für Fans und die Öffentlichkeit" bestimmt, wie die UEFA mitteilt. Die beiden Finalteilnehmer bekommen je 18.000 Tickets. So bleiben nur noch 2.700 Karten im freien UEFA-Verkauf.

Diese werden in drei Kategorien für 180, 650 und 950 Euro angeboten. Die günstigste Kategorie 'Fans First' wird den Finalteilnehmern zur Verfügung gestellt und kostet 70 Euro. Der Rest ging zum Beispiel an Sponsoren.

Im Film wird ein Fan gezeigt, der mehr als die maximalen vier Tickets bestellen konnte. Warum zeigt ihr nicht genau, wie er das gemacht hat?

Der Fan hat uns glaubhaft vermittelt, dass er insgesamt 16 Tickets kaufen konnte. Uns liegen die Rechnungsbestätigungen sowie Überweisungen vor.

Er ist nach dem Kauf seiner vier Tickets nicht aus dem Ticketshop ausgeloggt worden und nicht zurück in die Warteschlange geworfen worden.

Wie genau er es geschafft hat, 16 Tickets zu ergattern, zeigen wir im Film nicht, um potenziellen Nachahmern keine genaue Anleitung zu geben und so den Schwarzmarkt nicht zu unterstützen.