Logo der Baywa an einem Gebäude (Symbolbild)
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(Symbolbild) Gläubiger und Aktionäre gaben für den Sanierungsplan der BayWa grünes Licht.

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BayWa-Rettung: Mehrheit stimmt für Sanierungsplan

BayWa-Rettung: Mehrheit stimmt für Sanierungsplan

Der Weg für die Sanierung der finanziell angeschlagenen BayWa ist frei: Das Unternehmen teilte nach Ende des Erörterungs- und Abstimmungstermins mit, dass die für die Umsetzung des Sanierungsplans erforderlichen Mehrheiten erreicht worden sind.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Gläubiger der BayWa haben grünes Licht gegeben: Sie haben dem von dem Konzern vorgelegten Sanierungsplan mit den erforderlichen, Mehrheiten zugestimmt, so die BayWa in einer Börsen-Pflichtmitteilung. Wäre diese Zustimmung nicht erfolgt – die Zahlungsunfähigkeit der BayWa wäre nur noch eine Frage von Wochen gewesen.

Der angeschlagene Agrarkonzern will sich über ein sogenanntes StaRUG-Verfahren sanieren. Dadurch sind Gläubiger, die den Plan zur Restrukturierung bisher ablehnten, gezwungen, sich zu beteiligen. Die erforderliche Mehrheit bei den Aktionären kam nach BR-Informationen nicht zustande. Allerdings gilt hier laut Gesetz: Wenn die Gläubiger zustimmen und die Aktionäre wirtschaftlich durch die Sanierung nicht schlechter gestellt werden als ohne den Plan, dann ist die Zustimmung trotzdem erteilt.

Weg für Sanierung frei - sie dauert Jahre

Die BayWa hat seit Donnerstagfrüh im Rahmen eines sogenannten gerichtlichen Erörterungs- und Abstimmungstermins auf dem Münchener Nockherberg über die erforderlichen Maßnahmen informiert, die die BayWa finanziell wieder auf die Beine bringen sollen. Jetzt muss nur noch das Amtsgericht München als zuständiges Restrukturierungsgericht den Plan bestätigen. Das soll nach Angaben des Gerichts am 6. Juni passieren.

Die BayWa war im Sommer 2024 in finanzielle Schieflage geraten und konnte eine Insolvenz nur abwenden, nachdem Banken und Eigentümer dem Konzern hunderte Millionen nachschossen. In der Folge erstellte die Unternehmensberatung Roland Berger ein Sanierungsgutachten. Das sieht vor, die BayWa bis Ende 2028 finanziell und wirtschaftliche wieder erfolgreich zu machen. Solange stellen die Gläubiger ihre Forderungen nicht fällig.

Weniger Umsatz, mehr Gewinn: Die BayWa wird zurechtgestutzt

Auf den Mutterkonzern, die BayWa AG und zahlreiche Tochterfirmen kommen jetzt harte Maßnahmen zu. Zentral ist der Abbau der hohen Verschuldung. Die beträgt laut Sanierungsplan, den BR Recherche einsehen konnte, 7,4 Milliarden Euro. Die hohe Schuldenlast verteilt sich auf eine "komplexe Finanzierungsstruktur" mit zahlreichen Instrumenten und eine hohe Zahl von Gläubigern, darunter neben großen Banken auch zahlreiche Volks- und Raiffeisenkassen und Sparkassen. Die haben der BayWa meist kleinere Millionenbeträge geliehen, in Einzelfällen aber bis zu 28 Millionen Euro.

Um die Schulden zu drücken, wird die BayWa massiv schrumpfen. Bereits abgeschlossen ist der Verkauf der Beteiligung an der österreichischen Raiffeisen Ware Austria, kurz RWA. Damit hat die BayWa 176 Millionen Euro eingenommen. In den kommenden Jahren will der Agrarkonzern weitere Tochterfirmen und Beteiligungen abstoßen, allen voran den neuseeländischen Obstproduzenten T&G, den holländische Getreidehändler Cefetra und die Erneuerbare-Energien-Tochter BayWa r.e. Diese Verkäufe sollen fast 2,2 Milliarden Euro einbringen.

Positive Geschäftsaussichten

Bei der BayWa verbleiben werden die Bereiche Agrar, Technik, Bau und Energie. Die sanierte BayWa wird also ungefähr so aussehen wie vor den zahlreichen Unternehmenszukäufen und der Gründung neuer Geschäftsfelder seit Anfang der 2000er Jahre. Dem traditionellen Geschäft, das vor allem in Süddeutschland betrieben wird, bescheinigen die Sanierungsexperten von Roland Berger prinzipiell gute Geschäftsaussichten: "Alle Kernmärkte sind von hoher gesellschaftlicher Relevanz und aufgrund der zugrundeliegenden Megatrends inhärent solide und zukunftsfähig", heißt es im Sanierungsplan.

Unterm Strich soll sich der Umsatz der sanierten BayWa 2028 auf rund 12 Milliarden Euro belaufen – und damit im Vergleich zum Jahr 2024 halbieren. Zugleich werden die Gewinne steigen. Die Umsatzrendite soll bei fast fünf Prozent liegen.

Personalabbau geplant

Um dies zu erreichen, will die BayWa zahlreiche Maßnahmen ergreifen. Dadurch will die BayWa jährlich Kosten von rund 350 Millionen Euro einsparen. Vorgesehen sind Kostensenkungen durch eine einfachere Konzernstruktur und der Abbau von Personal. So sollen beim Mutterkonzern, der BayWa AG, bis Ende 2028 rund 1.600 Stellen wegfallen.

Um Kosten zu sparen, verlangt der angeschlagene Konzern von den Beschäftigten auch den Verzicht auf Tariferhöhungen. Die Gewerkschaft Verdi hat dagegen bereits ihren Widerstand angekündigt. Sie verlangt, der Konzern dürfe nicht "auf Kosten der Beschäftigten zu Gunsten der Banken" saniert werden.

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