US-Präsident Donald Trump hat der EU mit Einfuhrzöllen in Höhe von 50 Prozent ab dem 1. Juni gedroht. Die Verhandlungen mit Brüssel hätten sich bislang schwierig gestaltet, erklärte Trump am Freitag in seinem Onlinedienst Truth Social. "Daher empfehle ich einen direkten Zollsatz von 50 Prozent für die Europäische Union, ab dem 1. Juni 2025."
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Trump: EU nutzt USA handelspolitisch aus
Die EU sei hauptsächlich zu dem Zweck gegründet worden, die USA handelspolitisch "auszunutzen", behauptete Trump. Brüssel und die EU-Staaten hätten mit Handelsbarrieren einen großen Exportüberschuss gegenüber den USA herbeigeführt. Zu diesen Barrieren zählte der Präsident etwa Mehrwertsteuern, "lächerlichen" Strafen für Konzerne, Währungsmanipulation und "ungerechtfertigte Klagen gegen amerikanische Unternehmen".
Dax bricht nach Ankündigung deutlich ein
Nach Trumps Äußerung brachen an den europäischen Börsen die Aktienkurse ein. An der Frankfurter Börse sackte der deutsche Leitindex Dax um 2,03 Prozent ab. Der französische CAC 40 verzeichnete gegen 14.00 Uhr Verluste von 2,43 Prozent.
Trump fährt seit Beginn seiner zweiten Amtszeit am 20. Januar einen harten handelspolitischen Kurs, der die weltweiten Lieferketten erschüttert hat. Anfang April verhänge er hohe zusätzliche Zölle gegen zahlreiche Staaten, darunter die EU – und senkte sie kurz darauf für 90 Tage wieder auf einen Basiszoll von zehn Prozent ab. Unabhängig davon erheben die USA Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumwaren sowie Autos.
Trumps Zolldrohungen – nur ein Druckmittel?
Die EU bemühte sich um Verhandlungen mit Washington. Für den Fall eines Scheiterns hat sie bereits Gegenzölle vorbereitet. Sie sollen US-Produkte im Wert von fast 100 Milliarden Euro treffen. Am späten Freitagnachmittag sollte es ein Telefonat zwischen dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer und EU-Handelskommissar Maros Sefcovic geben. Wie eine Sprecherin der Europäischen Kommission mitteilte, war das Gespräch allerdings bereits vor der neuen Nachricht von Trump geplant. Demnach stellt sich die Frage, ob der US-Präsident mit der Drohung womöglich nur Druck machen will.
Häufig dienen Trumps Zolldrohungen als Druckmittel, um in Verhandlungen Zugeständnisse zu erzwingen. Gerade erst haben die USA mit Großbritannien einen Handelspakt geschlossen, um hohe Zölle abzuwenden. Auch mit China hat die US-Regierung eine Senkung der gegenseitigen Zölle ausgehandelt.
Trump droht auch Apple
Im Zollstreit gerät nun erneut auch Apple ins Visier: Trump drohte dem Tech-Konzern mit einem Strafzoll von 25 Prozent, sollte die iPhone-Produktion nicht in die USA verlagert werden. In seinem Onlinedienst Truth Social erklärte Trump am Freitag, er habe Apple-Chef Tim Cook schon vor langer Zeit mitgeteilt, dass er erwarte, dass in den USA verkaufte iPhones auch in den USA hergestellt werden – "nicht in Indien oder sonstwo".
Der iPhone-Hersteller ließ seine Geräte lange Zeit vor allem von Auftragsfertigern in China bauen. Wegen der zunehmenden Spannungen zwischen Peking und Washington hatte Apple mit dem Aufbau von Fertigungskapazitäten in Indien begonnen.
Mit Informationen von dpa und AFP
Video: ARD-Korrespondentin Gudrun Engel im Interview
Die ARD-Korrespondentin Gudrun Engel ist Moderatorin Anouschka Horn aus Washington zugeschaltet.
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