Junge Landwirtin, die im Kuhstall das Futter zurechtlegt.
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Bauernverband: Zu wenig Mitsprache für Jugend und Frauen?

Bauernverband: Zu wenig Mitsprache für Jugend und Frauen?

Mehr Mitsprache im Bauernverband und bessere Zukunftsperspektiven für den Einstieg in die Landwirtschaft – das fordert der Bund der Deutschen Landjugend (BDL). Sorge macht dem Verbandsnachwuchs die geringe Wertschätzung des Berufs.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die Führungsspitzen des Bauernverbands seien zu alt und zu lange im Amt, findet BDL-Vorsitzende Theresa Schmidt: Der Einstieg als Präsident oder Präsidentin "sollte zwischen 35 und 45 Jahren liegen". Sie verweist auf Constantin Freiherr Heereman, der zwar mit 38 Jahren Präsident des Deutschen Bauernverbandes wurde, dann aber fast 30 Jahre im Amt war. Heute fehle oft der Mut, junge Menschen an die Spitze zu lassen. Der amtierende Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied ist 64.

Der Bund der Deutschen Landjugend ist die selbstständige Jugendorganisation des Bauernverbands, ein Dachverband über den 18 Landesverbänden, und vertritt rund 100.000 junge Menschen zwischen 15 und 35 Jahren. Unter dem Titel "Who's next? Landwirtschaft mit Zukunft" (externer Link) hat der Verband ein Papier vorgelegt für eine gemeinsame Strategie zur Zukunftssicherung der Landwirtschaft und ihrer Verbände.

Kritik: Männer machen Politik, Frauen Hauswirtschaft

Ein Landesverband ist die Bayerische Jungbauernschaft mit rund 20.000 Mitgliedern. Die Vorsitzende Walburga Puff sieht vor allem beim Thema Frauen im Bauernverband noch Handlungsbedarf. Im Verband gebe es "natürlich die Männer-Schiene mit Präsident, Bezirkspräsidenten und Ortsobmännern". Die Männer würden die politischen Themen machen. Die Landfrauen kümmerten sich vor allem um den ländlichen Raum und Hauswirtschaft, was sie einerseits "brutal wichtig" finde. Sich selbst "würde sie aber eher auf der Ebene der Männer sehen – das sei aktuell aber noch nicht möglich". Dass es im Bauernverband mehr Männer gebe, liege aber auch daran, dass meist Betriebsleiter im Verband aktiv seien. Und weil landwirtschaftliche Betriebe oft spät übergeben werden, seien das in der Regel ältere Männer.

Junge Frau im "Männer-Gremium"

Nicht lange überlegen, sondern einfach machen – das ist die Devise von Teresa Fenzl. Die Betriebswirtin aus dem Bayerischen Wald hat vor drei Jahren den elterlichen Milchviehbetrieb übernommen, ist Mutter von zwei kleinen Kindern und seit vielen Jahren ehrenamtlich tätig. Ihr Eindruck: Die Vertreter der Jungbauernschaft würden schon gehört. Teresa Fenzl war zehn Jahre Vorsitzende beim Jungzüchterverband Bayerwald, ist Ortsvorsitzende des Bauernverbands in Patersdorf und stellvertretende Kreisvorsitzende im Landkreis Regen. Sie ist also nicht Ortsbäuerin und stellvertretende Kreisbäuerin, wie es der traditionellen Rollenverteilung entspräche. Fenzl ist "Kreisobmännin" oder "Kreisobfrau", auch weil sich für diese Posten kein Mann gefunden hat.

EU will junge Landwirte verstärkt fördern

Mit einer Forderung dürfte die Landjugend offene Türen einrennen: "Hofübernahmen müssen attraktiver sein, um Nachwuchs zu gewinnen", heißt es im Thesenpapier des BDL. Das fordern auch Agrarpolitiker – angefangen von der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber über Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer bis hin zu EU-Agrarkommissar Christophe Hansen. Er will die Junglandwirte mehr finanziell fördern, denn aktuell sind weniger als zwölf Prozent der Landwirte in der EU unter 40. Bei der Landjugend will man erst mal abwarten, ob den Ankündigungen auch Taten folgen. "Oft scheitert es an der Umsetzung. Wir müssen schauen, wie Bundesminister Rainer mit den Vorschlägen der EU-Kommission umgehen wird", so Verbandschefin Theresa Schmidt. Schon jetzt bekommen Landwirte in Deutschland, die unter 40 Jahre sind, zur Basisprämie von 152 Euro pro Hektar noch mal 134 Euro obendrauf.

Junge Landwirte vermissen Wertschätzung

Ob auch die von der Landjugend geforderte "Familienfreundliche Agrarpolitik mit Fokus auf Work-Life-Balance" kommt, bleibt abzuwarten. 2023 hatte die Bayerische Jungbauernschaft eine Vier-Tage-Woche ins Spiel gebracht. Doch wer aus der Landwirtschaft kommt, wisse, dass man keine geregelte Work-Life-Balance habe, sagt Teresa Fenzl. Aus ihrer Sicht gibt es einen anderen Grund, der junge Menschen davon abhält, in die Landwirtschaft und die Verbandsarbeit zu gehen: die negative Darstellung in den Medien und in der Öffentlichkeit: "Oft hat man das Gefühl, dass man der Buhmann ist." Sie selbst habe nach einem Fernsehinterview Morddrohungen am Telefon bekommen – für sie noch einmal eine andere Dimension als Kritik in den sozialen Medien, mit der man schon automatisch rechne. Das führe zu großer Sorge um die eigene Familie und zu weniger Engagement in Verbänden.

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