Symbolbild: Katastrophenschutzübung am Universitätsklinikum Erlangen vom
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Unangekündigte Großübungen sollen Bayerns Kliniken besser auf Katastrophenlagen vorbereiten.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Daniel Karmann
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Unangekündigte Großübungen sollen Bayerns Kliniken besser auf Katastrophenlagen vorbereiten.

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Großübungen geplant: Sind Bayerns Kliniken für Krisen gerüstet?

Großübungen geplant: Sind Bayerns Kliniken für Krisen gerüstet?

Wie gut wären Bayerns Bürger medizinisch versorgt bei Naturkatastrophen oder einem Angriff? Um das herauszufinden, gibt es in den Kliniken bald unangekündigte Großübungen. Eine neue Kooperation mit der Bundeswehr soll helfen, ein Lagebild zu haben.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Bayern am .

Was tun bei einem Massenansturm von Verletzten in Krankenhäusern nach einem Angriff oder Militärschlag? Und was passiert, wenn es dann zusätzlich zu einem Ausfall von Strom, Wasser oder dem Internet kommt? Solche Krisenszenarien wird das bayerische Gesundheitsministerium nun entwerfen und in Kürze durchexerzieren lassen. Noch im Laufe des Monats soll die erste von fünf bis zehn unangekündigten Großübungen in bayerischen Kliniken abgehalten werden. Eine Art Stresstest, um zu sehen, wo und wann die Versorgung der Bürger an ihren Grenzen geraten würde.

Szenarien wie Anschläge, Pandemie oder Umweltkatastrophe

Für die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) sind die Großübungen wichtig, um auf neue Situationen vorbereitet zu sein: "Da geht es nicht nur um militärische Konflikte, sondern auch um Naturkatastrophen oder Pandemien, die anders aussehen können."

Ein weiteres Szenario, das laut Gerlach erprobt werden könnte, ist eine breit angelegte Cyberattacke: "Wie sieht es aus, wenn in einem Krankenhaus digital nichts mehr funktioniert? Wie reagiert man dann, wie kann man noch arbeiten? Das wollen wir trainieren und überprüfen", so Gerlach bei der Vorstellung des neuen Projekts.

Krankenhausgesellschaft begrüßt die Übungen an Kliniken

Das Ziel: nachzusteuern, wo es nötig ist, um die medizinische Versorgung der Bevölkerung in jeder Situation zu gewährleisten. Die Simulierung eines Kriegsfalls will die Ministerin nicht als Alarmismus verstanden wissen: "Es gibt eine Fülle von unterschiedlichen Szenarien, das geht von einer Sonderlage mit biochemischen Stoffen bis hin zu einer Notaufnahme, die nicht mehr vorhanden oder funktionsfähig ist, und trotzdem ein Massenanfall von Verletzten vorm Krankenhaus ist und behandelt werden muss."

Die Bayerische Krankenhausgesellschaft (BKG) begrüßt die geplanten Großübungen. Vor kurzem hat die BKG ein Netzwerk der Katastrophenschutzbeauftragten der bayerischen Kliniken gegründet. Jedes Krankenhaus habe bereits Krisenpläne, betont der Leiter der Katastrophenmedizin der Uniklinik in Würzburg Thomas Wurmb. Der Fall einer Landes- und Bündnisverteidigung in einem Krieg wäre jedoch eine neue Dimension, auf die man sich vorbereiten müsse, so Wurmb zu BR24.

Bundeswehr soll digitales Lagebild für Gesundheitsversorgung erstellen

Beim Termin am Donnerstag unterzeichnete Ministerin Gerlach außerdem eine Kooperationsvereinbarung mit dem Kommandeur der Sanitätsakademie der Bundeswehr Hans-Ulrich Holtherm. Gemeinsam soll ein neues Lagebild der Gesundheitsversorgung, also eine Art digitales Dashboard, vorbereitet werden. Darauf sollen die Behörden im Falle eines militärischen Konflikts den Überblick behalten können, wie ausgelastet Kliniken, Apotheken, Labore oder Arztpraxen sind.

Mögliche Patientenströme sollen dadurch besser gelenkt werden können, sagt Generalstabsarzt Holtherm: "Was uns fehlt, ist ein Gesamtüberblick unserer Gesundheitsfähigkeiten, die wir in Deutschland haben, ambulant, stationär, psychotherapeutisch und so weiter." Das neue digitale Lagebild soll für Bayern in einem Jahr zur Verfügung stehen und könnte dann womöglich für ganz Deutschland ausgerollt werden. Für die Katastrophen-Übungen an den Kliniken stellt das Gesundheitsministerium zwei Millionen Euro zur Verfügung.

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Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach und Generalstabsarzt Hans-Ulrich Holtherm unterzeichnen eine neue Vereinbarung.

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