Blick auf den unbeschrankten Bahnübergang bei Ebenhofen im Ostallgäu
Blick auf den unbeschrankten Bahnübergang bei Ebenhofen im Ostallgäu
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Über 100 Fahrzeuge am Tag sollen den Bahnübergang bei Ebenhofen passieren. Deshalb muss dort jeder Zug zwei Signaltöne abgeben.
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Über 100 Fahrzeuge am Tag sollen den Bahnübergang bei Ebenhofen passieren. Deshalb muss dort jeder Zug zwei Signaltöne abgeben.

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Fast 140 Pfiffe am Tag – wie Ebenhofen unter der Bahn leidet

Fast 140 Pfiffe am Tag – wie Ebenhofen unter der Bahn leidet

Fast 40 Prozent der Bahnübergänge in Deutschland sind nicht durch eine Schranke oder ein Lichtzeichen gesichert, auch der in Ebenhofen im Ostallgäu. 50 Jahre lang war das kein Problem, doch seit Kurzem pfeifen dort die Züge – über 100 Mal am Tag.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

"Das hört man über den ganzen Tag bis in die Nacht und in der Früh geht’s gleich wieder los. Es ist einfach nervig, anders kann ich es nicht sagen." Hannelore Behrens ist frustriert, wenn sie über die derzeitige Situation in Ebenhofen spricht.

Seit 30 Jahren wohnt sie in dem Ortsteil von Biessenhofen mit seinen knapp 1.000 Einwohnern. Bisher war es dort zwischen Feldern und Bauernhöfen friedlich – eine erholsame Ruhe lag über dem Ort.

Ein lauter Signalton bei jedem Zug

Doch seit Kurzem hat sich das geändert: Fast 140 Mal am Tag schallt nun ein lautes Pfeifen durch Ebenhofen. Jedes Mal, wenn sich ein Zug dem unbeschrankten Bahnübergang nähert, muss er zwei Signaltöne abgeben.

Grund dafür sind Sicherungsmaßnahmen, denn über den Bahnübergang fahren am Tag mehr als 100 Fahrzeuge. Ab dieser Grenze muss ein Zug einen Signalton abgeben, das schreiben die Richtlinien der Deutschen Bahn vor, so eine Sprecherin des Konzerns.

Über 250 Fahrzeuge pro Tag hat die Bahn gezählt

Die Bahn überprüft nach eigenen Angaben in regelmäßigen Abständen die Gegebenheiten an den Bahnübergängen und damit auch die notwendigen Sicherungsmaßnahmen. In Ebenhofen hat die Bahn das Verkehrsaufkommen am Bahnübergang im April und im Juni dieses Jahres gemessen. Über 250 Fahrzeuge pro Tag sollen in diesem Zeitraum den Bahnübergang passiert haben.

Bürgermeister zweifelt an der Zählung der Bahn

Dabei ist die Straße nur für land- und forstwirtschaftlichen Verkehr freigegeben. Bürgermeister Wolfgang Eurisch wundert sich aber nicht nur über die reine Anzahl der Fahrzeuge, sondern auch über deren Art: "Da sollen an einem Tag 60 Lkw oder Lkw mit Hänger drübergefahren sein und das ist für uns absolut nicht nachvollziehbar", so der Bürgermeister.

Gemeinde zählt deutlich weniger Fahrzeuge

Die Gemeinde hat deshalb selbst auch nochmal gezählt und kommt im Durchschnitt auf 70 bis 80 Fahrzeuge pro Tag. Damit läge das Verkehrsaufkommen noch deutlich unter der Grenze, ab der die Züge einen Signalton abgeben müssen.

Bürgermeister Eurisch schränkt allerdings ein: Es könne sein, dass "der ein oder andere Autofahrer jetzt auch nicht mehr drüberfährt, weil er eben die ganze Diskussion und die Problematik jetzt kennt."

Bahn lehnt weitere Zählung ab

Die Bahn lehnt es ab, die Fahrzeuge noch einmal zu zählen. Eine mögliche Lösung wäre nun, dass die Strecke in einen reinen Geh- und Radweg umgewandelt wird. Doch das würde laut Bürgermeister Eurisch etwa drei Jahre dauern. Bis dahin würden die Züge weiter pfeifen.

Gemeinde muss Straße vielleicht komplett sperren

Eine weitere Möglichkeit wäre, den Bahnübergang für den kompletten Verkehr zu sperren. Damit dürfte auch Landwirt Florian Stiefenhofer die Strecke nicht mehr nutzen. Doch der würde das akzeptieren: "Ich will selbst, dass die Huperei so schnell wie möglich aufhört. Andere Anwohner würden dafür wieder mehr landwirtschaftlichen Verkehr kriegen, aber das ist hoffentlich alles noch im Rahmen", meint Stiefenhofer.

Noch will die Gemeinde diesen Schritt nicht gehen. Stattdessen hat sie einen Rechtsanwalt eingeschaltet, um mit der Bahn ins Gespräch zu kommen. Den Anwohnerinnen und Anwohnern bleibt derweil nichts, als abzuwarten.

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