Schon am Vormittag hört man im mittelfränkischen Österberg immer wieder ein Brummen und Knattern, manchmal ist es sogar ein lautstarkes Röhren. Was aus der Ferne wie ein Bikertreffen klingt, ist in Wahrheit die Ankunft der Fahrer des "King-of-the-Hill-Grand-Prix" – so der offizielle Titel für das, was sie hier in dem kleinen Dorf bei Greding bereits zum zweiten Mal veranstalten: ein Wettrennen der Aufsitz-Rasenmäher. Mit einer kurvenreichen Rennstrecke, Pokalen für die schnellsten Fahrer und einer feierlichen Siegerehrung. Wie bei einem richtigen Grand Prix eben.
Getunte Mäher mit bis zu 80 km/h
Bevor es losgeht, stellen sich alle 35 Teilnehmer unter Applaus mit ihren Mähern dem Publikum vor. Über eine Rampe rollt einer nach dem anderen in die vollbesetzte Festhalle, sodass alle sehen können, wer hier antritt – und vor allem mit was für einem Gefährt. Unter ihnen ist auch Jonas, der auf einem alten, grünen Mäher der US-Marke John Deere gekommen ist. "Die Herausforderung ist, dass man sauber durch den Parcours kommt. Das ist mit dem Modell gar nicht so einfach, weil er nicht so gelenkig ist wie ein neuer", sagt er.
Buchstäblich in Fahrt kommt die Sache dann, als die ersten Renn-Mäher auf die Bühne rauschen – mit dem entsprechenden Klang. Wie getunte Autos haben sie frisierte Motoren. Während ein "normaler" Aufsitz-Mäher zwischen sechs und acht Kilometer pro Stunde fährt, kann es so eine aufgemotzte Maschine schon mal auf 60 bis 80 Sachen bringen. Entsprechend gibt es bei dem Grand Prix auch zwei Renn-Klassen: die Serien-Klasse mit den unveränderten Fahrzeugen. Und die Tuning-Klasse, bei der die Rasenmäher von ihren Besitzern in kleine Rennmaschinen verwandelt wurden.
Im Video: Mäher in Rennmaschinen verwandelt
BR24 vor Ort: Rennen mit Rasenmähern
Idee entstand aus einer Bierlaune
Dass die nun in verschiedenen Gruppen bei einem Wettrennen gegeneinander antreten, ist dem RMC zu verdanken - dem örtlichen Rasenmäher Club. Die Idee kam den Mitgliedern irgendwann in einer Bierlaune. Weil viele im Ort einen Aufsitz-Mäher besitzen, habe man "einfach zwecks der Gaudi" mal ein kurzes Rennen gemacht, erzählt der erste Vorsitzende Christoph Deinhard. "Und siehe da, das hat uns so viel Spaß gemacht, dass wir dann schlussendlich gesagt haben, das müssen wir mal öfter machen, das müssen wir auch offizieller machen.”
Das ist es inzwischen durchaus. Zwei Wochen lang haben die Rasenmäher-Freunde an dem Grand-Prix-Gelände gebaut. Haben auf einem abgeernteten Feld am Dorfrand eine Rennstrecke angelegt, aus Strohballen eine Tribüne errichtet und mit Erdreich sogar eine beachtliche Steilkurve angelegt. Entsprechend groß ist die Begeisterung beim Publikum, als das Rennen dann endlich startet – zunächst mit den Mähern, die in Originalgeschwindigkeit fahren. Jonas mit seinem alten Mäher kann sich dabei immerhin den zweiten Platz sichern.
Große Gaudi fürs ganze Dorf
Danach sind die frisierten Maschinen dran, die sogleich übers Feld heizen, dass es nur so staubt. Die Renn-Rasenmäher sind zweifelsohne die Hauptattraktion bei dem Grand Prix. Alle jubeln den gasgebenden Fahrern zu. Und der Fahrerin. Kathi fährt als einzige Frau in der Renn-Klasse mit. "Weil's Spaß macht", sagt sie, aber auch "um auch mal ein Statement zu setzen: Frauen können das auch!" Eine Veranstaltung nur für Jungs ist das Rasenmäher-Rennen nämlich mitnichten - die Serien-Klasse besteht sogar zur Hälfte aus Frauen.
Insgesamt ist es aber vor allem eine riesige Gaudi. Rund 2.000 Zuschauerinnen und Zuschauer fiebern bei dem Rennen mit und die Stimmung ist durchgehend prächtig. Kathi steht am Ende ebenfalls mit einem Silber-Pokal auf dem Treppchen. Gewinner sind die Österberger an diesem Tag jedoch alle. Das Dorf hat 140 Einwohner – und 100 davon sind im Rasenmäher-Club. Natürlich haben nicht alle von ihnen einen Aufsitz-Mäher, dafür aber Lust ein Fest wie dieses zu organisieren. Oder wie der RMC-Vorsitzende Christoph Deinhard es ausdrückt: "Das Geheimnis ist der Zusammenhalt."
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