Es gibt Live-Musik, Sekt und eine CSU-Selfie-Box. Ein kurzer Film zeigt Meilensteine der Parteigeschichte, Kanzler Friedrich Merz (CDU) gratuliert per Videogruß. In seiner Festrede erinnert CSU-Chef Söder vor 400 Gästen an Verdienste von Parteilegenden wie Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber – beim Blick in die Gegenwart und Zukunft aber schlägt er sehr ernste Töne an: "Wir sind herausgefordert und bedroht wie noch nie".
So sehr bei der 80-Jahr-Feier der CSU in der Hanns-Seidel-Stiftung der Mut der Parteigründer gelobt wird, in den Trümmern des Jahres 1945 einen politischen Neuanfang zu wagen, so sehr mischt sich in die Feststimmung die Sorge vor den Herausforderungen am rechten Rand. Söder räumt in seiner Rede ein: Der berühmte Strauß-Satz, dass es rechts von der Union keine demokratisch legitimierte Partei geben dürfe, sei durch die Wirklichkeit "leider überholt". Die Geburtstagsfeier sei kein Kaffeekränzchen, sondern ein "klarer Auftrag für die Zukunft".
Söder: "Aus der Geschichte lernen"
Söder möchte die CSU als "Bollwerk" gegen all jene verstanden wissen, "die versuchen, unser Land und unsere Demokratie kaputtzumachen". Die AfD wolle ein anderes Deutschland und ein anderes Europa. Mit ihr gebe es keinen Minderheitenschutz und keinen Kompromiss, sondern einen "radikalen Mehrheitsbegriff". Für die CSU sei klar: "Eine Kooperation wäre der Verrat an unseren Grundwerten." Es brauche eine andere Auseinandersetzung mit der AfD als bisher.
Auf diesen Kampf schwört Söder seine Partei in München ein. Die Weimarer Republik sei unter anderem daran gescheitert, dass demokratische Politiker damals manches nicht ernst genommen und moderne Kommunikationsmethoden nicht genutzt hätten. "Das haben die Nazis besser gemacht." Hier gebe es Parallelen zur Gegenwart. Noch einmal dürften Konservative nicht Steigbügelhalter für Radikale sein, warnt der CSU-Chef. "Wir müssen schon aus der Geschichte lernen."
Später fordert auch der CSU-Ehrenvorsitzende Theo Waigel auf dem Podium, man müsse die AfD entzaubern und ihr die "ganze unsägliche Dummheit und Bosheit" vorhalten. Dem BR sagt der Ex-Bundesfinanzminister: "Ich hätte nicht gedacht in meinem Leben, dass ich noch mal an Weimar erinnern muss, und dass der Kampf gegen die Radikalen – ganz rechts, aber auch ganz links – so notwendig wird." Die CSU müsse "argumentativ noch stärker werden".
Huber: CSU hat zu spät mit dem Kampf begonnen
Ex-Parteichef Erwin Huber sieht auch in der eigenen Partei Versäumnisse: "Die CSU ist von Anfang an gegen Radikale und Extremisten, aber ich glaube, der Kampf gegen die AfD ist etwas zu spät begonnen worden. Und jetzt muss er mit voller Kraft geführt werden", betont er im BR-Interview. Es gelte, die AfD zu demaskieren, als eine die "Demokratie gefährdende, extremistische Kraft". Die CSU dürfe die AfD nicht kopieren, mahnt er und erinnert an Hinweise von Politikwissenschaftlern, dass die Menschen dann im Zweifel das Original wählten.
Huber spricht von einem harten Stück Arbeit: "Wir brauchen bestimmt fünf bis zehn Jahre, um die AfD wieder kleinzumachen." Nötig sei eine breitere personelle Aufstellung der CSU. "Markus Söder ist ein sehr talentierter Politiker, auch sehr routiniert und sehr medienorientiert – aber einer allein schafft das nicht." Als Volkspartei brauche die CSU im öffentlichen Erscheinungsbild mehr exponierte Persönlichkeiten, die beispielsweise für Bereiche wie Soziales, Außenpolitik, Umwelt und Klima stehen.
Söders Wunsch und Klingbeils Gruß
Söder bezeichnet es am Rande des Festakts als "totalen Trugschluss", zu glauben, die AfD sei nur das Problem der Union. Wenn man sehe, dass im Arbeitnehmerbereich die SPD ihre Bindekraft verloren habe, "dann ist das ein gesamtgesellschaftliches demokratisches Problem". In Bayern sei die CSU dank ihrer Stärke jedoch wohl die einzige Kraft, die den Radikalen ernsthaft Paroli bieten könne. "Insofern würde ich mir manchmal mehr wünschen, dass die anderen Demokraten sehen und erkennen, was sie an der CSU haben."
SPD-Bundeschef Lars Klingbeil erhört in seinem Videogruß diese Bitte: In diesen Zeiten brauche es eine CSU, die sich auf ihre Stärken besinne, sagt der Vizekanzler. "Eine CSU, die leidenschaftlich für ihre Positionen streitet und zugleich unser Land zusammenhält."
Im Video: CSU-Chef Söder spricht über 80 Jahre CSU
CSU-Chef Söder am Rande der 80-Jahr-Feier
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