Der Angeklagte im Prozess um die Messerattacke in Aschaffenburg.
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Gutachter zu Messerangreifer: "Massiv denkgestörter Mensch"

Gutachter zu Messerangreifer: "Massiv denkgestörter Mensch"

Im Prozess gegen den Messerangreifer von Aschaffenburg hat ein Gutachter ausgesagt. Der Psychiater rechnet mit weiteren aggressiven Taten des Angeklagten – und empfiehlt die Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

"Das ist ein massiv denkgestörter Mensch", so Hans-Peter Volz, Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie forensische Psychiatrie, am Mittwoch gegenüber der großen Kammer des Aschaffenburger Landgerichts. Zwei Stunden lang geht der Gutachter auf seine Gespräche mit dem 28-jährigen Afghanen ein, auf die Zeugenaussagen der vergangenen fünf Verhandlungstage sowie auf die vom Gericht verlesenen Arztbriefe und Gutachten. Seine Einschätzung: "Mit weiteren aggressiven Taten ist mit sehr, sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu rechnen." Dass der Beschuldigte simuliert, halte er für sehr, sehr unwahrscheinlich.

Im Januar attackierte der 28-Jährige eine Kindergruppe im Park Schöntal in Aschaffenburg mit einem Messer. Er tötete einen kleinen Jungen und einen Familienvater, der zur Hilfe eilte. Die Tat sorgte deutschlandweit für Entsetzen.

Gutachter empfiehlt Unterbringung in Psychiatrie

Hans-Peter Volz spricht sich dafür aus, den Flüchtling in einem psychiatrischen Krankenhaus unterzubringen: "Alle Voraussetzungen dafür sind gegeben." Spätestens seit Beginn 2024, wahrscheinlich aber schon früher, während seiner Zeit in Frankreich, sei der 28-Jährige an paranoider Schizophrenie erkrankt. Dies sei bereits in früheren Einschätzungen seiner Kollegen deutlich geworden. Denn der Afghane war bereits drei Mal vorläufig in einer psychiatrischen Klinik untergebracht worden. Doch weil laut der damaligen Einschätzungen keine Hinweise auf Eigen- oder Fremdgefährdung vorgelegen hätten, war er immer wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Psychiater: Kinder gezielt angegriffen

Dass der Afghane sowohl vor als auch während und nach der Tat psychotisch war, schilderten die zahlreichen Zeugen glaubhaft, so der Gutachter. Er ist sich sicher, dass das Ziel seiner Attacke Kinder gewesen seien. Volz: "Das primäre Ziel seiner Attacke waren keine erwachsenen Menschen." Zur Tatzeit habe der Täter Augen von Agenten gesehen, die ihm das Ermorden von Kindern befohlen hätten. Außerdem habe er geschildert, den Teufel im Kopf gehabt zu haben, Stimmen gehört zu haben.

Blut-, Urin- und Haarproben nach seiner Festnahme hätten gezeigt, dass der 28-Jährige seine Medikamente bereits einige Tage vor der Tat abgesetzt hatte. "Wenn er die Medikamente adäquat genommen hätte, wäre er am Tattag nicht psychotisch gewesen und die Tat vielleicht nicht passiert", so der Gutachter.

Gutachter sieht schlechte Heilungsprognosen

Die Prognosen für eine Heilung des Beschuldigten bezeichnet Volz als schlecht. Seit seiner Einweisung in die Forensik nach der Tat habe er trotz Medikation Auffälligkeiten gezeigt, Stimmen gehört und Augen von Agenten gesehen. Hinzu kämen seine Alkohol- und Cannabisabhängigkeit.

Zeugen: "Der war ein Psycho"

Im Laufe des fünften Verhandlungstages haben zahlreiche Bewohner der Asylunterkunft in Alzenau ausgesagt. Alle einte, dass sie Angst vor dem Beschuldigten hatten. "Mit dem stimmte etwas nicht", "der hatte kalte Augen" oder "der war ein Psycho", so die Kommentare vor Gericht.

Urteil am Donnerstag erwartet

Am Donnerstag wird am Landgericht Aschaffenburg die Entscheidung des Gerichts hinsichtlich einer dauerhaften Unterbringung des Beschuldigten erwartet. Die Plädoyers haben inzwischen begonnen. Alle Prozessbeteiligten – auch der Pflichtverteidiger – sehen es als erwiesen an, dass der Afghane am 22. Januar im Aschaffenburger Park Schöntal einen zweijährigen Jungen sowie einen 41 Jahre alten Familienvater tötete sowie drei Menschen schwer verletzte, darunter ein zweijähriges Mädchen.

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