Navigationsgeräte, Hochwasser-Vorhersagen, Wetterwarnungen für Flugzeuge oder eine effizientere Bewässerung in der Landwirtschaft: Es gibt viele Bereiche, in denen Satellitendaten hilfreich sind – oder sein könnten. Während ein konventioneller Kommunikations-Satellit etwa die Größe eines Lkw-Containers hat, sind die Exemplare, auf die die Raumfahrt heute setzt, teils nur noch so groß wie ein Schuhkarton.
Ein Forschungsprojekt unter der Leitung der Universität Erlangen-Nürnberg soll klären, wie die Satelliten noch effizienter eingesetzt werden können. Ein Ziel ist auch: mehr Unabhängigkeit von den USA.
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Ziel: Serienfertigung von Kleinsatelliten in Bayern
Auch wenn das längst keine Zukunftsmusik mehr ist und derart kompakte Satelliten bereits im Einsatz sind, startet dazu nun ein Forschungsprojekt. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hat dafür einen Förderbescheid in Höhe von 1,8 Millionen Euro übergeben.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Telematik-Zentrums der Uni Würzburg und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen wollen ausloten, wie das technische Potenzial dieser Mini-Satelliten bestmöglich ausgeschöpft werden kann. Die Projektleitung liegt bei der Universität Erlangen-Nürnberg. Dazu beteiligen sich fünfzehn Unternehmen und Start-ups, oftmals aus dem Großraum Nürnberg.
Bislang nur wenige Satelliten aus Europa
Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt. Ziel ist es, im Anschluss eine Kleinserienproduktion in Bayern zu starten. Laut Klaus Schilling von der Uni Würzburg ist die Herstellung mehrerer hundert Kleinsatelliten pro Jahr denkbar. Aktuell würden jährlich in Europa nur etwa ein Dutzend Satelliten produziert. Die USA schaffen das binnen weniger Tage, so Schilling.
Vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen ist mehr Unabhängigkeit – auch von den USA – laut Projektleiter Dietmar Fey ein erklärtes Ziel der Forschungen. Oder wie Wirtschaftsminister Aiwanger es ausdrückt: "Ohne eigene Satelliten müssten wir uns bei der Erdbeobachtung oder Navigation auf andere verlassen". In der Wirtschaft wiederum könnten durch die Kleinserienproduktion in Bayern neuen Jobs entstehen.
Einsatzmöglichkeiten: Hochwasserschutz und Landwirtschaft
Gründe, weshalb Satelliten immer kleiner werden, gibt es viele. Sie sind billiger in der Herstellung, einfacher zu transportieren, flexibler steuerbar und im Verbund auch besser für mögliche Ausfälle gewappnet.
Das DLR hat die Kleinsatelliten als einen "der wesentlichen Motoren des dynamischen Zukunftsmarkts Raumfahrt" ausgemacht. Im laufenden Jahrzehnt werden demnach schätzungsweise 15.000 Satelliten ins All gebracht – rund 90 Prozent davon gehören zur Klasse der Kleinsatelliten. Sie sollen etwa Daten über die Bodenfeuchte erfassen, was bei der Bekämpfung von Waldbränden helfen könnte – oder bei der effizienteren Bewässerung von Feldern in der Landwirtschaft, so Projektleiter Fey.
Auch Flugzeuge könnten besser als bislang vor Extremwettern gewarnt werden. Etwa indem die Kleinsatelliten die Daten von Wetterballons unmittelbar an die Flugzeuge übertragen. Bislang kommen die Informationen indirekt über den Umweg von Bodenstationen in die Flugzeug-Cockpits. Auch der Hochwasserschutz könnte sich mit mehr Daten von Kleinsatelliten weiter verbessern: indem die Gewässer vom Weltraum aus überwacht werden.
Weniger Weltraumschrott: Kleine Satelliten verglühen
Angesichts der 15.000 Satelliten, die allein in diesem Jahrzehnt in die Erdumlaufbahn gebracht werden sollen, tut sich die Frage auf, was das für das Problem mit dem Weltraumschrott bedeutet. Bereits jetzt sind alte Satelliten und Raketenteile im Orbit eine Herausforderung. Kleinsatelliten sind in dieser Hinsicht laut Schilling von der Uni Würzburg aber unproblematisch. Aufgrund ihrer kompakten Maße würden die Mini-Satelliten beim Eintritt in die Erdatmosphäre komplett verglühen.
Im Video: Weltraumforschung - Kleinsatelliten aus Erlangen
Kleinsatelliten im Fokus: Ein FAU-Projekt erforscht ihr Potenzial für Hochwasserschutz, Landwirtschaft und Wetterwarnungen.
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