"Frieden entsteht nicht durch nette Worte. Frieden kann nur entstehen, wenn wir ehrlich miteinander sind", sagte Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, bei der Verleihung des Augsburger Friedenspreises im nahezu voll besetzten Kurhaustheater. Die Veranstaltung stand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen: Zufahrten waren gesperrt, zahlreiche Polizisten im Einsatz.
Bereits im August war im Rahmen des 375. Hohen Friedensfestes bekanntgegeben worden, wer der diesjährige Preisträger ist.
- Zum Artikel: Josef Schuster erhält Augsburger Friedenspreis
Friedenspreisträger Schuster zum Nahost-Konflikt
Schuster warnte in seiner Rede vor dem starken Anstieg antisemitischer Vorfälle seit dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023. Viele Juden lebten heute unter ständiger Bedrohung, "müssen durch Metalldetektoren gehen, wenn wir in den Gottesdienst oder ins Gemeindezentrum wollen". Er kritisierte eine oft einseitige Schuldzuweisung an Israel, während die Opfer des Angriffs ausgeblendet würden, und warnt davor, den Nahost-Konflikt als Vorwand für alten Judenhass zu nutzen.
Israel werde häufig dämonisiert, die Hamas dagegen verharmlost. Dialog könne nur gelingen, wenn die Sicherheit jüdischen Lebens und die Existenz Israels nicht infrage gestellt würden: "Wer Israel dämonisiert, kann nicht glaubwürdig gegen Antisemitismus einstehen."
Gleichzeitig betonte Schuster, dass im interreligiösen Austausch viel erreicht worden sei. "Wir Juden haben Freunde und Verbündete, gerade in den Kirchen", sagte er und rief dazu auf, Dialoge weiterzuführen und dort neu zu beleben, wo sie eingeschlafen seien – "pragmatisch und lösungsorientiert".
Laudator Lammert und Oberbürgermeisterin Weber würdigen Schuster
Laudator Norbert Lammert würdigte Schuster als Friedensstifter, der die Herausforderungen von innerem und äußerem Frieden verbinde. Oberbürgermeisterin Eva Weber hob hervor, dass sein Engagement jüdisches Leben sichtbarer mache und Brücken zwischen Perspektiven schlage. Der mit 12.500 Euro dotierte Friedenspreis ehrt Persönlichkeiten, die sich für ein friedliches Zusammenleben der Religionen einsetzen.
Über den Preisträger Josef Schuster
Josef Schuster, geboren 1954 in Haifa, Israel, ist Mediziner und Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Seine Eltern waren wegen der Nationalsozialisten aus dem unterfränkischen Bad Brückenau ausgewandert, kehrten aber kurz nach Schusters Geburt nach Deutschland zurück und zogen nach Würzburg. Josef Schuster führte bis vor einigen Jahren eine Arztpraxis in der Würzburger Innenstadt.
Im vergangenen Jahr war die ZDF-Fernsehjournalistin und Kriegsberichterstatterin Katrin Eigendorf mit dem Augsburger Friedenspreis ausgezeichnet worden. Auch der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow und Altbundespräsident Richard von Weizsäcker sind vielen Augsburgern als Preisträger im Gedächtnis.
Im Video: Augsburger Friedenspreis für Josef Schuster
Augsburger Friedenspreis für Josef Schuster
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