Sie gleitet fast schwerelos und leise über die Trasse: die Magnetschwebebahn. Das Unternehmen Max Bögl aus Sengenthal im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz entwickelt die Magnetschwebebahn-Technologie für den Nahverkehr weiter. Ihr Transportsystem Bögl, kurz TSB, verspricht nahezu lautlose Fortbewegung, hohe Geschwindigkeit und geringe Wartungskosten.
Die Magnetschwebebahn ist kein Transrapid
Die Technik basiert auf Elektromagneten, die das Fahrzeug zum Schweben bringen, indem es sich magnetisch an einer Stahlschiene an der Fahrbahn nach oben zieht. Ein Linearmotor sorgt für den Vortrieb. Zudem kann das System fahrerlos betrieben werden.
Die Technik des TSB unterscheidet sich von der Technik des bekannten Hochgeschwindigkeitszuges Transrapid. Das TSB ist auch langsamer als der Transrapid, der einst auf der Versuchsstrecke im Emsland über 400 km/h erreichte, und damit für den Nahverkehr besser geeignet.
Transportmittel der Zukunft?
Bisher gibt es in Bayern noch keine Strecke, auf der eine Magnetschwebebahn verkehrt. Vor einigen Wochen hat die TSB Betriebs GmbH, eine Tochterfirma der Firmengruppe Max Bögl, als erstes Unternehmen in Europa die behördliche Genehmigung zum Betrieb öffentlicher Magnetschwebebahnstrecken erhalten. Doch bis zum tatsächlichen Betrieb ist der Weg noch weit.
"Generell bewegen wir uns im ÖPNV in einem eher konservativen Markt. Das heißt, mit Innovationen muss man auch eine gewisse Zeitspanne verbinden, bis die entsprechenden Nachweise erbracht sind und auch die Grundlagen geschaffen sind, beispielsweise in Machbarkeitsstudien", erklärt Andreas Rau, Leiter des Produktmanagements bei TSB. Allerdings laufen die ersten Machbarkeitsstudien bereits oder sind sogar schon abgeschlossen.
Nürnberg untersucht den Einsatz der Magnetschwebebahn
Nürnberg ist bekannt für die erste Eisenbahn und seine selbstfahrende U-Bahn. Eine erste Strecke mit Magnetschwebebahn wäre dort auch ein industriepolitischer Demonstrator, erklärt der Baureferent der Stadt, Daniel Ulrich. Aber es gibt Hürden. "Wir brauchen ein paar weitere, eher formale Rahmenbedingungen, die alle lösbar sind. Vor allem aber brauchen wir den politischen Willen."
Denn mitunter muss geklärt werden, ob eine Trasse mit Magnetschwebebahn förderfähig ist. Der Bund sei gerade dabei, das entsprechende Gesetz zu ändern, so Ulrich. Danach käme es auch auf die Entscheidung des Stadtrates an. Die mögliche Trasse könnte als Verlängerung der Straßenbahnlinie von der Technischen Universität über die Messe bis zum Klinikum Süd führen.
Die Machbarkeitsstudie hat die Magnetschwebebahn mit der bestehenden Straßenbahnverlängerung verglichen. Die Magnetschwebebahn bietet Vorteile wie einen schlankeren Fahrweg, weniger Lärmemissionen und nahezu verschleißfreien Betrieb. Die Studie zeigt aber auch, dass eine Förderfähigkeit für den Abschnitt allein nicht gegeben ist, jedoch in Kombination mit der Straßenbahnverlängerung eine Perspektive bestehen könnte.
Laut Schätzungen des Baureferenten kostet die Erschließung mit einer Magnetschwebebahnstrecke rund ein Zehntel dessen, was für den Bau einer U-Bahn-Strecke nötig wäre.
Experte: "Technologie in Deutschland verschenkt"
Dennoch wird die ursprünglich deutsche Technologie gerade hier sehr skeptisch betrachtet. Vor allem wegen des gescheiterten Transrapids, der den Münchner Hauptbahnhof einst mit dem Flughafen verbinden sollte. Dabei sei der Transrapid nur in Deutschland gescheitert, erklärt Verkehrswissenschaftler Prof. Dr. Johannes Klühspies von der TH Deggendorf.
International wird die Magnetschwebebahn schon genutzt, wie beispielsweise im japanischen Nagoya oder in Peking. Klühspies sagt: "In Deutschland haben wir diese Technologie bisher weitgehend verschenkt.“
Magnetschwebebahn sinnvoll in Nahverkehr integrieren
Allerdings: trotz aller Vorteile eignet sich der Einsatz der Magnetschwebebahn nicht überall. "Eine Magnetschwebebahn, wie das TSB-System, ist aufgeständert und sie passt damit in viele Altstadtsituationen einfach nicht hinein", so Klühspies weiter.
"Nicht an jedem Ort ist eine moderne Technologie auch automatisch die richtige. In den Beispielen, die wir kennen, wie Nürnberg oder einige andere Städte, ist es nicht so, dass die Magnetbahn unbedingt die beste Lösung sein muss." Die Magnetschwebebahn könnte an geeigneten Orten jedoch eine sinnvolle Ergänzung zum bestehenden Nahverkehr darstellen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
