Blick unter eine der betroffenen Eisenbahn-Stahlbrücken bei Vorra
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Die Stahlbrücken im Oberen Pegnitztal sind über 100 Jahre alt. Weil ihre Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist, sperrte die Bahn die Strecke.
Bildrechte: picture alliance / Daniel Karmann/dpa
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Die Stahlbrücken im Oberen Pegnitztal sind über 100 Jahre alt. Weil ihre Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist, sperrte die Bahn die Strecke.

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Marode Bahnbrücken: Streckensperrung und Chaos im Ersatzverkehr

Marode Bahnbrücken: Streckensperrung und Chaos im Ersatzverkehr

Für Reisende aus Hof, Marktredwitz und Bayreuth gibt es derzeit keine direkte Schienenverbindung nach Nürnberg. Der Grund: marode Brücken. Aber auch der Ersatzverkehr funktioniert nicht. Wie es weitergeht und was die Bahn nun unternehmen will.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Am Bahnhof Hersbruck rechts der Pegnitz zeigt sich das Bahn-Chaos in seiner vollen Größe. Seit die Strecke durch das Obere Pegnitztal gesperrt ist, kommen die genervten Fahrgäste hier mit den Ersatzbussen an – wenn sie überhaupt mitgenommen werden. Vor allem Schülerinnen und Schüler sind darauf angewiesen. "Gestern wurden Schüler vom Ersatzbus stehen gelassen. Sie kamen zum Teil eine Stunde zu spät zum Unterricht", sagt Rolf Rosignuolo, Schulleiter des Paul-Pfinzing-Gymnasiums in Hersbruck.

Bahnstrecke zwischen Pegnitz und Hersbruck gesperrt

Seit Freitag vergangener Woche ist die Zugstrecke zwischen dem oberfränkischen Pegnitz und Hersbruck im Nürnberger Land gesperrt. Für Reisende aus Hof, Marktredwitz und Bayreuth gibt es derzeit keine direkte Schienenverbindung nach Nürnberg. Denn laut Bahn sind einige Brücken im Pegnitztal marode. Dass Sanierungsbedarf besteht, ist schon seit vielen Jahren bekannt. Doch passiert ist lange nichts. Jetzt herrscht Stillstand.

Viele Eltern bringen ihre Kinder jetzt mit dem Auto zur Schule und bilden Fahrgemeinschaften. Das Vorgehen der Bahn sorgt für Kopfschütteln. "Man hat natürlich Verständnis dafür, dass Sicherheit vorgeht", sagt ein Vater. Aber dass die Bahn den Ersatzverkehr nicht auf die Reihe bringe, das "macht mich fassungslos". Aussicht auf Besserung gibt es derzeit nicht. Sein Plan für die kommenden Tage: "In der Früh aufstehen und die Tochter in die Schule fahren, leider."

Bahn wurden offenbar selbst überrascht

Die alten Stahlbrücken im Pegnitztal wurden in den vergangenen Jahren alle drei Monate untersucht, so eine Sprecherin. Bei der letzten Prüfung hat sich dann wohl herausgestellt, dass die Sicherheit nicht mehr gewährleistet sei. Deshalb die sofortige Entscheidung am Donnerstagnachmittag, 18. September, die Strecke ab dem nächsten Morgen zu sperren. Güterzüge waren schon seit Anfang des Monats aus dem Pegnitztal verbannt worden.

Das Chaos begann schon damit, dass die Streckensperrung am Donnerstag nicht in den Fahrplan-Apps angezeigt wurde. "Wir fahren zwar den Busersatzverkehr nach einem Fahrplan", teilte eine Bahnsprecherin mit. "Es können aber nicht alle bestellten Kapazitäten bereitgestellt werden." Heißt: Es fehlen Fahrzeuge. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, weitere Busse für die Stoßzeiten insbesondere im Schülerverkehr zu organisieren", so die Bahnsprecherin. Die Abläufe müssten sich erst noch einspielen.

Kommunalpolitik kritisiert Haltung der Bahn

Hersbrucks Bürgermeister Robert Ilg (Freie Wähler) tut sich schwer, für die Haltung der Bahn noch Verständnis aufzubringen. "Wir befassen uns in der Politik seit einem Vierteljahrhundert mit dem Thema Bahnbrücken. Das darf jetzt keine Überraschung sein", sagt er. "Ich bin maßlos enttäuscht. Es ärgert mich, wie man sich zurückgelehnt hat bei den Bahnverantwortlichen."

Denkmalschutz bremste Erneuerung aus

Die Bahn verweist darauf, dass die Brücken bereits bis Ende 2016 vollständig hätten erneuert werden sollen. Als die Pläne dafür vorgestellt wurden, gab es jedoch einen Aufschrei – von Bürgern und vom Denkmalschutz. Denn die bisherigen Brücken aus Stahlfachwerk fügen sich gut in die Landschaft des romantischen Pegnitztals ein. Als Ersatz waren jedoch Betonbrücken geplant.

Die Folge: Zu Gunsten des Denkmalschutzes habe die Bahn im Planfeststellungsverfahren kein Baurecht erhalten, erläutert die Konzernsprecherin. Lediglich fünf der 23 Brücken auf der Strecke konnten erneuert werden.

Noch kein Konzept für Wiederinbetriebnahme

In den kommenden zwei Wochen werden nun die Ergebnisse der aktuellen Begutachtung der Brücken genau analysiert. Dabei geht es um die Haltbarkeit, der mehr als hundert Jahre alten Stahlkonstruktionen. Aber auch die Brückenwiderlager, die Fundamente und die Untergrundbeschaffenheit nehmen die Experten unter die Lupe.

Die Bahn verspricht, in den kommenden zwei Wochen ein Konzept für die Wiederaufnahme des Zugbetriebs zu erarbeiten.

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