Lydia Staltner in der Münchner Runde am 30.4.25
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Lydia Staltner, die Gründerin von "Lichtblick" hält die Renten in Deutschland für zu gering, um in einer Großstadt würdevoll leben zu können.

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Seniorenhilfe für 1.500 Euro Mindestrente – Kritik am Vorschlag

Seniorenhilfe für 1.500 Euro Mindestrente – Kritik am Vorschlag

Altern in Würde: Das ist für viele Senioren mit geringer Rente kaum noch möglich – gerade in Großstädten. Der Verein "LichtBlick" forderte in der "Münchner Runde" eine Mindestrente. Das hält die Wirtschaftsweise Grimm nicht für den richtigen Weg.

Über dieses Thema berichtet: Münchner Runde am .

Ein Stück Kuchen im Café, ein Abendessen im Restaurant: Das ist für Lioba Bichl auf eigene Kosten nicht möglich. Die 84-Jährige bekommt im Monat 1.200 Euro Rente, wovon ihr nach Miete und Fixkosten noch rund 450 Euro zum Leben bleiben. "Damit kommst Du in München nicht weit“, sagt sie. Und das, obwohl sie fast ihr ganzes Berufsleben als Friseurin gearbeitet und zwei Kinder großgezogen hat. Mittlerweile lebt sie im Münchner Norden in einer 31 Quadratmeter großen Wohnung.

"LichtBlick"-Gründerin Lydia Staltner: "Das Leben ist würdelos geworden“

Lioba Bichl wird von der "LichtBlick"-Seniorenhilfe unterstützt. Der Münchner Verein hilft Senioren, die von Altersarmut betroffen sind. Mit ihrer Rente von 1.200 Euro gehört Bichl noch zu denjenigen, denen es etwas besser geht. "Die Menschen, die wir unterstützen, haben zwischen 500 und 1.200 Euro Rente", berichtete Lydia Staltner in der Münchner Runde. Sie gründete den Verein "LichtBlick". Er unterstützt etwa mit Lebensmittelgutscheinen, mit kostenlosem Kaffee und Kuchen, aber auch mit Smartphone-Kursen. "Wir haben Leute, die können sich die Kiwi, die sie immer zum Frühstück gegessen haben, nicht mehr leisten. Das ganze Leben ist einfach würdelos geworden", klagte Staltner.

Als Gegenmaßnahme brachte sie in der "Münchner Runde" eine Mindestrente ins Gespräch: "Ich glaube, dass eine Rente von mindestens 1.500 Euro angemessen wäre für Menschen, die hier 40 Jahre gearbeitet, Kinder bekommen und ihre Eltern gepflegt haben." Das sei nötig, um einigermaßen würdevoll zu leben.

Wirtschaftsweise Grimm fordert "unangenehme Maßnahmen“

Einen anderen Ansatz vertrat Veronika Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat Wirtschaft, der die Bundesregierung berät. Die Wirtschaftswissenschaftlerin glaubt, dass man sich dann um die Bedürftigen besser kümmern könne, wenn das gesamte Rentensystem tragfähig sei. Das jetzige System sei jedoch auf Kante genäht und werde immer teurer. Deshalb forderte Grimm "unangenehme Maßnahmen" – etwa die Anpassung des Renteneinstiegsalters an die längere Lebenserwartung. "Dass man länger arbeitet, wenn man kann. Wobei man dann auch Ausnahmen machen muss für die, die gesundheitlich nicht mehr können", so Grimm. Sie forderte die Abschaffung der Rente mit 63, die ohnehin von den eher besser Situierten und nicht von den Berufsgruppen genutzt werde, die besonders stark belastet seien.

Veronika Grimm in der Münchner Runde am 30.4.25
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Veronika Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat Wirtschaft, fordert mehr Anreize zur privaten Altersvorsorge.

Grimm zu Rentenplänen von Schwarz-Rot: "Nicht der große Wurf"

Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD vereinbart, das Rentenniveau von 48 Prozent bis 2031 konstant zu halten. Dazu soll eine Aktivrente kommen: Wer nach Renteneintritt weiterarbeiten will, kann das für 2.000 Euro im Monat steuerfrei tun. Diese Pläne bezeichnete Grimm als "nicht den großen Wurf". Stattdessen wäre eine Rentenreform wünschenswert. Unter Ökonomen gebe es einen breiten Konsens, dass bei dem Thema wirklich etwas geschehen müsse.

Staltner: "Altersarmut wird immer präsenter"

Das sieht auch Lydia Staltner so – wenn auch aus anderer Perspektive. Das Thema Altersarmut werde immer präsenter. "Wir haben Leute, die haben nichts mehr zu essen. Die haben keine Schuhe mehr, weil sie Löcher drin haben. Das sind Menschen, die das Land hier aufgebaut haben", empörte sich Staltner.

Rentnerin Lioba Bichl hat sich mit ihrer niedrigen Rente arrangiert. Sie ist dankbar dafür, dass der Verein "LichtBlick" sie und andere Senioren alle zwei Monate zu Kaffee, Kuchen und Brettspielen einlädt. "Man wird bescheiden", sagt Lioba Bichl.

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