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Rund eine Milliarde Euro investieren die Deutsche Telekom und der US-Chiphersteller Nvidia in eine neue KI-Fabrik. Das Projekt trägt offiziell den Namen "Industrial AI Cloud" und wird in München entstehen. Die genaue Adresse soll dabei geheim bleiben. Ein solches Rechenzentrum braucht viel Energie, setzt aber auch solche frei: in Form von Abwärme.
Stromverbrauch und Abwärme-Potenzial von Rechenzentren
Bei BR24 kommentierte in diesem Zusammenhang der User "Silber": "Warme Computer, die Häuser heizen: Noch wird das riesige Potenzial kaum genutzt. Rechenzentren produzieren viel Abwärme." In Zukunft sollte dieses Potenzial besser genutzt werden.
In Deutschland ist die Lage wie folgt: "Rechenzentren brauchen, breit geschätzt, zwischen 15 und 20 Terawattstunden Strom pro Jahr", sagt Peter Radgen, stellvertretender Leiter des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) an der Universität Stuttgart. Das entspreche etwa dem Stromverbrauch von Kroatien.
Das sei ein hoher Wert, aber in etwa so viel komme in Form von Abwärme wieder heraus, so Radgen. Ein Problem dabei sei, dass die Temperatur nicht besonders hoch sei. "Die Abwärme fällt bei etwa 30 bis 40 Grad Celsius an, die Fernwärmenetze arbeiten aber bei etwa 90 bis 110 Grad Celsius. Nahwärmenetze hingegen bei rund 70 Grad." Das bedeutet: Bevor man die Wärme nutzen könne, müsse man diese, zum Beispiel mithilfe einer Wärmepumpe, aufwerten. Das höre sich erst mal umständlich an, sei aber deutlich effizienter, als wenn man zum Beispiel im Winter die kalte Umgebungsluft für die Wärmepumpe nutzen müsste.
Energieeffizienzgesetz schreibt Nutzquote vor: Es gibt Ausnahmen
Aktuell würden Rechenzentren einen Großteil ihrer Abwärme einfach in die Umgebung abgeben. Das soll sich ändern: "Das Energieeffizienzgesetz schreibt vor, dass Rechenzentren, die ab Juli 2026 in Betrieb gehen, einen Teil ihrer Abwärme nutzen müssen", erklärt Radgen. Zunächst gehe es dabei um 10 Prozent, später dann um 15 Prozent und ab Juli 2027 seien es 20 Prozent.
Diese Quoten seien nicht ideal, sagt Helmut Kreiser, Leiter Rechenzentren beim GSI Helmholtz-Zentrum für Schwerionenforschung. Es wäre besser gewesen, wenn man die Werte je nach Umgebung anpassen würde: "Ein Rechenzentrum, das auf der grünen Wiese gebaut wurde, kann die Abwärme schwerer abgeben als eines, das mitten in der Stadt steht", so Kreiser. Es sei zum Beispiel nicht immer garantiert, dass genügend Abnehmer an das Fernwärmenetz angeschlossen sind.
"Die Rechenzentren stehen nicht immer da, wo es auch Fernwärmenetze gibt. Es sind nicht alle Kunden angeschlossen", sagt auch Radgen. Weil die Anschlussquote vielfach unter 50 Prozent liege, sei die Infrastruktur dahingehend teuer. Möglicherweise auch deshalb gibt es Ausnahmen: Wenn etwa der Netzbetreiber die Wärme nicht nutzen möchte, dann müssten die Rechenzentren sie auch nicht einspeisen.
Potenziale bei der Abwärmenutzung
Aber: "Inzwischen haben die Menschen verstanden, welches Potenzial im Thema 'Abwärme' steckt", sagt Helmut Kreiser vom Helmholtz-Zentrum. Verschiedene Player würden versuchen, das Potenzial künftig zu nutzen. So werde beispielsweise in Frankfurt die Abwärme eines Rechenzentrums genutzt, um ein Wohnquartier zu heizen. Aber es geht noch mehr: Generell sei das Potenzial von Abwärme groß, resümiert auch Radgen vom IER. So gebe es zum Beispiel in Frankfurt sehr viele Rechenzentren. Würde man die Abwärme nutzen können, könnte man möglicherweise einen Großteil der Stadt beheizen, so Radgen.
Neues Rechenzentrum in München: Woher kommt die Energie?
Bezogen auf das geplante Rechenzentrum in München, diskutierten BR24-User außerdem über diese Frage wie von "Gonz60000": "Wo kommt der Strom her?"
Auf BR24-Anfrage teilte ein Sprecher der Deutschen Telekom mit, dass das neue Rechenzentrum zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werde. Ein Teil der KI-Fabrik werde mit Wasser aus natürlichen Gewässern gekühlt. Die Abwärme des Rechenzentrums werde im Datacenter-Gebäude selbst genutzt. Zudem befinde sich ein umfassendes Abwärmekonzept in der Umsetzung, das vorsehe, den gesamten Gebäudekomplex rund um das Rechenzentrum künftig mit Wärme zu versorgen.
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