Luftaufnahme der Papierfabrik in Ettringen
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Seit 1897 gibt es die Papierfabrik in Ettringen, seit 2010 gehört sie zum finnischen Konzern UPM.
Bildrechte: BR / Michael Frick
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Seit 1897 gibt es die Papierfabrik in Ettringen, seit 2010 gehört sie zum finnischen Konzern UPM.

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Sozialplan für stillgelegte Papierfabrik in Ettringen steht

Sozialplan für stillgelegte Papierfabrik in Ettringen steht

Die Papierfabrik von UPM in Ettringen im Unterallgäu schließt. Streit gab es bis zuletzt um einen Sozialplan für die 235 Mitarbeiter. Arbeitnehmer und Arbeitgeberseite konnten sich zwar nicht einigen – trotzdem gibt es jetzt eine Lösung.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Für die Mitarbeiter der stillgelegten UPM-Papierfabrik in Ettringen steht nach dem vierten Schlichtungstermin vor einer Einigungsstelle nun ein Sozialplan. Dieser beinhalte neben einer Abfindungslösung auch eine Transfergesellschaft, in der betroffene Mitarbeiter sich über einen Zeitraum von zwölf Monaten beruflich umorientieren und weiterqualifizieren könnten, sagte Werksleiter Wolfgang Ohnesorg dem BR.

"Abschluss vergleichbar mit anderen Abschlüssen"

Der Betriebsrat habe zwar für noch bessere Bedingungen gekämpft, dennoch sei "der Abschluss vergleichbar mit anderen Abschlüssen in anderen Industriebereichen derzeit", so Ohnesorg weiter. Rentennahe Mitarbeiter ab 59 Jahren könnten demnach über die Transfergesellschaft auch die Zeit bis mindestens zu einer Rente mit Abschlägen überbrücken.

Betriebsrat "sehr unzufrieden mit dem Ergebnis"

Der Betriebsratsvorsitzende Bernd Ulbrich erklärte dagegen, man sei "sehr unzufrieden mit dem Ergebnis". Nachdem Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite sich zunächst nicht einig geworden waren, habe man letztlich dem Kompromissangebot des Schlichters zustimmen müssen, um überhaupt noch eine Transfergesellschaft erreichen zu können, so Ulbrich weiter. Genaue Zahlen zur Abfindungsregelung wurden nicht genannt.

Größter Arbeitgeber des Ortes macht dicht

Im März hatte der finnische Konzern UPM, zu dem die Ettringer Papierfabrik seit 2010 gehört, angekündigt, dass das Werk nach fast 130 Jahren geschlossen wird. 235 Menschen verlieren ihren Job. Und das Dorf Ettringen im Unterallgäu mit rund 3.500 Einwohnern verliert seinen größten Arbeitgeber. Das Unternehmen begründet die Werksschließung mit einer drastisch sinkenden Nachfrage nach Papier, das etwa zur Herstellung von Zeitungen und Magazinen verwendet wird, wie es in Ettringen produziert wurde.

"Tiefgreifender Strukturwandel" in der Branche

Auch laut dem Verband der Deutschen Papierindustrie ist dieses immer weniger gefragt. Der Bereich befinde sich "in einem tiefgreifenden Strukturwandel, bedingt unter anderem durch die Digitalisierung und die damit einhergehende sinkende Nachfrage nach Printprodukten", erklärte eine Sprecherin dem BR auf Anfrage.

Der Nachfrageeinbruch ist dramatisch: Laut einer Statistik des Verbands ging die Menge des in Deutschland produzierten grafischen Papiers in den Jahren von 2015 bis 2024 um mehr als die Hälfte zurück; allein im ersten Halbjahr dieses Jahres noch einmal um weitere 17 Prozent.

Weitere Werksschließungen bei UPM

Im niederbayerischen Plattling und in Hürth bei Köln hat UPM daher ebenfalls bereits Werke geschlossen. Auch an einem weiteren Standort in Finnland unweit des Konzernsitzes Helsinki hat UPM angekündigt, bis Ende des Jahres die Produktion von grafischem Papier einzustellen. Ganz überraschend kommt die Werksschließung in Ettringen also nicht. Trotzdem ist der Verlust des größten Arbeitgebers ein schwerer Schlag für den Ort und auch darüber hinaus. Zum 31. Dezember wird die Fabrik offiziell stillgelegt.

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