Die bayerischen Tierheime können sich vor Katzen kaum retten: Zum internationalen Katzentag haben Tierschützer daher einmal mehr eine flächendeckende Kastrationspflicht für freilaufende Katzen gefordert. Viele Tierheime im Freistaat seien derzeit wieder am Limit, weil sie mit einer Katzenflut an streunenden Katzen konfrontiert seien, teilte der bayerische Landesverband des Deutschen Tierschutzbundes mit.
Der 8. August ist seit mehr als zwei Jahrzehnten der sogenannte Weltkatzentag. An diesem Tag sollen diese Tiere besondere Aufmerksamkeit bekommen.
Streunerkatzen "immense Herausforderung für Tierheime"
"Trächtige Katzen, unzählige Katzenbabys, verwilderte Katzen und vor allem viele kranke Tiere sind Alltag und eine immense Herausforderung für unsere Tierheime", sagte die Präsidentin des Landesverbands, Ilona Wojahn, auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur. Manche Einrichtungen stünden kurz vor einem Aufnahmestopp.
Der Tierschutzbund verlangt seit langem, dass alle Freigänger-Katzen kastriert werden, um die Vermehrung zu verlangsamen. Es gibt bereits Aktionen, bei denen verwilderte Katzen gefangen und kastriert werden. "Aber Bayerns Katzen-Problem besteht weiter, weil all diese Maßnahmen nicht ausreichen", teilt der Landesverband mit.
Katzenschutzverordnung könnte das Leid der Streuner mindern
Die Tierschützer verlangen eine Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für alle Katzen, die aus den Wohnungen kommen. Der Landesverband hält es für positiv, dass manche Kommunen bereits entsprechende Verordnungen erlassen hätten – damit sind die Halter verpflichtet, ihre Freigängerkatzen zu kastrieren. Eine solche flächendeckende Katzenschutzverordnung könnte den Tierschützern zufolge das Leid der Streuner mindern.
Problem: Bayerischer Flickenteppich an Vorschriften
Doch laut Tierschutzbund hätten letztlich etwa 90 Prozent der Kommunen noch keine solche Katzenschutzverordnung. Es wäre an der Zeit, diesen Flickenteppich an Vorschriften durch eine bayernweite oder sogar durch eine bundesweit verbindliche Verordnung zu regeln, fordert die Präsidentin des Tierschutz-Landesverbands, Ilona Wojahn. Die Entscheidung, ob eine Katzenschutzverordnung eingeführt werden soll, liegt bei den Kreisen und Städten.
Katzenschutzverordnungen in einzelnen Kommunen Bayerns
Wie die Stadt Regensburg mitteilte, soll es dort ab 1. Januar 2026 eine Katzenschutzverordnung geben. Das habe der Stadtrat beschlossen. Die Verordnung umfasst eine Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht. Eine Kastrationspflicht wird es vorerst aber nicht geben, wie die Stadt Regensburg am Donnerstag auf BR-Anfrage mitteilte, man wolle zunächst die mildere Maßnahme testen. Katzenhalter müssen ihre Freigänger-Katzen lediglich mittels eines Mikrochips registrieren lassen.
Vereinzelt wurden auch schon in anderen bayerischen Gemeinden konsequente Katzenschutzverordnungen auf den Weg gebracht, wie etwa in Utting am Ammersee (Landkreis Landsberg am Lech) oder im Landkreis Pfaffenhofen. In vielen Gemeinden im unterfränkischen Landkreis Haßberge gilt seit September 2024 eine abgeschwächte Katzenschutzverordnung, lediglich mit Kennzeichnung und Registrierung.
Zuständiges Ministerium verweist auf Zuständigkeiten vor Ort
Bislang hat das für Tierschutz zuständige bayerische Umweltministerium keine bayernweite Verordnung auf den Weg gebracht. Stattdessen liege die Zuständigkeit bei den Kreisverwaltungsbehörden – also Landratsämtern und kreisfreien Städten. "Vor Ort kann am besten beurteilt werden, ob Maßnahmen wie die Kastration oder das Verbot unkontrollierten Auslaufs erforderlich sind", so eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage des BR. Grundlage ist § 13b des bundesweiten Tierschutzgesetzes. Demnach dürfen Katzenschutzverordnungen nur erlassen werden, wenn eine hohe Zahl freilebender Katzen nachweislich unter Schmerzen, Leiden oder Schäden lebt und durch Maßnahmen vor Ort entlastet werden kann.
In Bayern wurde teilweise bereits ein Aufnahmestopp verhängt, weil die Tierheime am Anschlag sind. Mancherorts gibt es zusätzlich private Pflegestellen, die Streunerkatzen aufnehmen. Tierschützer vor Ort versorgen die Katzen und pflegen sie für die Weitervermittlung in ein dauerhaftes Zuhause mit Spendengeldern gesund.
Im Jahr 2022 schätzte der Deutsche Tierschutzbund die Zahl der Straßenkatzen in Bayern auf rund 300.000. Laut Statistik des Deutschen Tierschutzbundes sind 99 Prozent aller Streunerkatzen krank, jede zwanzigste sogar todkrank.
BR24 vor Ort: Unterwegs mit einer Tierschützerin
Die Regensburger Tierschützerin will Streunerkatzen helfen.
Mit Informationen von dpa.
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