Michaela Kaniber (CSU) und Gisela Sengl (Grüne) in der "jetzt red i"-Arena
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Michaela Kaniber (CSU) und Gisela Sengl (Grüne) diskutierten bei "jetzt red i" mit Bürgerinnen und Bürgern über den Neubau der Kampenwandbahn.
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Michaela Kaniber (CSU) und Gisela Sengl (Grüne) diskutierten bei "jetzt red i" mit Bürgerinnen und Bürgern über den Neubau der Kampenwandbahn.

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Tourismus-Ministerin Kaniber begrüßt Neubau der Kampenwandbahn

Tourismus-Ministerin Kaniber begrüßt Neubau der Kampenwandbahn

Die bayerische Tourismusministerin Michaela Kaniber (CSU) sah bei "jetzt red i" im Neubau der Kampenwandbahn eine Chance für Inklusion und Modernisierung. Dagegen fürchtete Gisela Sengl, Vorsitzende der Grünen in Bayern, "Remmidemmi am Berg".

Über dieses Thema berichtet: jetzt red i am .

Mit ihrem Gleitschirm fliegt Andrea Dorsch regelmäßig an der Kampenwand entlang. "Ich sehe unberührte Landschaft", sagte sie, "und ich sehe eine Schneise". Es ist die Kampenwandseilbahn, die seit fast 70 Jahren Menschen aus dem Tal auf 1.500 Meter Höhe befördert. "Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass die Verbreiterung der Schneise um wenige Meter für unser charmantes und friedliches Dorf ein Problem sein könnte", sagte Dorsch in der Sendung "jetzt red i" im BR Fernsehen. Sie sprach sich damit für den umstrittenen Neubau der Kampenwandseilbahn aus.

Ministerin Kaniber: Bei Kampenwandbahn geht es auch um Teilhabe

Auch die bayerische Tourismusministerin Michaela Kaniber (CSU) sah im geplanten Neubau kein Naturschutzproblem, sondern eine Chance. "Nicht jeder kommt leicht auf den Berg", sagte sie mit Blick auf ältere Touristen und Menschen mit einer Behinderung und betonte: "Es geht auch darum, Teilhabe zu ermöglichen." Deswegen brauche es eine neue Bahn. "Ich begrüße das ausdrücklich", betonte Kaniber.

Diskussionsteilnehmerin Renate Herpers sah die Pläne dagegen kritisch. Sie nutzt die Kampenwandbahn selbst regelmäßig. "Mein Bedürfnis, da oben zu sein, ist diese Bergwelt zu genießen und in die Weite zu schauen", sagte sie, "Das ist für mich so eine tiefe Seelennahrung.” Sie störte die Vorstellung, dass mit der neuen Achtergondelbahn mehr als dreimal so viele Menschen als bisher nach oben befördert werden.

Grünen-Politikerin Sengl gegen "Remmidemmi am Berg"

Auch Gisela Sengl, Vorsitzende der Grünen in Bayern, sprach sich bei "jetzt red i" gegen einen Neubau und für den Erhalt der bestehenden Bahn aus. "Nicht immer höher, schneller, weiter", kritisierte sie. Sengl befürchtete, dass mit dem Ausbau der Seilbahn weitere Attraktionen folgen könnten: "Remmidemmi am Berg, das brauchen wir nicht." Sie wünschte sich einen Tourismus, der zu Bayern passe: "Passt zu Bayern Splash, Funpark, Skywalk?" Man sollte nicht gegen, sondern im Einklang mit der Natur handeln. "Die Alpen leiden am meisten unter dem Klimawandel", sagte Sengl.

Gisela Sengl und Michaela Kaniber diskutieren in der "jetzt red i"-Arena
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Gisela Sengl (Grüne) fürchtete eine Ausbeutung der Berge durch den Neubau. Michaela Kaniber (CSU) freute sich über die geplante Investition.

Kaniber: "Keiner von uns hat ein Interesse, diese Natur zu zerstören"

Michaela Kaniber verteidigte sich gegen den Vorwurf des fehlenden Klimaschutzes: "Es ist unser aller Heimat. Keiner von uns hat ein Interesse, diese Natur zu zerstören." Denn dann kämen auch keine Touristen mehr. Die Forst-, Landwirtschafts- und Tourismusministerin betonte: "Das ist unsere Geschäftsgrundlage." Sie plädierte deshalb dafür, die Ökologie im Blick zu haben, aber die Wirtschaft nicht zu vergessen.

Kaniber zeigte sich dankbar für die Investoren: die Familie Zbil aus Aschau im Chiemgau, die die Seilbahn in dritter Generation betreibt. "Es kommt ja hier kein chinesischer Investmentfonds, der irgendwas bauen will", betonte auch Michael Feßler, der Geschäftsführer der Chiemsee-Schifffahrt und ein Unterstützer des Neubaus. Ihn ärgerte das fehlende Vertrauen, das dem Betreiber Zbil entgegengebracht werde. Für ihn sei die Familie ein "zuverlässiger und wohlüberlegter Partner im Tourismus".

Carolin Zbil selbst betonte bei "jetzt red i", sie habe kein Interesse daran, "irgendwelchen Halli-Galli-Tourismus aufleben zu lassen". Die Kapazitätsgrenzen, wie viele Menschen nach oben gebracht werden können, seien rein rechnerische Zahlen. Dem müsste die tatsächliche Auslastung gegenübergestellt werden.

Bund Naturschutz klagt gegen Neubau

Rainer Auer vom Bund Naturschutz zeigte sich davon nicht überzeugt. Er fürchtete eine "völlige Kommerzialisierung der Kampenwand". Er erinnerte daran, dass sich die Investitionssumme auf 20 bis 30 Millionen Euro belaufe. "Mir ist kein einziger Fall bekannt, wo nach einer solchen Investition im Nachgang wirklich alles weiterläuft wie bisher", sagte er. Auer rechnete damit, dass weitere Infrastrukturmaßnahmen folgen werden, etwa eine Downhillstrecke, eine Sommerrodelbahn oder mehrere nächtliche Veranstaltungen auf der Sonnenalm. Er wünschte sich deshalb eine Lösung, die zum einen die technische Erneuerung erlaube und zum anderen den befürchteten "Funpark" verhindere.

Sein Verein, der Bund Naturschutz, klagte gegen die Genehmigung für den Neubau, die das Landratsamt Rosenheim 2022 erteilt hatte. Zuletzt befasste sich der Bayerische Verwaltungsgerichtshof damit. Derzeit besteht die Möglichkeit zu einer außergerichtlichen Einigung. Noch bis zum 20. Januar haben die Beteiligten Zeit, sich auf einen Kompromiss zu einigen.