Nach fünf Spielen steht der 1. FC Nürnberg in der neuen Saison sieglos auf dem letzten Tabellenplatz. Bei einigen Fans scheinen die Nerven blank zu liegen. Sie haben am Wochenende nach der Niederlage in Karlsruhe offenbar in einem Zug randaliert. Der Zugbetreiber fühlt sich von der Bundespolizei im Stich gelassen. Die weist die Kritik zurück.
Marihuana-Rauch im Zug: Lokführer meldet sich dienstunfähig
Rückblick: Nach der 1:2-Pleite beim Karlsruher SC treten rund 600 Fans des 1. FC Nürnberg am Samstag die Heimreise an – per Zug. Laut dem Betreiber der Regionalbahn, der "TRI Train Rental GmbH" aus Eckental im Landkreis Erlangen-Höchstadt, gibt es beim Umstieg in Stuttgart zunächst Unmut über eine Verspätung. Dann hätten Teile der FCN-Fans im Zug Marihuana konsumiert. Der sich im Zug verteilende Rauch habe schließlich den Lokführer "schachmatt" gesetzt, so Tobias Richter, der Geschäftsführer des Bahnbetreibers TRI.
Am Bahnhof in Ansbach habe sich der Lokführer dann mit Blick auf die Beeinträchtigungen durch den Marihuana-Rauch dienstunfähig gemeldet. Die Fußballfans mussten die Fahrt in anderen Zügen fortsetzen. Nachdem sie den Zug verlassen hatten, offenbarte sich laut Richter das volle Ausmaß des Vandalismus: Die Fans hätten unter anderem Tische abgetreten und Scheiben beschmiert: ein Schaden von mindestens 10.000 Euro, schätzt er.
Schwere Vorwürfe an die Bundespolizei – unklare Regelung
Der Bahnbetreiber TRI macht nun der Bundespolizei schwere Vorwürfe. Diese habe die FCN-Fans, unter denen auch "viele Ultras und einige Hooligans" gewesen seien, beim Umsteigen in Stuttgart "völlig ungeschützt dem Lokführer und dem einzigen Zugführer" übergeben. Eine Anweisung der Bundespolizei, den Zug später abfahren zu lassen, habe die Situation "unnötig eskalieren lassen", heißt es.
Die Bundespolizei weist die Vorwürfe zurück. Bei der vorausgegangenen Zugfahrt nach Stuttgart und beim Umsteigen habe es "keine Vorkommnisse" gegeben. Außerdem bestehe keine Verpflichtung, Züge mit Fußballfans zu begleiten.
Zum Vorwurf, die Bundespolizei habe den Zug wegen Personalmangels nicht begleitet, weil zu viele Kräfte durch die Grenzkontrollen gebunden seien, wollte sich eine Sprecherin der Bundespolizei nicht äußern.
Bahn-Vandalismus von Fußballfans: Pendler als Leidtragende
Bundesweit nutzen Woche für Woche etwa 100.000 Menschen für An- und Abreise zum Stadion den Zug, heißt es von der Deutschen Bahn. Dabei liefen "fast alle" Zugfahrten ohne Probleme. Allerdings: Durch eine Minderheit gewaltbereiter Störer entsteht der Bahn jährlich ein Schaden von etwa zwei Millionen Euro – sowie Folgekosten durch Zugausfälle und Verspätungen.
Durch Vandalismus beschädigte Züge verbringen im Schnitt zehn Tage in der Werkstatt. Die Leidtragenden seien dann Pendlerinnen und Pendler, etwa wenn am Montagmorgen nach einem Fußball-Wochenende nicht die gewohnte Wagenkapazität zur Verfügung stehe. Um Vandalismus und Gewalt zu vermeiden, stimmt sich die Deutsche Bahn eigenen Angaben zufolge gut mit der Polizei ab. Die Kooperation mit den Fußballvereinen stuft der Konzern aber als ausbaufähig ein. Auch "weil noch lange nicht alle Vereine die Notwendigkeit dafür erkannt haben", so die Bahnsprecherin.
FCN-Frust: VAG sieht keine Gefahr fürs Wochenende
Drohen eventuell gefrustete Club-Fans am Wochenende beim Heimspiel des FCN gegen Bochum ihren Frust erneut bei der Heimfahrt auszulassen? Diese Gefahr sehen die Nürnberger Verkehrsbetriebe (VAG) nicht. Generell gebe es da nur "relativ wenige Probleme", heißt es. Die An- und Heimreisedauer, die potenziell gefrustete Fans in öffentlichen Verkehrsmitteln verbringen, ist bei Heimspielen allerdings auch deutlich kürzer als bei Auswärtsspielen.
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