Die Gemeinde Haibach-Elisabethzell im niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen: Blühende Obstbäume am Dorfanger, im Dorfzentrum ein Weiher mit Karpfen, ab und zu ein Auto, das an Rathaus und Kirche vorbeifährt. Aus diesem Dorfidyll kommt er her, der neue Bundeslandwirtschaftsminister.
Politik liegt in der Familie
Alois Rainer stammt aus einer politisch aktiven Familie. Schon Vater und Mutter saßen einst als Abgeordnete im Bundestag. Die ältere Schwester, Gerda Hasselfeldt, machte ebenfalls Karriere im Bund als Bundesbauministerin und Gesundheitsministerin – sie war außerdem die erste Frau an der Spitze der CSU-Landesgruppe.
Bodenständiger Werdegang als Metzger
Dabei deutete bei Alois Rainer zunächst wenig auf einen politischen Werdegang hin: Neben einer Gaststätte betreiben Alois Rainers Eltern bis zu dessen Jugend eine Landwirtschaft. Groß wird er zwischen Pferden, Rindern und Schweinen. Es folgt eine Lehre zum Metzger, die Rainer bis zum Meister bringt. Er macht sich selbstständig, geschlachtet wird im eigenen Betrieb.
18 Jahre Bürgermeister
Heute ist Alois Rainer verheiratet, Vater von zwei Kindern. Zwischenzeitlich hat er den Weg in die Kommunalpolitik eingeschlagen, war 18 Jahre lang, zwischen 1996 und 2014, Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Haibach-Elisabethzell. Seit 2013 vertritt der inzwischen 60-Jährige den Wahlkreis 230 Straubing mit den Landkreisen Regen und Straubing-Bogen als Abgeordneter im Bundestag. Für die Wahl Ende Februar war Rainer mit 100 Prozent der CSU-Delegiertenstimmen erneut als Direktkandidat nominiert. Er sammelte 46,3 Prozent der Erststimmen in seinem Wahlkreis.
Karrieresprung zum Minister: Bauernpräsident zieht Kandidatur zurück
Und jetzt: Bundeslandwirtschaftsminister. Ein Karrieresprung für Rainer. Der 60-Jährige war für Ministerpräsident Markus Söder allerdings ursprünglich nur zweite Wahl. Bereits im Wahlkampf hatte Söder Bayerns Bauernpräsidenten Günther Felßner als seinen Wunschkandidaten benannt. Dieser hatte aber im März nach Protesten von Umwelt- und Tierschützern auf seinem Hof seine Kandidatur zurückgezogen. Felßner sah durch diese Aktion die Sicherheit seiner Familie in Gefahr.
"Planungssicherheit": Rainer kündigt erste Schritte an
Nun also geht der Posten an den niederbayerischen Metzger aus Haibach-Elisabethzell. Was ihn als Landwirtschaftsminister qualifiziere, da will Alois Rainer Taten sprechen lassen: "Das werden wir am Ende der Legislaturperiode sehen oder wenn ich mal eine gewisse Zeit dabei bin", so Rainer im BR-Interview.
Einen seiner ersten Schritte kündigte der designierte Landwirtschaftsminister schon einmal an: Planungssicherheit sei ihm wichtig. Daher möchte die Bestandssicherung für landwirtschaftliche Betriebe gesetzlich verankern: "Es kann nicht sein, dass ich im Jahr 2025 für viel Geld einen modernen Stall baue und zwei, drei Jahre später muss ich schon wieder viel Geld investieren, weil es irgendwelche neue gesetzlichen Vorgaben gibt."
Foodwatch: "Personifizierte Ambitionslosigkeit"
Der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, lobte Rainer für seine "hohe Fachkompetenz und langjährige politische Erfahrung". Gleichzeitig stellte er erste Forderungen: "Ganz oben auf der Agenda müssen die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit unserer heimischen Landwirtschaft sowie ein echter Abbau von Bürokratie sein", sagte der Rukwied den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch bezeichnete Rainer hingegen als "personifizierte Ambitionslosigkeit des Koalitionsvertrags". Er habe sich seit Jahren nicht mehr mit Agrar- und Ernährungsthemen beschäftigt, sondern saß zuletzt im Finanzausschuss. "Was ihn für das Ministeramt qualifiziert – außer seiner CSU-Mitgliedschaft und seiner Herkunft aus Niederbayern – bleibt rätselhaft", so Foodwatch-Geschäftsführer Chris Methmann.
CSU-Triple im Bundeskabinett
Alois Rainer ist nicht der einzige CSU-Minister im neuen Bundeskabinett. Neben dem Niederbayern kommen außerdem Alexander Dobrindt und Dorothee Bär zum Zug. "Das ist unser Team, davon sind wir fest überzeugt", sagt Parteichef Söder. Alexander Dobrindt wird neuer Innenminister, Dorothee Bär wird Forschungsministerin.
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