Am Wochenende rund um Allerheiligen zieht es wieder viele Menschen auf die Friedhöfe. An den Grabstätten wird der Angehörigen gedacht. Gräber schaffen Räume fürs Erinnern. Doch was passiert mit Menschen, die zum Zeitpunkt ihres Todes auf der Straße leben, ohne Verwandte sind oder mit der Familie gebrochen haben? Damit sie nicht vergessen werden, haben sich in Augsburg freiwillige Helfer zusammengetan, um eine besondere letzte Ruhestätte zu ermöglichen.
Letzte Ruhe – mit Namen und Grabstein
Hans Stecker steht vor einem hellen Grabstein auf dem Augsburger Westfriedhof, Ahornblätter ranken sich um den Stein. Vor rund zwanzig Jahren hat er die Grabstelle gekauft, inzwischen sind dort zehn Menschen im Urnengrab beigesetzt – mit Grabstein und Namen.
Der ehemalige Gastronom engagiert sich im Förderkreis der Wärmestube des Sozialvereins Katholischer Männer (SKM) in Augsburg. Daher kennt er die Sorge von wohnungs- und obdachlosen Menschen, dass sich nach dem Tod niemand mehr an sie erinnert. Inzwischen sind deshalb zu der einen Grabstelle vier weitere dazugekommen.
Wie der Förderkreis die Gräber pflegt
Der Stein für das neue fünfte Grab ist dunkel und glänzend. Steinmetzmeister Matthias Maier hat ihn gestiftet, genau wie die anderen Grabsteine – einen aus rosa Porphyr, einen schneeweißen Marmorblock und jetzt den schwarzen Granit. Die verschiedenen Farben und Ursprünge der Steine haben eine Bedeutung, erklärt der Steinmetz: "Jeder Mensch ist individuell und genauso sind es die Steine."
Angepflanzt ist das neue Grab mit gelben Stiefmütterchen, violetten Erika und pinken Mini-Azaleen, darauf legen Hans Stecker und sein Team von Ehrenamtlichen Wert: "Weil ich glaube, dass nicht jeder zu Lebzeiten allzu viele Blumen bekommen hat."
Namenlose Gräber machen das Erinnern schwer
In Augsburg kennen viele Obdachlose die Grabstätte. Ohne das Grab des Fördervereins würden Obdachlose namenlos bestattet werden. "Es gibt anonyme Gräber, das muss dann die Stadt Augsburg übernehmen", erklärt Stecker. Deshalb seien die Rückmeldungen zu den persönlichen Gräbern überwiegend sehr positiv. Er und sein Team freuen sich jedes Mal, wenn sie sehen, dass doch ein alter Freund da war – und etwa eine Blume oder ein kleines Plastikengelchen am Grab hinterlassen hat.
Im Audio: Grabstätte für Obdachlose in Augsburg
Hans Stecker vom Förderkreis der Wärmestube des SKM in Augsburg.
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