Ein Papst für Frieden und Menschlichkeit: Leo XIV. winkt bei einer Audienz am Petersplatz im Rom in die Menschenmenge.
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Wie politisch ist Papst Leo XIV. - und was kann er bewirken?

Wie politisch ist Papst Leo XIV. - und was kann er bewirken?

Solarzellen im Vatikan, Kritik an der US-Regierung und immer wieder ein Plädoyer für den Frieden. Papst Leo sieht es als Pflicht für Christen, sich für Klimagerechtigkeit einzusetzen und Frieden zu stiften. Doch: Was können Papstworte bewirken?

Über dieses Thema berichtet: STATIONEN am .

Hollywoodstar und Ex-Politiker Arnold Schwarzenegger hat Leo XIV. bei einem Treffen Anfang Oktober in Castel Gandolfo als Superheld bezeichnet, weil der Papst den Vatikan auf Solarenergie umstellt - ein Projekt, das bereits sein Vorgänger Franziskus begonnen hatte. Wie dieser setzt auch Leo XIV. umweltpolitische Zeichen. Auf der Klimakonferenz im Vatikan segnete er einen Block Gletschereis - alles nur Symbolpolitik?

Die Welt im Positiven zu verändern – das sei ein Grundgedanke des Evangeliums. Von daher sei das Christentum schon immer politisch, sagt der Eichstätter Theologe Benjamin Dahlke. Aber wie groß ist der Einfluss eines Papstes wirklich?

"Die Worte von Päpsten können eine Wirklichkeit verändern"

"Der Vatikan hat keine großen Wirtschaftsbeziehungen, er hat keine Atombombe, kein Militär in dem Sinn," sagt Dahlke. "Er kann nicht als globaler Player auftreten. Aber er kann natürlich Einfluss ausüben, indem er durch seine Überparteilichkeit mit verschiedenen Menschen, mit verschiedenen Völkern ins Gespräch kommt und sich so als Makler für den Frieden anbietet."

"Nie wieder Krieg", mahnte Papst Leo bereits bei seinem ersten Sonntagsgebet, wenige Tage nach seiner Wahl. In einer Zeit eskalierender Konflikte hat er das Thema Frieden zu seinem zentralen Anliegen gemacht und etwa den Vatikan als Ort für Friedensverhandlungen für die Ukraine angeboten. Es gibt fast keinen Auftritt des Papstes ohne Friedensappell an die Menschen. Aber: Bringt das was?

Nach Ansicht des Theologen Benjamin Dahlke können die Worte von Päpsten etwas zum Positiven verändern. Ein gutes Beispiel ist seiner Meinung nach Johannes Paul II. Sein Eintreten für die Menschenrechte in seiner Heimat Polen habe die Opposition dort gestärkt und schlussendlich mit zum Sturz des kommunistischen Regimes beigetragen. "Er ist dort hingefahren und hat durch seine Worte und durch seine Präsenz vor Ort den Menschen eine Verbindung signalisiert, sodass die Gewerkschaft Solidarność ermutigt war, gegen das kommunistische Regime vorzugehen."

Erwartungen an Papst Leo sind hoch

Auch die Wahl von Kardinal Robert Francis Prevost zum ersten US-amerikanischen Papst der Geschichte weckt politische Hoffnungen: Wird der neue Papst als eine Art moralisches Gegengewicht zur Politik der US-Regierung unter Präsident Donald Trump auftreten?

Das wünschen sich weltweit viele, die etwa die rigide Migrationspolitik der Trump-Administration als Verstoß gegen die Menschenrechte werten. Unter den katholischen Bischöfen in den USA ist Trumps harte Linie gegen Einwanderer umstritten, nicht zuletzt, weil sie im Widerspruch zur offiziellen Haltung des Vatikans in der Sache steht. Papst Leo XIV. blieb allerdings lange zurückhaltend. Erst vor kurzem äußerte er Kritik - und auch die mit Bedacht:

"Jemand, der sagt, ich bin gegen Abtreibung, dann aber einverstanden ist, dass Migranten in den USA so unmenschlich behandelt werden – ich weiß nicht, ob der wirklich ein Lebensschützer ist. Das sind alles sehr komplexe Fragen, und ich weiß nicht, ob jemand die einzig wahre Antwort darauf hat. Ich würde mir da mehr Respekt voreinander wünschen," sagte Leo XIV.

"Papst kann auch Vorbild für die Politik sein"

Der Eichstätter Theologe Benjamin Dahlke ist der Meinung, dass der Papst gerade durch seine besonnene Art ein Vorbild für die Politik insgesamt sein könne, nämlich indem er "konkrete Sachlösungen ansteuert", statt die "mediale Aufregungsspirale weiter zu befeuern".

Ob das Leo XIV. gelingt? Der Vatikan ist gut vernetzt. Er kann Politiker, Wissenschaftler und Wirtschafts-Fachleute zusammenbringen, so wie auf der Klimakonferenz. Allerdings stoßen die Äußerungen von Leo nicht überall auf Gegenliebe. Vor allem in seiner Heimat USA wird die Kritik immer lauter.

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