Die meisten kennen KI als Chatbot: Man stellt eine Frage, bekommt eine Antwort. KI-Agenten gehen einen entscheidenden Schritt weiter - sie können selbstständig handeln und Aufgaben für uns erledigen.
Ein einfaches Beispiel: Bittet man einen normalen Chatbot um das aktuelle Wetter in München, kann er nur antworten, dass er diese Information nicht hat. Sobald das Programm aber eine externe Wetter-App aufruft und dort die Antwort nachschlägt, kann man schon von einem KI-Agenten in einer rudimentären Form sprechen. Das KI-Sprachmodell nutzt "Tools" - externe Programme und Dienste -, um sein Wissen zu erweitern.
Das funktioniert, weil moderne Agenten drei Komponenten kombinieren: Ein Sprachmodell als "Gehirn", verschiedene Tools zum Handeln und klare Anweisungen, was sie tun sollen. Die Idee: Wenn ein Agent merkt, dass er für eine Aufgabe zusätzliche Informationen braucht, sucht er sich den passenden Weg - genau wie ein menschlicher Assistent.
Erste Schritte mit ChatGPT und Co.
Viele populäre KI-Tools haben bereits Agent-Funktionen eingebaut. ChatGPTs Deep Research-Modus oder die Suchfunktionen bei Claude sind im Grunde kleine Agenten, die eigenständig im Internet recherchieren können.
Ein praktisches Beispiel: Wer regelmäßig LinkedIn-Posts schreibt, kann ChatGPT beauftragen, zehn Posts zu planen. Der Agent recherchiert von alleine aktuelle Trends auf der Plattform, kombiniert sie mit den eigenen Themen und erstellt passende Inhalte. Bei der reinen Texterstellung funktioniert das bereits sehr gut.
Schwierig wird es erst bei komplexeren Aufgaben. Will der Agent die Posts auch gleich einplanen, muss er durch Kalender-Menüs navigieren, die für menschliche Nutzer designt sind. Das kann frustrierend langsam werden - zwanzig Minuten für eine Aufgabe, die ein Mensch in Sekunden erledigt.
So bauen Sie Ihren eigenen Agenten
Wer tiefer einsteigen möchte, kann mit Tools wie Zapier oder Microsoft Power Automate eigene Agent-Systeme zusammenbauen. Das Prinzip ist wie ein digitaler Baukasten: Man verbindet verschiedene Programme miteinander und setzt KI als intelligenten Vermittler dazwischen.
In der aktuellen Folge von "Der KI-Podcast" (BR24/SWR) empfehlen die Hosts einen schrittweisen Ansatz: Erst mit einem einzelnen Agenten beginnen und nach und nach neue Fähigkeiten hinzufügen, anstatt gleich ein komplexes System zu bauen. Wichtig ist es, klare Anweisungen zu formulieren - je präziser die Aufgabenbeschreibung, desto besser funktioniert der Agent.
Wo es noch hakt und schiefgeht
KI-Agenten sind noch lange nicht perfekt. Sie können falsche Entscheidungen treffen, wichtige Informationen übersehen oder - im schlimmsten Fall - versehentlich Daten löschen. Erst kürzlich löschte ein KI-Agent der Firma Replit aus Versehen die komplette Code-Sammlung eines Kunden.
Besonders bei visuellen Aufgaben haben die Systeme Probleme. Während sie Texte gut verstehen, scheitern sie oft an simplen Bedienoberflächen. Fachleute raten daher zu einem mehrstufigen Sicherheitssystem, das verschiedene Schutzmaßnahmen wie automatische Überwachung, Eingabefilter und menschliche Kontrolle bei kritischen Aktionen miteinander kombiniert.
Der wichtigste Tipp für Experimentierfreudige: Klein anfangen und gründlich testen, bevor man wichtige Arbeitsabläufe automatisiert. Und unbedingt Backups machen, bevor man einer KI Zugriff auf wichtige Daten gibt.
KI-Agenten verändern das Internet
Langsam aber sicher passt sich das Internet an KI-Bedürfnisse an. Anstatt Agenten mühsam beizubringen, wie sie in menschengemachten Interfaces herumklicken, werden die Oberflächen KI-freundlicher gestaltet. Digitale Infrastruktur im Netz wird zunehmend so umgebaut, dass sowohl Menschen als auch Maschinen sie verstehen - etwa indem mehr und mehr Internetseiten Programmierschnittstellen beinhalten oder E-Commerce-Plattformen ihre Produktbeschreibungen in maschinenlesbarer Form bereitstellen.
Diese Anpassung wird sich verstärken. Bis dahin bleibt KI-Agent-Technologie vor allem eins: ein faszinierendes Experimentierfeld für alle, die neugierig auf die Zukunft der Automatisierung sind.
🎧 Wie verändert KI unser Leben? Und welche KI-Programme sind in meinem Alltag wirklich wichtig? Antworten auf diese und weitere Fragen diskutieren Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub jede Woche in "Der KI-Podcast" – dem Podcast von BR24 und SWR.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!