Parkinson-Patienten spielen bei einem Tischtennis-Turnier
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Parkinson-Patientin Anke Leidenberger (rechts) spielt leidenschaftlich gerne Tischtennis – auch um ihre Krankheit zu "überlisten".
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Parkinson-Patientin Anke Leidenberger (rechts) spielt leidenschaftlich gerne Tischtennis – auch um ihre Krankheit zu "überlisten".

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Parkinson und Tischtennis: Der Sport "überlistet die Krankheit"

Parkinson und Tischtennis: Der Sport "überlistet die Krankheit"

Parkinson zerstört die Nervenzellen, die im Gehirn für die Bewegung zuständig sind. Mit Tischtennis wollen Betroffene dagegen ankämpfen – und vor allem Spaß haben. In Schwabach hat am Wochenende ein großes Ping-Pong-Parkinson-Turnier stattgefunden.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Klick klack, klick klack. Stakkatoartig hallt das Geräusch aufprallender Tischtennisbälle durch die Jahnhalle in Schwabach. Sportlerinnen und Sportler in bunten Trikots stehen sich gegenüber, ihre Blicke auf die fliegenden Bälle fixiert.

Was hier stattfindet, ist mehr als ein normales Tischtennisturnier – alle Sportler hier sind Parkinson-Patienten. Und sie sind hier, um sportliche Höchstleistungen zu zeigen. Der gemeinnützige Verein "Ping Pong Parkinson" hat am Wochenende erstmals in Süddeutschland ein großes nationales Turnier in Schwabach veranstaltet. 19 Teams aus ganz Deutschland waren mit dabei.

So fing die Krankheit an

Anke Leidenberger vom mittelfränkischen SC Dietersheim ist eine von ihnen. Die 41-Jährige hat ihren Schläger fest in der rechten Hand, während sie dem Ball hinterherhechtet und ihn auf die gegnerische Plattenhälfte zurückschlägt. Ihre linke Hand zieht sie manchmal wie im Krampf an sich heran, dann entspannt sie sich wieder, schüttelt den Arm und macht weiter.

Vor vier Jahren hatte sie als 37-Jährige ihre Diagnose bekommen. Doch schon fünf Jahre zuvor hatte sie gemerkt, dass etwas nicht stimmt. "Es fing einfach an mit starker Erschöpfung, Schwierigkeiten mit der Feinmotorik. Der Arm ist schon lang nicht mitgeschwungen, da wurde ich schon öfter darauf angesprochen", erzählt sie. Irgendwann konnte sie nicht einmal mehr Schuhe binden oder tippen. Als die Diagnose dann endlich kam, war es für sie fast eine Erleichterung: "Weil ich wusste, was zu tun ist und wie man es in Angriff nimmt."

Unheilbar, aber therapierbar

Parkinson ist eine Nervenkrankheit, die den Teil des Gehirns angreift, der für die Bewegung verantwortlich ist. Typische Symptome sind Muskelzittern, Muskelsteifheit und dass Bewegungsabläufe generell nur noch langsam ausgeführt werden. Nach Angaben des AOK-Bundesverbands waren 2023 etwa 300.000 Menschen in Deutschland an Parkinson erkrankt. Zwar kann die Krankheit heutzutage medikamentös behandelt werden, heilbar ist Parkinson aber nicht.

Tischtennis gegen Parkinson

Davon lassen sich Anke Leidenberger und auch die anderen "Parkis", wie sich die Betroffenen selbst nennen, nicht abhalten – weder vom Leben noch von ihrem Sport, dem Tischtennis. Gemeinsam mit anderen Parkinson-Erkrankten Tischtennis zu spielen, fördere die Gemeinschaft und den Austausch, so der Verein "Ping Pong Parkinson". Doch nicht nur das: "Tischtennis bedeutet bei Parkinson, dass die Gehirnkoordination massiv herausgefordert wird. Und das ist ein sehr guter Trainingseffekt für die Motorik, für das Gleichgewicht, für die Beweglichkeit", erzählt ein Spieler aus Münster.

Was er sagt, legen mittlerweile auch Studien nahe. Japanische Wissenschaftler haben 2020 bei einem Pilotversuch herausgefunden, dass sich Parkinson-Patienten bereits nach drei Monaten Tischtennis-Training besser bewegen konnten und die körperlichen Einschränkungen weniger wurden. Bemerkenswert ist unter anderem ihre Feststellung, dass die akustischen Signale beim Tischtennisspielen – also das Klick klack – mit dazu beitragen könnten, dem Körper einen Bewegungsimpuls zu vermitteln.

"Parkinson ist nicht das Ende"

"Das überlistet die Krankheit" – so beschreibt es Anke Leidenberger selbst. "Ich bin konzentrierter, schneller, ich habe keine Schmerzen und bin lockerer." Auch viele andere Spieler an diesem Wochenende berichten von einem ähnlichen Effekt, den der Sport auf ihr alltägliches Leben hat.

Natürlich hat die Krankheit Anke Leidenbergers Leben durcheinander geworfen: Sie kann zum Beispiel nicht mehr so viel ehrenamtlich mitmischen wie früher, muss mit ihren Kräften haushalten. "Man lebt anders. Ich habe so viele neue Dinge kennengelernt." Das Wichtigste für sie: "Parkinson ist nicht das Ende. Es wird anders. Aufgeben ist keine Option."

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